Im Bistum Essen beschäftigt sich der Vorstand der katholischen Arbeitsgemeinschaft der Altenhilfe (AGEA) mit dem Thema Gesamtversorgungsverträge und hat dazu ein Projekt aufgelegt. Die Mitgliederversammlung der AGEA diskutierte das Thema gestern im Haus der Caritas in Essen mit Gerhard Herrmann vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) NRW.
Gerhard Herrmanns vom MAGS NRWCaritas / Christoph Grätz
Markus Kampling, Geschäftsführer, Katholische Pflegehilfe EssenCaritas / Christoph Grätz
Markus Kampling, Geschäftsführer der Katholischen Pflegehilfe Essen, die unter anderem Träger des Altenheimes St. Martin in Essen-Rüttenscheid ist, berichtete von ersten Erfahrungen, das Konzept einzuführen, von Anfangsschwierigkeiten und besonderen Anforderungen an Vernetzung ambulanter und stationärer Angebote.
Ambulante und stationäre Pflege aus einer Hand
Das Thema Gesamtversorgungsverträge, die das SGB XI schon seit langem ermöglicht, bekommt nun auf Initiative von Minister Karl-Josef Laumann durch Lockerungen in den Voraussetzungen neuen Schwung. Das Konzept sieht vor, dass Altenheime in einem näher zu definierenden Umkreis um die Einrichtung herum nun auch ambulante Pflege direkt anbieten können. Sie sollen sektorenübergreifend tätig werden können, ohne dass sie alle Anforderungen der bisher abzuschließenden Versorgungsverträge für ambulante Leistungen erfüllen müssen.
Zum Hintergrund: Ambulante Pflegedienste haben zunehmend Schwierigkeiten, Fachkräfte zu gewinnen, was in der Folge dazu führt, dass Anfragen Pflegebedürftiger abgelehnt werden müssen, weil die Kapazitäten nicht ausreichen. Diese Lücke könnte, so Herrmann vom MAGS über das neue Konzept - zumindest teilweise - geschlossen werden, weil es Pflegenden, die in vollstationären Einrichtungen in Teilzeit beschäftigt sind, die Möglichkeit gibt, ihre Arbeitszeit aufzustocken. Demnach wäre es möglich, dass eine Teilzeitkraft neben der Arbeit in einer Pflegeeinrichtung auch anschließend Patient/innen zu Hause mit Pflegeleistungen oder haushaltsnahen Dienstleistungen versorgt.
Ein Praxistest lohnt
Thomas Behler, Vorsitzender der Arbeitgemeinschaft der Altenhilfe im Bistum Essen (AGEA)Caritas / Christoph Grätz
Thomas Behler, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Altenhilfe im Bistum Essen, begrüßt diese Flexibilisierung, weil sie eine Öffnung der Einrichtungen in die Stadtteile begünstige und eine Möglichkeit sei, dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken. "Es lohnt, das Konzept in der Praxis zu erproben, auch wenn es höhere Anforderungen an die Pflegedienstleitungen stellt, was Koordination und Management angeht. Qualitätsstandards, die in der katholischen Altenhilfe üblich sind, müssen dabei eingehalten werden", so Behler. Allerdings fordert Martin Peis, Abteilungsleiter bei der Caritas im Bistum Essen, dass es eine angemessene finanzielle Ausstattung und Ressourcen für diese neue Form der Leistungserbringung geben müsse, damit das interessante Konzept nicht als Einsparinstrument der Pflegekassen missbraucht wird. Die Altenhilfe der Caritas im Bistum Essen erprobt damit neue Wege in der Pflegeversorgung.
Eva-Maria Güthoff, Vorsitzende des Verbandes katholischer Einrichtungen (VKAD)Caritas / Christoph Grätz
Die Mitgliederversammlung der AGEA befasste sich in ihrer Sitzung auch mit den am Gemeinwohl orientierten Veränderungsnotwendigkeiten in der Pflegeversicherung, zu denen Eva-Maria Güthoff, Vorsitzende des Verbandes katholischer Einrichtungen (VKAD), referierte. (ChG)