Direktorin des Caritasverbandes für das Bistum EssenNicole Cronauge
"Wir stehen vor der Mammut-Aufgabe, die Pflege alter und kranker Menschen in unserer Gesellschaft sicherzustellen, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Einer wachsenden Zahl von pflegebedürftigen Menschen stehen immer weniger Pflegekräfte gegenüber. Mehr Geld allein reicht nicht aus, um Menschen zukünftig für den Pflegeberuf zu begeistern", sagt Stefanie Siebelhoff, Direktorin des Caritasverbandes für das Bistum Essen, "deshalb ist es dringend notwendig, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern."
Einer, der das tut, ist Helge Berg, der bei der Caritas Gladbeck die Abteilung Senioren- und Pflegedienste sowie das Seniorenzentrum St.-Altfrid-Haus leitet. Er ist einer von bundesweit über 70 Coaches des Projektes "Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege" (GAP). Angestoßen hat das Projekt die ehemalige Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, Claudia Moll, mit dem Ziel, die Zufriedenheit von Mitarbeitenden in der Pflege zu erhöhen. Denn wer mit seiner Tätigkeit zufrieden ist, so die Annahme, wird seltener kündigen oder sich beruflich neu orientieren. Als GAP-Coach befragt Berg Pflegende in Senioreneinrichtungen, was sie sich wünschen und welche Verbesserungen sie für ihre tägliche Arbeit vorschlagen. Die Ergebnisse fließen in einen Gesamtpool von circa 500 Einrichtungen mit rund 5.000 Pflegenden ein, die ebenfalls am Projekt beteiligt sind und eine gute Vergleichsbasis bilden. Dabei geht es oft um Themen wie Besprechungskultur, Kommunikation bei Arbeitsübergaben oder auch um alternative Arbeitszeitmodelle, wie zum Beispiel spätere Anfangszeiten für Mütter von kleineren Kindern.
Helge Berg, Abteilungsleiter beim Caritas Gladbeck, Leiter des Seniorenzentrums St.-Altfrid-Haus und GAP-CoachCaritas Gladbeck
Berg betreut zwei Projekte: In einem geht es um die Etablierung der Fünfeinhalb-Tage-Woche im Gegensatz zur sonst üblichen Sechs-Tage-Woche. In der kleinen Einrichtung im Münsterland wird ein Arbeitszeitmodell mit einem Rahmendienstplan eingeführt. Jede und jeder Mitarbeitende hat ein verlässliches Wechselschema bei seinen Diensten, so dass die Arbeitszeiten langfristig und verlässlich geplant werden können. Dies schließt auch Wochenenden ein, für die es Bereitschaftsdienste gibt. In einem zweiten Projekt in einem größeren Seniorenzentrum in Duisburg geht es um die Umstellung von Arbeitsabläufen. "Wir teilen Aufgaben sinnvoll ein", sagt Berg, "nicht jeder soll alles machen, sondern Fachkräfte das, wofür sie ausgebildet wurden, wie Pflegeplanung, während Hilfskräfte die Routine im Zimmer übernehmen."
"Konzepte wie diese erfordern eine Umgewöhnung an neue Arbeitsabläufe", weiß Berg, aber er stellt eine steigende Arbeitszufriedenheit bei den von ihm begleiteten Einrichtungen fest. "Wir werden ein versorgungspolitisches Scheitern in der Pflege erleben, wenn wir nicht anfangen, uns auf neue Konzepte und Ideen einzulassen. Ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Ziel ist die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Dazu gehören ganz wesentlich, anpassungsfähige Arbeitszeitmodelle zur Vereinbarung von Familie und Beruf, verlässliche Arbeitszeitmodelle und eine funktionierende Teamarbeit." Denn eines stellt Berg klar: "Es ist nicht die Bezahlung, sondern es sind die Arbeitsbedingungen, die Menschen davon abhalten, in die Pflege zu gehen, oder Menschen dazu bringen, diese frühzeitig zu verlassen."
Zum Projekt GAP
Kernthemen des Projektes und des Coachings sind Arbeitszeit- und Dienstplangestaltung, Kommunikation mit Beschäftigten, Personalentwicklung, Qualifizierung, Führung, Kommunikation mit Kunden und familienfreundliche Unternehmenskultur.
Infos und Anmeldung zur Projektteilnahme unter https://www.gap-pflege.de/
Der Bund fördert die Teilnahme am GAP-Projekt über Fördermittel aus dem Ausgleichfonds der Pflegeversicherung für Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf.
Der Internationale Tag der Pflege
Der internationale Aktionstag "Tag der Pflegenden" findet am 12. Mai 2025 statt. Er wird in Deutschland seit 1967 am Geburtstag von Florence Nightingale veranstaltet. Florence Nightingale (geboren am 12. Mai 1820 in Florenz; gestorben 13. August 1910 in London) war eine britische Krankenschwester. Sie gilt als die Pionierin der modernen Krankenpflege.