Die drei Seniorinnen, Hannelore Weiland, Ruth Sauerland und Ursula Volkmer, besuchen das digitale Angebot an diesem NachmittagCaritas | Christoph Grätz
In der "Markthalle", dem hellen Foyer des Marienheimes in Essen-Überruhr, sitzen vier Bewohnerinnen des Altenheims um einen Tisch und haben kleine digitale Geräte vor sich. Die vier Damen lieben es inzwischen, sich mit Hilfe von Tablets die Zeit zu vertreiben. Andere Bewohnerinnen nutzen das digitale Hilfsmittel, um Musik aus der Heimat zu hören, Filme zu schauen und Konzerte zu hören. Dinge, die zwar nicht mehr ganz unmittelbar, aber mit Hilfe der Technik möglich sind. Sozialarbeiterin Elena Hilgenberg (43) ist Mitarbeiterin im Sozialdienst des Marienheimes, eines Altenheimes der Theresia-Albers-Stiftung mit 122 Bewohnerinnen und Bewohnern. Sie realisiert das Projekt "Digitale Teilhabe" gemeinsam mit ihren Kolleginnen von der Alltagsbetreuung und erklärt im Podcast, warum die digitalen Helfer so wichtig für die Menschen sind. Die drei Seniorinnen, Hannelore Weiland, Ruth Sauerland und Ursula Volkmer, besuchen das digitale Angebot an diesem Nachmittag und erzählen im Podcast von ihren Erfahrungen mit den Tablets.
Hören Sie das ganze Gespräch https://caritalks.podigee.io/75-digitale-teilhabe-altenheim
Bewohnerin Ursula Volkmer zusammen mit Elena Hilgenberg, Leiterin des Projekts „Digitale Teilhabe“ Caritas | Christoph Grätz
Das Projekt "Digitale Teilhabe" gibt es bereits seit der Corona-Pandemie in vier Altenheimen der Theresia-Albers-Stiftung. Es nutzt die Erfahrungen der Lockdowns, als persönliche Kontakte auf ein Minimum reduziert waren, und verstärkt digitale Hilfsmittel eingesetzt wurden. Die Tablets können von den Bewohnerinnen und Bewohnern auch ausgeliehen werden, um mit Verwandten und Freunden zu skypen, Dinge online einzukaufen oder virtuell Orte zu besuchen, die für die eigene Biografie wichtig sind: die Kirche, in der man geheiratet hat, der Geburtsort, die liebsten Urlaubsziele oder der Lieblingsverein. "Dabei", sagt Hilgenberg, "fließen auch schon mal ein paar Tränen der Rührung. Die digitalen Hilfsmittel ermöglichen Erinnerungen und neue Eindrücke. Das wirkt sich positiv auf unsere Bewohnerinnen und Bewohner aus, die dadurch ruhiger werden." Und auch der Weihnachtsbasar des Marienheims profitiert von den Tablets. Einige Bewohnerinnen haben sich Strickanleitungen für Weihnachtsgeschenke heruntergeladen oder Tutorials angesehen und stricken nun eifrig für den Adventsbasar. Auch bei demenzerkrankten Menschen kommen die tragbaren Computer zum Einsatz. Sie helfen zum Beispiel mit Musik, Erinnerungen zu wecken.
Elena Hilgenberg, Leiterin des Projekts „Digitale Teilhabe“, und Bewohnerin Ruth Sauerland bei der Nutzung des Tablets Caritas | Christoph Grätz
Vieles, was Elena Hilgenberg den Seniorinnen und Senioren vermittelt, hat sie sich selbst autodidaktisch beigebracht. Einiges an digitalem Know-how haben sie und ihre Kolleginnen in der Praxis dazugelernt. Im Projektpaket, das von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW finanziert wird, wurden neben dem Kauf von Hardware auch die digitale Infrastruktur des Hauses verbessert und neue Access Points für das WLAN eingerichtet. Vor dem Hintergrund, dass mittel- und langfristig immer mehr Menschen in die Seniorenheime kommen, die digitale Vorerfahrungen haben und auf digitale Möglichkeiten nicht verzichten wollen, ist das Projekt ein Schritt in die digitale Zukunft. Viele bringen ein Tablet oder ein Smartphone mit, das sie von Kindern oder Enkeln geschenkt bekommen und bereits Zuhause intensiv genutzt haben.
Info:
Das Projekt "Digitale Teilhabe" im Marienhaus ist eines von landesweit 650 Projekten, die von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW finanziert werden.
Tablet im EinsatzCaritas | Christoph Grätz
Diese hat unter dem Titel "Zugänge erhalten - Digitalisierung stärken" Projekte in sozialen Einrichtungen mit rund 42 Millionen Euro gefördert. Das Sonderprogramm soll dazu dienen, "pandemiebedingte Einschränkungen mithilfe digitaler Angebote zu überwinden. So soll die Begleitung besonders schwer betroffener Personengruppen verbessert werden. Ziel […] ist es, die Chancen der Digitalisierung stärker als bisher zu nutzen und langfristig in die Arbeit der […] Wohlfahrtspflege zu integrieren."