"Hallo Yoga!", rufen drei Jungs und ein Mädchen freudig in der alten Villa in der Knappschaftsstraße. Mit "Yoga" haben sie soeben ihre Yogalehrerin Angelika Schwieren-Catania begrüßt. Ein unbeschwerter Moment vor einem traurigen Hintergrund: Im KinderHaus werden Kinder betreut, die aus schwerwiegenden Gründen nicht mehr in ihren Familien leben können. "Etwa weil sie massiv vernachlässigt oder misshandelt wurden", erklärt Berenike Frotscher, Leiterin des Hauses, das sich als Übergangshilfe versteht und Platz für 14 Kinder im Alter von einem Jahr bis acht Jahren bietet.
Der Verein "Yoga für alle e.V." hat sich zum Ziel gesetzt, Yoga überall dorthin zu bringen, wo es hilfreich sein könnte, wo es aber nur schwer hinkommt. Daher unterstützt der Verein verschiedene Projekte. Das Geld dafür stammt aus der langen Nacht des Yoga, die in Hamburg, München, Bochum, Herne und auf Sylt durchgeführt wird. Hier im Ruhrgebiet hat Vereinsmitglied Angelika Janka letztes Jahr die Yoga-Nacht zum ersten Mal organisiert. Der Erlös floss zu 100 Prozent in Projekte wie das fürs KinderHaus. Neben den Yoga-Matten finanziert der Verein so insgesamt zehn Yoga-Termine im Haus der Caritas. Und das mit großem Erfolg, wie Dagmar Rüther, stellvertretende Leiterin des KinderHauses, findet: "Ein Kind, das sonst immer sehr, sehr angespannt ist, sang auf einmal beim Yoga inbrünstig mit." Und weiter: "Auch im Alltag singen die Kinder ihre Yoga-Lieder, machen die Gesten nach und freuen sich auf die nächste Stunde."
Gesungen werden beim Yoga übrigens Mantren, wie Angelika Yanka erklärt: "Das Mantra singen ist eine Art der Meditation in einer altindischen Gelehrtensprache. Recht einfache Silben werden hier auf schönen Melodien wiederholt. Das hilft zu entspannen." Und gerade das müssen die Kinder im KinderHaus erst lernen. KinderHaus-Mitarbeiterin Rüther dazu: "Aus ihrer Vergangenheit heraus können unsere Kinder nicht entspannen. Denn das würde bedeuten, dass sie die Kontrolle über die Situation verlieren - und dann könnte etwas Schlimmes passieren."
Kinderyogalehrerin Angelika Schwieren-Catania hat ein Gespür für die besonderen Belange dieser Kinder: "Ich kann zu Kindern mit Traumata nicht einfach sagen ‚Jetzt macht mal die Augen zu.‘" Stattdessen lässt sie ihnen die Wahl, ob sie ihre Augen auflassen oder nicht. Wichtig sei ihr vor allem, dass die Kinder Spaß haben. Die Yogalehrerin führt aus: "Das Kinderyoga kommt daher auch ohne Leistungsanforderungen aus. Die Kinder imitieren die Übungen, müssen das aber nicht perfekt machen. Sie können sein, wie sie sind. Und das tut ihnen gut."
Wie es nach den zehn bereits finanzierten Terminen weitergeht, ist noch nicht geklärt. Wer für das Projekt spenden möchten, kann sich an das KinderHaus (Telefon: +49 209 218-23 , info@kinderhaus-ge.de) wenden.
Weitere Infos zum KinderHaus gibt es unter: www.caritas-gelsenkirchen.de und unter www.kinderhaus-ge.de. Hintergründe über den Verein "Yoga für alle e.V." gibt es unter: www.yoga-fuer-alle-ev.com. Die nächste lange Nacht des Yogas findet am 25. Juni von 18 bis 24 Uhr statt.