Immer dann, wenn Eltern an ihre Grenzen stoßen und Kinder oder Jugendliche Hilfe benötigen, sind sie bei der Caritas-Erziehungsberatung an der richtigen Adresse. Gestern feierte die Einrichtung in Bochum-Wiemelhausen mit Gästen aus Stadt, Kirche, Caritas und anderen Beratungsstellen ihr 50-jähriges Bestehen.
Immer mehr Familien brechen auseinander
Drei Generationen Bochumer Caritas-Erziehungsberatung (von li. nach re.): Alfred Schweer, Ute Trippelsdorf und Dr. Christian KossakCaritas Bochum / Annette Borgstedt
"Neben der normalen Erziehungsberatung gibt es in den letzten Jahren immer mehr Familien, die auseinanderbrechen und bei denen wir zwischen den zerstrittenen Eltern vermitteln müssen", berichtet Diplom-Psychologe Alfred Schweer, der die Einrichtung seit 10 Jahren leitet. Daneben spielen Themen wie "Kinder psychisch kranker Eltern", "finanzielle Sorgen" oder "Alleinerziehende" eine immer größere Rolle. Aber auch die Probleme jugendlicher Klienten liegen Alfred Schweer und den Mitarbeiterinnen am Herzen. Um diese noch besser zu erreichen, beteiligt sich die Bochumer Erziehungsberatung seit 10 Jahren an der bundesweiten Online-Beratung der Caritas. Ein weiteres Angebot, das in Zusammenarbeit mit der Katholischen Hochschulgemeinde organisiert wird, richtet sich an die Studierenden der Ruhr-Universität - diese können zweimal in der Woche eine psychologische Beratung in Anspruch nehmen.
Die Zeichen der Zeit erkannt
Zwar ist die Einrichtung an der Ostermannstraße 32 nicht die älteste in Bochum - die städtische Erziehungsberatung wurde bereits 11 Jahre früher gegründet, dennoch erkannte der katholische Wohlfahrtsverband die Zeichen der Zeit, als er am 1. Oktober 1965 in der damaligen Mütterschule (später: Familienbildungsstätte) an der Voedestraße die Beratungsstelle eröffnete. Die professionelle Unterstützung und Begleitung von Familien wurde von Beginn an rege nachgefragt. Schulprobleme, Konzentrationsstörungen, Bettnässen, Ängste und Verhaltensauffälligkeiten waren schon damals Themen, bei denen Eltern Hilfe brauchten. Über die Jahre nahm der Beratungsbedarf kontinuierlich zu - so betrug in den Siebzigern die Wartezeit auf ein Erstgespräch sechs Monate und bis zu zwei Jahre für einen Therapieplatz. Der Caritasverband stockte daraufhin das Personal der Beratungsstelle auf und sorgte mit dem Neubau an der Ostermannstraße für die nötigen räumlichen Kapazitäten.
Auch konzeptionell wurde die Beratungsarbeit weiterentwickelt - stand zunächst der medizinische Aspekt im Vordergrund, so bekamen mit der Zeit die therapeutischen, sozial- und heilpädagogischen Hilfen immer mehr Bedeutung. Heute setzt sich das multiprofessionelle Team aus einem Psychologen, zwei Heilpädagoginnen und einer Diplom-Pädagogin zusammen. Im vergangenen Jahr wurden rund 450 Familien, Kinder und Jugendliche betreut, darunter 309 Neuaufnahmen. Einem Großteil (62 Prozent) konnte dabei im Rahmen einer Kurzberatung geholfen werden. Bei 38 Prozent der Fälle war eine längere Therapie über drei Monate nötig.
"Sie stehen Familien zur Seite"
"Mit eurer Arbeit steht ihr im direkten Kontakt mit den Menschen. Ihr nehmt gesellschaftliche Strömungen und Entwicklungen sehr früh wahr", würdigte Manuela Sieg, Leiterin des Beratungszentrums der Diakonie, mit dem die Caritas-Einrichtung ebenso eng zusammenarbeitet wie mit den städtischen Erziehungsberatungsstellen, die Leistung der Fachkollegen. Nicht von ungefähr ist die Erziehungsberatung der am stärksten frequentierte Dienst der Kinder- und Jugendhilfe, wie Caritasdirektor Ulrich Kemner anführte. In seiner Rede dankte er den Mitarbeitern für ihr Engagement zum Wohle der Familien, Kinder und Jugendlichen. Für Prälat Dr. Michael Dörnemann ist diese Arbeit ein sichtbares Zeichen christlicher Nächstenliebe: "Indem sie den Familien beiseite stehen und ihnen Lösungen für ihre Probleme aufzeigen, sind sie Engel und Wegbegleiter." (Annette Borgstedt)