Es ist beeindruckend, wie viele Menschen in den letzten Wochen in Deutschland auf die Straße gegangen sind und gegen Faschismus und für Demokratie demonstriert haben. Ich selbst war auf einer Kundgebung in Bochum zusammen mit ca. 13.000 anderen Menschen. Auf dem Weg durch die Stadt wurde ein Satz immer wieder von vielen Demonstrierenden skandiert. „Ganz Bochum hasst die AfD“.
Bei dem Satz „Ganz Bochum hasst die AfD“, sträubt sich etwas in mir. Ich weigere mich, mich vom Hass anderer vereinnahmen zu lassen. Ich will nicht hassen. Das Skandieren fühlte sich für mich an diesem Abend gewalttätig an – und Gewalt ist genau das Gegenteil von dem, was unserer Gesellschaft jetzt braucht. Nie wieder ist jetzt! Mit dieser Parole hingegen kann ich mich sehr gut identifizieren. Die vielen unmenschlichen und widerwärtigen Aussagen von AfD-Politikern finde ich unerträglich. In mir schreit alles laut auf. Da will ich aufstehen, rausgehen und lautstark widersprechen! Die Frage, die sich mir aufdrängt: Wie begegnen wir angemessen dem Hass und der Hetze, die von rechten Gruppen in unserer Gesellschaft geschürt werden?
Wer die Botschaft Jesu ernst nimmt, darf nicht schweigen, wenn gegen Menschen gehetzt wird und Menschen aussortiert werden. Begegnen wir dem Hass entschieden, aber lassen wir uns nicht von ihm vereinnahmen. Tappen wir nicht in die Falle der Rechten und bleiben wir Menschen und menschlich. Die Würde des Menschen ist unantastbar, auch die eines Menschen, dessen politisches Denken wir ablehnen und verurteilen. Hass darf niemals die Oberhand über uns gewinnen. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass die Proteste weitergehen und sich viele Menschen für ein friedliches und respektvolles Miteinander in unserer Gesellschaft einsetzen.
Ein Kommentar von Joachim Derichs, Seelsorger im Franz Sales Haus, Essen