In der Pandemie gehören Langzeitarbeitslose zu den großen Verlierern. Ihre Zahl ist nach 14 Monaten Corona-Krise sprunghaft angestiegen: "Wir dürfen diese Menschen nicht im Stich lassen, auch und gerade wenn die Konjunktur bald wieder anzieht", mahnt Matthias Schmitt, Diözesan-Caritasdirektor für das Bistum Essen. Sonst drohe eine Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit.
Im Bistum Essen ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Mai 2021 im Vergleich zum Beginn der Pandemie im März 2020 um 64 % (in NRW um 28 %) gestiegen. Neu und die Situation verschärfend wirkt aktuell, dass mehr und mehr Menschen aufgrund der Krise ihre Arbeit verloren oder den Einstieg in Arbeit nicht geschafft haben. Sind sie länger als 12 Monate arbeitslos, gelten sie statistisch als langzeitarbeitslos. Im März 2020, zu Beginn der Corona-Krise, waren im Bistum Essen 20.700 Menschen zwischen 12 und 24 Monaten arbeitslos. Heute, nach über einem Jahr Pandemie, sind es 32.959.
"Aus der Langzeitarbeitslosigkeit in die Erwerbsarbeit einzusteigen, ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie noch schwieriger geworden", sagt Matthias Schmitt "Wer arbeitslos wurde, fand wegen Corona nicht so schnell einen neuen Job und wer schon arbeitslos war, hatte noch weniger Chancen." Der Diözesan-Caritasdirektor fordert schnelle und gezielte Unterstützung Langzeitarbeitsloser mit Angeboten der Beratung, Qualifizierung und öffentlich geförderter Beschäftigung. "Wir müssen jetzt aktiv handeln! Es wäre fahrlässig und naiv, allein darauf zu vertrauen, dass demnächst die Konjunktur wieder anspringt und die neuen Langzeitarbeitslosen schon irgendwie wieder in Arbeit kommen." so Matthias Schmitt.
Langzeitarbeitslose "Generation Corona"?
Schaut man auf die verschiedenen Altersgruppen, fällt auf, dass der stärkste Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit bei den Jüngeren zu verzeichnen ist. Im Mai 2021 waren im Bistum Essen über 16.000 Menschen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren bereits ein Jahr oder länger arbeitslos. Das ist ein Plus von 48 % im Vergleich zu März 2020 in dieser Altersgruppe. "Diese Zahlen beunruhigen mich zutiefst", sagt Matthias Schmitt, Diözesan-Caritasdirektor für das Bistum Essen und warnt vor einer "Generation Corona". Gerade in dieser Altersgruppe könne man mit Bildungsberatung, Bildungsbegleitung und einer Art "Bildungsbonus" viel erreichen.
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In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an. Ziel der Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW ist die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Sicherung bestehender Angebote. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW weist auf soziale Missstände hin, initiiert neue soziale Dienste und wirkt an der Sozialgesetzgebung.