700 Botschafter für Toleranz und Menschlichkeit
Das zweijährige Projekt ging am Mittwoch, 2. Oktober 2019 mit einer Abschlussveranstaltung zu Ende. Etwa 300 Beschäftigte sozialer Berufe haben 2018 und 2019 an den 16 Workshops des Projektes teilgenommen. Die Themen variierten von Flüchtlingshilfe, Gender- und Rollenverständnis, Hatespeech im Netz, Inklusion, Interkulturalität, Fasten und Feste, kultursensible Pflege, Islamismus, interreligiösem Austausch bis zu innovativen Methoden der sozialen Arbeit.
An den acht Kneipenabenden im Ruhrgebiet und in der Umgebung sahen rund 350 Gäste die Kneipenaufführung gegen Rassismus und Intoleranz und diskutierten. Auch bei Fachtagungen, zum Beispiel zum Thema Anti-Ziganismus, beim "Flüchtlingsgipfel" auf der Zeche Carl in Essen und bei einem Barcamp, hat "Sach wat!" seine Botschaft der Toleranz unter die Leute gebracht.
"Sach wat!" Multiplikatorinnen: Ann-Marie Bappert und Ilayda BostancieriCaritas / Christoph Grätz
14 Teilnehmende wurden während einer zwölftägigen Schulung über zwei Jahre zu Multiplikator*innen ausgebildet, die am heutigen Tage ihre Zertifikate überreicht bekamen. Bestandteil der Multiplikatorenschulung war ein eigenes Projekt - von der Entwicklung bis zur Realisierung. Ann-Marie Bappert und Ilayda Bostancieri, Mitarbeiterinnen der Caritas Gelsenkirchen haben ihr Projekt präsentiert, bei dem sie 21 Kolleginnen und Kollegen im professionellen Umgang mit Rechtsextremismus geschult haben. Beide studieren an der FH Dortmund Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Armut und (Flüchtlings-)Migration. Für ihre Arbeit bei der Caritas und auch im privaten Umfeld fühlen sie sich durch Methoden und Hintergrundwissen, das sie im Projekt erworben haben, in ihrer Haltung bestätigt und für Auseinandersetzungen gestärkt.
"Es hilft einfach, wenn man Stänkerern gegenüber sicher auftreten kann und zum Beispiel weiß, wie hoch der Hartz IV-Satz ist, um ihnen direkt den Wind aus den Segeln zu nehmen, wenn sie von Sozialschmarotzern reden."
Eine laute Minderheit macht Stimmung, die Mehrheit denkt anders
"Sach wat!" Projektleiter Mello HakopiansCaritas / Christoph Grätz
Projektleiter Mello Hakopians resümiert: "Meine Recherchen im Internet haben mich zum Teil wirklich frustriert - vor allem, wenn man einschlägige Foren besucht. Das Projekt hat mir jedoch gezeigt, dass diese Menschen zwar laut, aber in der Minderheit sind. Die Mehrheit tickt eben nicht so. Im Gegenteil: Viele Menschen haben ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema Intoleranz und Rassismus gemacht. Wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben, sich auszutauschen und zu erleben, dass sie nicht alleine sind. Mit dem Projekt wollten wir Erfahrungs- und Lernangebote für Menschen machen, die für Toleranz und Menschlichkeit stehen und im Zweifelsfall auch dafür einstehen werden", sagt Projektleiter Mello Hakopians zum Abschluss des Projektes. "Wissen, Offenheit und gegenseitiger Austausch sind die Basis für Toleranz. Die Gewissheit, mit einer Idee von Menschlichkeit nicht alleine zu sein, ist zurzeit wichtiger denn je. Mit diesem Projekt wollten wir ein deutliches Zeichen setzen."
"Sach wat! Tacheles für Toleranz 2.0" ist der zweite Durchgang des Projektes, das Ende 2016 bis Mitte 2017 mit Landesmitteln finanziert und von der Caritas im Bistum realisiert wurde. Der zweite Durchgang wurde von der Lotterie Glücksspirale gefördert. Im Juni 2017 wurde das Projekt von der Deutschen Bischofskonferenz mit dem "Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" ausgezeichnet.