Pflegebedürftige alte Menschen wollen sich in einem Netzwerk der Hilfe daheim sicher aufgehoben fühlen, Pflegefachkräfte möchten am liebsten möglichst unbürokratisch ihrer urspünglichen Aufgabe, der Pflege, nachgehen. Beide Wünsche berücksichtigt das niederländische "Buurtzorg"- Modell der ambulanten Krankenpflege, das derzeit in Deutschland große Aufmerksamkeit erhält.
Bedenkenswerte Ansätze für die ambulante Pflege
Die Frage, ob die Buurtzorg Idee - zu deutsch: Nachbarschaftshilfe - auch hierzulande eine Chance hat, stand im Mittelpunkt eines Fachtages des Caritasverbandes für das Bistum Essen für Pflegefachleute aus dem Ruhrgebiet. Das Pflege-Modell des Niederländers Jos de Blok sieht vor, dass kleine Teams von vier bis maximal zwölf Pflegekräften sich eigenverantwortlich organisieren und ihre Arbeitszeit einteilen, auf kurzen Wegen im Stadtviertel unterwegs sind, möglichst die Familien und Nachbarschaften in die Versorgung des alten Menschen mit einbinden, selbst den Kontakt zu Arzt und Krankenhaus halten und nur in übergeordneten Fragen Unterstützung von einer Pflegedienstleitung bekommen.
"Angesichts des hohen Fachkräftemangels in der Pflege müssen auch wir in Nordrhein-Westfalen Lösungen entwickeln für Pflegekräfte, die lieber in solchen kleinen Teams arbeiten möchten", sagt Frank Krursel, Fachreferent für Ambulante Pflege bei der Caritas im Ruhrbistum. Der Reiz des niederländischen Modells bestehe darin, dass der pflegebedürftige alte Mensch Kontakt mit den immer gleichen Pflegekräften habe, die auch Zeit hätten, sich unbürokratisch und individuell um weitere Sorgen des Patienten als ausschließlich um die Pflege zu kümmern.
Nach Krursels Einschätzung besteht die Herausforderung für das deutsche System allerdings darin, einerseits den Teams mehr Eigenverantwortung geben zu wollen, den hohen Standard der pflegerischen Versorgung und die tarifliche Bezahlung zu garantieren, ohne zugleich die engmaschigen Prüfungen aufgeben zu können: "Die Kontrollen unterdrücken jede Art von Kreativität und Innovation."
Dennoch könne man das eine tun und das andere nicht lassen, urteilt Krursel: Die Verlässlichkeit des deutschen Pflegesystems respektieren und zugleich am Beispiel von "Buurtzorg" nach Wegen suchen, den Pflegeberuf attraktiver zu machen: "Denn wenn Pflegekräfte mit ihrer Arbeit zufrieden sind, sind es auch Patienten und Angehörige." (Cordula Spangenberg)