"Noch nie hatten Menschen in Deutschland durchschnittlich pro Kopf so viele Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Gleichzeitig wenden sich immer mehr Menschen an unsere Beratungsdienste, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden", sagt die Referentin für Wohnungslosenhilfe der Caritas im Bistum Essen, Angelika Wagner. Auch im Ruhrgebiet gebe es Engpässe bei bezahlbarem Wohnraum. "In unseren Diensten und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe erleben wir täglich, wie Wohnungsnot die Menschen in existentielle Krisen stürzt."
In diesem Jahr wurden zum zweiten Mal die untergebrachten wohnungslosen Personen in Umsetzung des Wohnungslosenberichterstattungsgesetzes bundesweit erhoben. Zum 31. Januar 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt in NRW 84.690 Menschen in Unterbringung gezählt. Mit 35.270 stellen Frauen ein gutes Drittel davon dar. "Doch das ist nur ein Teil Wahrheit. Denn Menschen, die bei Freunden und Verwandten untergekommen sind, jedoch keine mietvertraglich gesicherte Wohnung haben, werden hier nicht erfasst", informiert Angelika Wagner.
Ebenso wichtig seien weitreichendere präventive Maßnahmen, damit die Wohnung möglichst erhalten bleibt. Denn sei die Wohnung erst verloren, gebe es wenige Chancen auf dem Wohnungsmarkt. Das Land NRW begegnet Wohnungslosigkeit seit einigen Jahren mit der Landesinitiative "Endlich ein Zuhause" und nimmt ganz konkret obdachlose und wohnungslose Menschen, aber auch diejenigen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, in den Blick. Das ist bundesweit einmalig.
Günstiger Wohnraum dringend nötig
In ihrem Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, bis 2030 Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu überwinden und legt dazu einen Nationalen Aktionsplan auf. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, bedarf es Anstrengungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Angelika Wagner: "Wir brauchen mehr günstige Wohnungen mit langfristigen oder dauerhaften Sozialbindungen. Der Bestand an Sozialwohnungen geht jedoch seit Jahrzehnten zurück."
Hinweis: Unter nachstehendem Link finden Sie die Forderungen der der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe zur Wohnungssituation in Deutschland: Nationale_Strategie_Kampagne_Alle_Forderungen_im_UEberblick.pdf (bagw.de)Essen.
Der Caritasverband für das Bistum Essen
Vom Ruhrgebiet bis ins Märkische Sauerland - zum Netzwerk des Caritasverbands für das Bistum Essen gehören rund 750 Einrichtungen und Dienste, wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindertagesstätten, Einrichtungen der Jugend- und Behindertenhilfe sowie Beratungsstellen. In den angeschlossenen Fach- und Ortsverbänden sind rund 34.000 hauptamtlich Mitarbeitende sowie 5.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Als katholischer Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege versteht sich der Caritasverband für das Bistum Essen als Anwalt und Partner Benachteiligter, als Mitgestalter der Sozialpolitik und als Förderer sozialen Bewusstseins.