In kaum einem anderen Land ist der Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und den schulischen Leistungen so groß wie in Deutschland. Zu diesem Fazit kommt Manuela Endberg, Leiterin des Forschungsbereichs "Schulentwicklung und Digitalisierung" am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Duisburg-Essen.
Die Corona-Krise habe dies noch einmal verdeutlicht und eine digitale Kluft aufgezeigt, sagte Endberg beim Studientag "Digitale Bildung für alle? Benachteiligung und Chancen in Corona-Zeiten", den der neu gegründete Rat für Bildung im Bistum Essen am Donnerstag in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim abgehalten hat.
Nach Ansicht des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck bietet die Corona-Krise die große Chance eines Fortschritts in der digitalen Bildung. "Wir können beim digitalen Lernen wegen Corona einen großen Schritt nach vorne machen", sagte Overbeck in Mülheim. Nur mit solidarischem Handeln auch in der Bildung sei mehr Chancengleichheit zu erreichen und zu verhindern, dass sozial benachteiligte Kinder abgehängt werden.
Aufgrund der wegen der Corona-Pandemie geltenden Abstandsregelungen war die von Akademiedozent Mark Radtke moderierte Veranstaltung auf gut 30 Teilnehmer begrenzt. Darunter waren vor allem Lehrerinnen und Lehrer, Vertreter der Schulsozialarbeit sowie Mitarbeitende aus dem Sozial- und Bildungsbereich und den Erziehungswissenschaften.
Während der Schulschließungen hätten nach aktuellem Stand der Wissenschaft zwar die meisten Jugendlichen zuhause auf ein Handy (82 Prozent) oder einen PC oder Laptop (80 Prozent) zum Lernen zurückgreifen können, sagte Endberg. Etwa ein Fünftel der Jugendlichen hätten danach aber nicht ständig Zugriff auf digitale Endgeräte gehabt. Zudem seien viele Kinder und Jugendliche nicht in der Lage, kompetent mit digitalen Technologien und Informationen umzugehen. Hier sei der Anteil von Schülerinnen und Schülern aus benachteiligten Familien besonders hoch. Die Forschung zeige, dass lange Phasen ohne Schulunterricht bei ihnen zu Rückschritten beim Kompetenzerwerb führten. Das Bildungssystem sei daher stark gefordert, diesem Bereich noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, so Endberg.
Die Corona-Zeit habe zudem offen gelegt, dass Pädagogen an Schulen auf einen Unterricht mit digitalen Mitteln häufig nicht ausreichend vorbereitet seien, führte Endberg weiter aus. Um der digitalen Spaltung entgegenzuwirken, sei es deshalb wichtig, auch die digitalen Kompetenzen von Lehrenden zu steigern. Die gegenwärtige Situation zeige sehr deutlich, dass eine kurzfristige Digitalisierung von Schule nicht reiche. Sie biete aus Sicht der Bildungsforschung aber eine große Chance, den gesellschaftlichen Wert von Bildung - noch viel stärker als bisher - herauszuarbeiten und wichtige Änderungs- und Reformbedarfe aufzuzeigen und anzugehen.
Maria Kindler
Pressemitteilung
Essen/Ruhrgebiet
Erziehungswissenschaftlerin: Digitale Bildung ist sozial ungleich
Erschienen am:
02.10.2020
Herausgeber:
Caritasverband für das Bistum Essen
Stabsstelle Information & Kommunikation
Am Porscheplatz 1
45127 Essen
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