Das sind die alarmierenden Ergebnisse des aktuellen "Arbeitslosenreports NRW", den die Wohlfahrtsverbände NRW vorlegen. Diese Entwicklung bildet sich auch in den Städten und Kreisen im Bistum Essen ab. "Hier werden aufgrund gesetzlicher Vorgaben 12.083 ältere Arbeitslose über 58 Jahre statistisch nicht zu den Arbeitslosen gezählt", kritisiert der Direktor der Caritas im Bistum Essen. Der Grund: Diese Menschen haben in den letzten zwölf Monaten kein Jobangebot erhalten oder Arbeitslosengeld bzw. Hartz IV-Leistungen unter erleichterten Bedingungen bezogen.
"Genauso skandalös ist, dass ältere Hartz IV-Empfänger am stärksten von Langzeitleistungsbezug betroffen sind, aber kaum arbeitsmarktpolitische Förderung erhalten", so Meiwes. In den Städten und Kreisen des Ruhrbistums waren im März 2014 53.755 Langzeitleistungsbezieher über 50 Jahre registriert. "Nur jeder 20ste erwerbsfähige Leistungsberechtigte über 50 Jahre im Ruhrgebiet erhält im Schnitt die Möglichkeit, an einer arbeitsfördernden Maßnahme teilzunehmen.", kritisiert Meiwes.
"Die in unzähligen Sonntagsreden hochgeschätzte berufliche Kompetenz und Erfahrung gerade bei älteren erwerbsfähigen Arbeitslosen wird durch die Ergebnisse des aktuellen Arbeitslosenreports ad absurdum geführt. Wir fordern eine wahrnehmbare Intensivierung der arbeitsmarktpolitischen Förderungen auch für Menschen über 50, und wir erwarten eine transparente Darstellung ihrer Situation", so Meiwes.
Der gesamte Arbeitslosenreport NRW steht mit regionalen Zahlen bereit unter www.arbeitslosenreport-nrw.de. (LAG NRW/cde/mik)
Zahlen, Daten, Fakten zum aktuellen Arbeitslosenreport
12.083 Ältere zählen nicht als arbeitslos
Im August 2014 registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) für NRW 772.668 Arbeitslose. Diese Zahl bildet das Ausmaß der Arbeitslosigkeit jedoch nicht vollständig ab, denn etwa 180.000 faktisch Arbeitslose gingen nicht in die Statistik ein. Darunter sind rund 50.000 über 58-Jährige, die länger als zwölf Monate kein Jobangebot erhalten haben oder Arbeitslosengeld bzw. Hartz IV-Leistungen unter erleichterten Bedingungen beziehen. Diese erfasst die BA in der Unterbeschäftigungsstatistik und korrigiert so die monatlich verkündete Arbeitslosenzahl auch im Ruhrgebiet nach unten.
Immer mehr Leistungsbezieher über 50 Jahre
Im März 2014 gab es in NRW über 775.000 Hartz IV-Bezieher, die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate hilfebedürftig waren. Fast 238.000 von ihnen waren älter als 50 Jahre. Die Zahl der älteren Langzeitleistungsbezieher ist im Vergleich zum Vorjahresmonat außerdem um fast 3.000 Personen, also um 1,2 Prozent gestiegen. Für die Städte und Kreise im Bistum Essen bedeutet das einen durchschnittlichen Anstieg von knapp 3 Prozent.
Immer weniger arbeitsmarktpolitische Förderung für Ältere
Ältere Hartz IV-Empfänger erhalten kaum arbeitsmarktpolitische Förderung. Das belegen die Aktivierungsquoten der Bundesagentur für Arbeit, die aufzeigen, wie viele der potentiell förderbaren Personen tatsächlich an entsprechenden Maßnahmen teilnahmen: NRW-weit lag im April 2014 die Aktivierungsquote von Hartz IV-Empfängern über 50 Jahre bei 5,9 Prozent, das entspricht jeder siebzehnten grundsätzlich förderfähigen Person dieser Altersgruppe. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Aktivierungsquote der über 50-Jährigen um 0,5 Prozentpunkte gesunken. Im Bistum Essen wurde im April 2014 nur noch jeder 20ste erwerbsfähige Leistungsberechtigte über 50 Jahren im Durschnitt durch eine Maßnahme gefördert.
Der Arbeitslosenreport NRW
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den "Arbeitslosenreport NRW". Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SBG II-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden.
Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz. Ziel der regelmäßigen Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarkt-Berichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in Nordrhein-Westfalen zu beleuchten. (mik)
- PI 111/2014 - Essen, den 23.09.2014
Pressemitteilung
Caritas kritisiert geschönte Arbeitslosenstatistik - Ruhrgebiet: Über 12.000 ältere Arbeitslose nicht gezählt
Erschienen am:
23.09.2014
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