"Das Gegenteil ist der Fall: Wir brauchen noch stärkere Bemühungen, das Menschenrecht auf inklusive Bildung endlich umzusetzen", sagt Hubertus Strippel, Referent für Behindertenhilfe beim Caritasverband für das Bistum Essen.
Strippel bezieht sich auf ein Interview, dass Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, am Montag der Tageszeitung "Welt" gegeben hatte. Darin hatte Meidinger seine Forderung nach einem Moratorium, also einem Aufschub bei der Inklusion, unter anderem damit begründet, dass das gemeinsame Unterrichten aller Kinder an Regelschulen den Lernerfolg aller Schülerinnen und Schüler gefährde. Der nordrhein-westfälische Landtag hatte das Gesetz zum gemeinsamen Lernen von Schülern mit und ohne besonderen Förderbedarf aufgrund einer Behinderung im Oktober 2013 verabschiedet.
"Mit seiner Forderung ignoriert Meidinger nicht nur die vielen Beispiele gelungener schulischer Inklusion in Deutschland", so Caritas-Referent Strippel, "sondern auch die Forschungsergebnisse zur Bedeutung von Vielfalt in den Klassen." Schwerer als dies wiege indes, dass Meidinger mit seiner Forderung nach einem Aussetzen der Inklusionsbemühungen das Recht auf inklusive Bildung grundsätzlich zur Disposition stelle, so Strippel, der für den Essener Verband die Interessen von Menschen mit Behinderungen vertritt.
Die Umsetzung des Schulrechtsänderungsgesetzes von 2014 wird von Eltern- und Lehrerverbänden, aber auch von Vertretern der Caritas und weiterer Wohlfahrtsverbände übereinstimmend kritisiert. Lehrer und Schulen seien in Sachen schulischer Inklusion nicht ausreichend vorbereitet, für alle Schüler verschlechterten sich die Lernchancen, heißt es auf Seiten der Kritiker. Das Bemühen um die gute Ausgestaltung gemeinsamen Lernens deshalb einzustellen, wie Meidinger nun forderte, bedeutet nach Auffassung Strippels aber, das Menschenrecht auf inklusive Bildung auszusetzen: "Vielmehr gilt es, die Anstrengungen für ein inklusives Schulsystem noch zu erhöhen. So gibt es rechtsverbindlich auch die UN-Behindertenrechtskonvention vor."
Der Caritasverband für das Bistum Essen nimmt zum Thema "Inklusive Schule" eine Vorreiterrolle ein: Im Bundesnetzwerk "Schule für alle" koordiniert er die Modellregion NRW und ist so mitverantwortlich für die Entwicklung pädagogischer Konzepte mit Modellcharakter für ein inklusives Unterrichten.
Pressemitteilung
Essen
Menschenrecht auf inklusive Bildung
Erschienen am:
07.02.2018
Herausgeber:
Caritasverband für das Bistum Essen
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