Das Netzwerk der Caritas im Ruhrbistum mit seinen zehn Ortscaritasverbänden und Fachverbänden hat Kontakte zu den Kommunen aufgenommen, um sich bei der Unterbringung und psychosozialen Versorgung von Geflüchteten einzubringen. Die Caritasverbände Oberhausen, Gladbeck, Bottrop, Gelsenkirchen und Mülheim sind in den kommunalen Netzwerken vertreten und koordinieren ihre Hilfen dort.
Vielfach, wie in Oberhausen, werden auch die Verbindungen zu Partnerstädten genutzt. Die Caritas Gelsenkirchen, Gladbeck, Altena-Lüdenscheid, Ennepe-Ruhr, Mülheim und Duisburg reaktivieren ihre Netzwerke, die sich 2015 im Zuge der Flüchtlingshilfe gebildet hatten.
Die Caritas für die Stadt Essen (cse) organisiert Hilfsgütertransporte nach Rumänien und in die Ukraine. Zurzeit plant ein Krisenstab das weitere Vorgehen.
Viele der örtlichen Verbände haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert, konkret zu helfen und sich an Friedensdemos und Friedensgebeten zu beteiligen.
Natürlich stehen alle regulären Caritas-Beratungsdienste auch den aus der Ukraine geflüchteten Menschen offen.
Wie die Hilfe der Caritas ganz konkret aussieht, darüber berichten wir in diesem Artikel. Da sich die Lage in der Ukraine und den angrenzenden Ländern aber ständig ändert, kann dies natürlich nur eine Momentaufnahme sein, täglich kommen weitere, teils sehr kreative Aktionen hinzu.
Wohnraumbeschaffung
Viele der Geflüchteten, die zu uns ins Ruhrbistum gekommen sind, haben sich bei Verwandten oder Bekannten einquartiert. Für die anderen ist die Beschaffung von Wohnraum von elementarer Bedeutung. Hier helfen die Caritasverbände, indem sie z. B. in Verbindung mit Kirchengemeinden oder dem Bistum eigene Gebäude zur Verfügung stellen - wie etwa Kloster Schuir in Essen oder eine Trainingswohnung im Schifferkinderheim in Duisburg-Ruhrort. Außerdem wird die Caritas auf die verschiedensten Arten in die kommunalen Hilfstrukturen eingebunden: In den Sammelunterkünften sind die Wohlfahrtsverbände mit für Logistik und Betreuung zuständig oder nehmen vor Ort einen Gesundheitscheck und die Überprüfung des Impfstatus vor.
Hilfe und Beratung für die erschöpften Menschen am Hauptbahnhof BochumCaritas Bochum
Info-Stände
Ankommen in einem fremden Land - teils weder der deutschen noch der englischen Sprache mächtig: Damit die ersten Hürden nach der Ankunft überwunden werden können, haben Mitarbeitende der Bahnhofsmissionen zusammen mit hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern Info-Stände eingerichtet, um die Geflüchteten in Empfang zu nehmen und an die richtigen Anlaufstellen weiterzuleiten.
Beratung
Doch nicht nur Sachfragen wollen beantwortet werden: Fachleute für Migration bei der Caritas Ennepe-Ruhr stellen sich z. B. auf die Beratung ukrainischer Flüchtlinge ohne Aufenthaltsstatus ein. In Hattingen übernimmt das unter anderem die Beratungsstelle "Migration und Integration" an der Bahnhofstraße 64.
Branko Wositsch vor der zur Beratungsstelle umgebauten ehemaligen Tankstelle an der Bahnhofstraße.Caritas-Ennepe-Ruhr
"Die Menschen bringen einen Rucksack voller Sorgen, Ängste und traumatischer Erlebnisse mit. Gerade auch die Frauen und Mädchen, Kinder und unbegleitete Jugendliche brauchen dringend Hilfe, haben Traumata zu verarbeiten", sagt Familientherapeut Branko Wositsch.
Internationale Kontakte
Der Caritasverband für die Stadt Essen steht im engen Kontakt mit den lokalen Caritasverbänden in den Nachbarländern der Ukraine. "So konnten wir abstimmen, welche konkreten Bedarfe es vor Ort gibt, um genau die Hilfe leisten zu können, die benötigt wird. Unser Fokus liegt dabei auf der Hilfe für Geflüchtete in den Grenzgebieten zur Ukraine", so Caritasdirektor Björn Enno Hermans. Innerhalb kurzer Zeit konnten Hilfsgütertransporte unterschiedlicher Größenordnung organisiert werden.
Vernetzung
Für Freiwillige, die sich engagieren und geflüchteten Menschen in Deutschland helfen wollen, hat die Caritas Ennepe-Ruhr die neue digitale Caritas-Börse "Carigo" eingerichtet. Damit können sich Interessierte mit aktiven Gruppen von Hilfsorganisationen und Kirchen vernetzen. Zunächst vom örtlichen Caritasverband für Ehrenamtliche im Kreis Ennepe-Ruhr gestartet, können sich hier nun deutschlandweit Männer und Frauen registrieren, die zum Beispiel als Dolmetscher unterstützen können oder sich in Kleiderkammern, Tafeln und Suppenküchen einsetzen möchten.
Sachspenden
Einer der gemeinsamen Kleidercontainer von DRK, Maltester Hilfsdienst und Caritas Ennepe-Ruhr– hier am Standort Blücherplatz in SchwelmCaritas Ennepe-Ruhr
In vielen Städten sind Sammelstände für Sachspenden eingerichtet worden, mit denen die Unterkünfte für die ankommenden Flüchtenden ausgestattet werden.
Kreative Aktionen
Vielerorts werden kreative Aktionen entwickelt, um Geld zu sammeln, mit dem den Menschen in der Ukraine geholfen werden kann: Mit dem Verkauf von frischen Waffeln haben etwa die "Lisbeths", eine Gruppe von 22 engagierten Bottroperinnen, den Fonds "Flüchtlinge in Not" des Bottroper Caritasverbands unterstützt. Der Elektrogerätehersteller Cloer stellte den diesjährigen Internationalen Waffeltag 2022 am 25. März ganz ins Zeichen der Hilfe für die Ukraine und spendete deutschlandweit für 100 Backaktionen jeweils fünf Waffeleisen sowie Verbrauchsmaterial und Plakate. Die "Lisbeths" haben sich spontan für diese Aktion beworben und den Zuschlag bekommen.
Schülerinnen und Schüler übergeben den symbolischen Scheck an Caritasdirektor Prof. Dr. Björn Enno HermansMarcus Becker, Gymnasium Am Stoppenberg
Sportlich war eher das Schulzentrum Am Stoppenberg unterwegs: Mit einem Spendenlauf sammelten die Schülerinnen und Schüler aus dem Stand 44 426,87 Euro für die Ukraine-Hilfe.
Auch Kinder wollen helfen: So wurden z.B. in Kitas "Friedenslichter" gebastelt, die gegen Spende für die Ukraine abgegeben wurden.
Viele andere Aktionen wären hier noch zu nennen, doch der Platz reicht nicht aus, um das vielfältige Engagement zu würdigen.
Infos und Spenden
Das Material ist da, die Kinder kleben drauflos. Ab dem 27.3. werden die Lichter für eine Spende abgegebencse
Wenn Sie ganz direkt helfen wollen oder Informationen zu den Hilfen in Ihrer Stadt suchen, wenden Sie sich an unsere lokalen Ansprechpartner/-innen der Caritas Bistum Essen.
Um Helfende, Profis und Nicht-Profis über Infos zu Ukrainehilfen auf dem Laufenden zu halten, hat der Caritasverband für das Bistum Essen eine temporäre Website mit relevanten Informationen eingestellt.
Zu finden sind Themen zum Aufenthaltsrecht, wie Sie helfen können, wo Betroffene Hilfe finden, FAQs zum Thema Flüchtlinge, ein kostenfreier E-learning-Kurs für Flüchtlingshelfer/-innen, Fördermöglichkeiten für Projekte, Infos zur privaten Unterbringung von Geflüchteten und anderes.
https://www.caritas-essen.de/infos-ukrainehilfe/infos-ukrainehilfe
Christoph Grätz & Hubert Röser