Nach dem Muster eines Barcamps bot das CariCamp des Caritasverbandes für das Bistum Essen in kurzen Sessions Einblicke in digitale Beispielprojekte der sozialen Arbeit. Die Referenten waren allerdings bereits im Vorfeld schon eingeladen worden, anstatt, wie beim Barcamp üblich, als Teilnehmer spontan eine Info-Einheit anzubieten. Nicht wegzudenken ist bei dieser Form der offenen Tagung ein Hashtag wie #caricamp, um das Feedback der Teilnehmer auf Twitter nachverfolgen zu können. Darüber hinaus hatten die Veranstalter des CariCamps zu jeder der neun Sessions eine "Pad" genannte öffentliche Website eingerichtet, auf der alle Teilnehmer ihre Eindrücke, Fragen, Ideen und die nächsten Schritte eintragen und so eine gemeinsame Dokumentation des "CariCamps" erstellen konnten.
Über 30 Interessierte hatten sich auf diese Form der Tagung eingelassen und verschafften sich knappe, konzentrierte Einblicke in die digitalen Projekte der Kollegen. Martin Klein, Professor für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule NRW, stellte am Beispiel der medizinischen Versorgung im weitläufigen Münsterland die elektronische Videoberatung für Sozialarbeiter, Klienten und Einrichtungen vor, und zwar - wie er es ausdrückte - "eine Lösung ohne Schnickschnack und unter besonderer Berücksichtigung von Haftungsfragen", die gerade deshalb gründliche Vorüberlegungen zum erwarteten Nutzerverhalten und zu externen, unabhängigen Überprüfungen der Datensicherheit erforderte.
Das Sozialwerk St. Georg in Gelsenkirchen entwickelt sensorgestützte Hilfen für Demenzkranke. Die Ideen dafür stammen aus der Pflegepraxis und von den Betroffenen selbst: Schlafsensoren, Sturzmatten, Herdabschaltungen, Türsensoren. Auch hier stellt sich die Frage nach Datenschutz und Privatsphäre: Sollte man den Einsatz solcher digitaler Hilfsmittel bereits in der Patientenverfügung abfragen?
Systematisch geht das neue Projekt "Digitales Empowerment in der ambulanten flexiblen Erziehungshilfe" der Caritas Mülheim vor. Apps und Tools für Jugendliche und Eltern, aber auch für die Fachkräfte der Familienhilfe werden auf ihren Nutzwert und die Risiken hin untersucht. Es gibt praktische Familienkalender-Apps, Ratschläge zur Beschäftigung von Kleinkindern auf Pinterest und Messenger-Dienste, über die man die Klienten auch dann erreichen kann, wenn deren Mobil-Guthaben verbraucht ist. Manchmal allerdings besteht der beste Rat darin, Smartphone-freie Zeiten am Tag zu vereinbaren, damit die junge Mutter mehr Blickkontakt zu ihrem Kind aufnimmt.
Am Beispiel des Kinderdorfs "Am Köllnischen Wald" stellte die Caritas Bottrop den Aufwand dar, der erforderlich ist, um den 66 minderjährigen Bewohnern der Einrichtung WLAN zur Verfügung zu stellen. Eine erste Herausforderung bestand schon darin, eine Internetverbindung in den Bottroper Wald zu bekommen, aber auch: Welche Webseiten dürfen im Kinderdorf nicht zugänglich sein?
Während Jugendliche meist mit Smartphone und Spielkonsole gut zurecht kommen, haben viele ältere Pflegekräfte erhebliche Berührungsängste mit dem Digitalen, auch wenn ihnen versprochen wird, dass sie mit digitaler Pflegedokumentation viel Zeit sparen würden, die ihnen dann für mehr Pflege mit Herzblut zur Verfügung stände. Der junge Pflegenachwuchs hingegen erwartet von einem attraktiven Arbeitsplatz digitale Erleichterungen - " dieser Spagat der Erwartungen unserer Pflegekräfte ist ein großes Problem", hieß es in der "Selbsthilfegruppe Digitales in der Pflege" beim CariCamp.
Das Feedback der Teilnehmer am CariCamp wurde am Mittag mit dem interaktiven Tool "Mentimeter" abgefragt: Jeder gab in seinem Smartphone eine Bewertung des Tages ab, die Begriffe erschienen anschließend anonym, aber für alle sichtbar als Wortwolke auf dem großen Monitor des Versammlungsraums. Gewünscht wurde, das Format "CariCamp" fortzuführen, auf einen ganzen Tag auszuweiten und zu öffnen für freie Session-Angebote der Teilnehmer. (cs)
Pressemitteilung
45127 Essen
CariCamp: Ideenschmiede für digitale Neuerungen
Erschienen am:
05.04.2019
Herausgeber:
Caritasverband für das Bistum Essen
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