Sabine Depew, Direktorin des Caritasverbandes für das Bistum Essen e.V.Nicole Cronauge | Caritas Essen
Kürzere Bemessungszeiten und einen Sonderfonds für Grundrenten-Bezieher im Ruhrgebiet fordert die Essener Diözesan-Caritasdirektorin Sabine Depew.
"Die Bemessungszeit von 35 bzw. 33 Beitragsjahren finden wir für Bürger in strukturschwachen Regionen wie dem Ruhrgebiet hoch problematisch", kommentiert Depew den Gesetzesentwurf, den die Bundesregierung am Mittwoch, 19. Februar, auf den Weg bringen will. Wer mindestens 35 Beitragsjahre in der Rentenversicherung nachweisen kann, jedoch eine Rente unterhalb der Grundsicherung bekommt, soll ab Januar 2021 dank einer Aufwertung von Beitragszeiten eine Grundrente erhalten. Ab 33 Erwerbsjahren sollen, sofern Beiträge auch aus Kindererziehungs- und Pflegezeiten eingerechnet werden können, gestaffelte Zuschläge gezahlt werden.
Zwar sieht Depew in der geplanten Grundrente einen Schritt in die richtige Richtung. Eine schwache Wirtschaft und schlechte Rahmenbedingungen sorgten jedoch in der Ruhrregion für höhere Arbeitslosigkeit und mehr unterbrochene Erwerbsbiographien als anderswo - Schlusslichter seien hier Duisburg und Essen. "Man kann es den Menschen nicht anlasten, wenn sie in Städten leben, die seit 25 Jahren in der Haushaltssicherung sind und deshalb in Fragen der Bildung und Erwerbsförderung ihrer Bürger keine großen Sprünge machen können", so Depew. Altersarmut sei nicht nur ein Problem des Einzelnen, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Die Caritas im Ruhrbistum frage sich, warum das Thema "Altersarmut" in der Ruhrkonferenz der NRW-Landesregierung keine Rolle spiele. Wenn nicht dort, so müsse Altersarmut auf einen Runden Tisch auf Landesebene. "Dort geht es zunächst dringend darum, über einen Sonderfonds Ruhrgebiets-Bürgern den Zugang zur geplanten Grundrente zu ermöglichen", so Depew, "langfristig ist es natürlich wünschenswert, dass die Menschen über einen adäquaten Mindestlohn und ein sicheres Rentenniveau ihren Lebensabend aus eigenen Kräften absichern können."
Cordula Spangenberg