Die Caritas im Bistum Essen will die eigenen Kompetenzen in der Begleitung Sterbender ausbauenGabriele Beautemps | Caritas Essen
Dass Menschen - wenn es denn schon sein muss - lieber in der gewohnten Umgebung als in einem Krankenhaus oder Altenheim sterben, ist hinlänglich bekannt: Doch wie sieht die Versorgung von Patienten, die zuhause betreut werden, in der letzten Lebensphase aus, und wie gut ist sie? Das will der Caritasverband im Bistum Essen in Kooperation mit der Fachhochschule Münster mittels eines neuen Projektes herausfinden.
Bei der Auftaktveranstaltung umriss Caritasdirektorin Sabine Depew die unterschiedlichen Zielsetzungen des Vorhabens, an dem sich 16 Sozialstationen aus dem gesamten Bistumsgebiet beteiligen. "Die einfachste und bequemste Antwort wäre, auf den gesetzlichen Willen hinzuweisen, denn aufgrund der geänderten HKP-Richtlinie können ambulante Dienste zukünftig vermehrt palliative Patienten versorgen. Außerdem streben die Kostenträger ein Leistungsmodul "palliative Versorgung" im SGB XI an. Doch die wichtigere und bedeutsamere Antwort auf diese Frage lautet: Weil es uns als Caritas ein ureigenes Anliegen ist, die uns anvertrauten Menschen im Sinne des palliativen Grundgedankens, nämlich des Linderns von Leiden, zu begleiten. Das Projekt setzt sich hierbei zum Ziel, die palliativen Kompetenzen in unseren ambulanten Pflegediensten und Sozialstationen zu stärken und auszubauen."
Bündelung der Informationen zur Gewinnung eines umfassenden Bildes
Um dies zu gewährleisten, werden in den kommende Wochen Studierende der FH Münster die 16 Einrichtungen besuchen und den Mitarbeitern einen umfangreichen Fragebogen präsentieren. "Uns ist es dabei wichtig, dass nicht nur Pflegefachkräfte in die Umfrage einbezogen werden, sondern auch Hilfskräfte sowie Mitarbeiter der Hauswirtschaft und der sozialen Betreuung", sagt Frank Krursel, Diözesanreferent für Ambulante Pflege und Palliative Versorgung, der zusammen mit seinen Kollegen Marion Louven und Daniel Holzem die Untersuchung inhaltlich betreut. "Denn nur aus der Bündelung der Informationen, die aus den unterschiedlichen Blickwinkeln entstehen, wird sich letztlich ein umfassendes Bild ergeben."
Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen dann im Rahmen einer Palliativ-Werkstatt ausgewertet werden. "Hier sollen konkrete Verbesserungspotenziale ausgelotet und Verfahren zur Veränderung eingeleitet werden", fasst Marion Louven die Zielsetzung für diese zweite Projektphase zusammen, die im Herbst 2020 beginnen und sich über zwei Jahre erstrecken wird. Krursel: "Letztlich dient das Projekt einem zentralen Ziel: Wir wollen die letzten Wochen und Tage den Patienten erleichtern. Sie sollen am Ende möglichst ohne Schmerzen, würdevoll und in vertrauter Umgebung leben und dann auch sterben können." Insofern ist das Projekt, das sich der Caritasverband knapp 7000 € kosten lässt, Standortbestimmung und Verbesserungsansatz zugleich.
Hubert Röser