Zu "zehn Taten gegen Wohnungsnot" rufen der Deutsche Caritasverband und seine Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (KAGW) am 11. September, dem "Tag der Wohnungslosen", auf. Der katholische Sozialverband fordert unter anderem eine langfristige Sozialbindung und mehr Gemeinnützigkeit im Wohnungsbestand, Bereitstellung preisgünstiger Wohnungen auch durch die Kirche und ihre Caritas sowie den Schutz bestehender Mietverhältnisse vor Zwangsräumungen.
Sabine Depew Nicole Cronauge | Caritas
Etwa eine Million Menschen in Deutschland - allein rund 44.000 in Nordrhein-Westfalen - sind hierzulande ohne dauerhafte eigene Wohnung, Tendenz steigend. "Die Situation auf dem Wohnungsmarkt in NRW - insbesondere im Ruhrgebiet - verschlechtert sich ständig. Preiswerter Wohnraum bleibt Mangelware, weil die Mieten in den vergangenen Jahren explodiert sind", bemängelt die Essener Diözesan-Caritasdirektorin Sabine Depew. Menschen mit niedrigen Einkommen würden aus den Innenstädten verdrängt und fänden immer schwerer adäquaten Wohnraum. "Wir wollen, dass auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen Aktionen und Maßnahmen gegen Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit umgesetzt werden", so Depew.
Mehr als 400 katholische Einrichtungen und Dienste unterstützen in ganz Deutschland obdachlose, wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Eine von ihnen ist das Christophorushaus des Caritasverbandes für Bochum und Wattenscheid, dessen Team anlässlich des "Tages der Wohnungslosen" vor dem Bochumer Hauptbahnhof gegrillte Würstchen an die Besucherinnen und Besucher der Bahnhofsmission verteilte. Das Haus besteht seit 60 Jahren und bietet Platz für 30 wohnungslose Männer mit besonderen sozialen Schwierigkeiten.
Thomas Quinting, Leiter des Christophorushauses in BochumCaritas Bochum / Annette Borgstedt
"Obwohl es häufig gelingt, diese Männer wieder fit für eine eigene Wohnung zu machen, finden sie oft keine Singlewohnung, die den Richtlinien der Grundsicherung entspricht", bemängelt Hausleiter Thomas Quinting. Preiswerte kleine Wohnungen bis 50 Quadratmeter würden derzeit auf dem Bochumer Wohnungsmarkt nicht angeboten. "Als Konsequenz verbleiben einige Männer länger als eigentlich notwendig im Christophorushaus, da sie nicht in die Wohnungslosigkeit entlassen werden", so Quinting. Gleichzeitig entständen so Wartezeiten für Männer, die die Hilfen des Christophorushauses dringend benötigten. (cs)
Mit "zehn Taten gegen Wohnungsnot" fordert die Caritas eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem existentiellen Problem der Wohnungsnot sowie konkrete Hilfsmaßnahmen:
1. Langfristige Sozialbindung für 30 Prozent aller Neubauwohnungen
2. Steigerung des öffentlichen, gemeinnützigen und genossenschaftlichen Wohnungsbestandes
3. Private Immobilienunternehmen sollen preisgünstigen Wohnraum anbieten
4. Leerstand, Spekulation und Zweckentfremdung von Wohnraum muss gestoppt werden
5. Günstiges Bauland muss von der öffentlichen Hand und der Kirche zur Verfügung gestellt werden
6. Kirche und ihre Caritas müssen selbst neuen preisgünstigen Wohnraum schaffen
7. Eine Sozialquote für geschützte Wohnraumsegmente muss eingeführt werden
8. Zwangsräumungen müssen durch die Übernahme von Mietschulden verhindert werden
9. Eine bundes- und landesweite Wohnungsnotfallstatistik muss eingeführt werden
10. Angebote zur Prävention von Wohnungslosigkeit müssen auf- und ausgebaut werden
Rückfragen bitte an Angelika Wagner, Allgemeine Sozialberatung; Armut, Arbeit/Arbeitslosigkeit, Schuldnerberatung, Straffälligenhilfe
Telefon: 201 / 81028727, angelika.wagner@caritas-essen.de