Staat und Zivilgesellschaft müssen sich besser auf Krisen vorbereiten, fordert die Caritas in NRW. Dazu gehöre im Bereich der Wohlfahrtspflege neben Reaktionsfähigkeit und hoher Flexibilität auch die Förderung eines Minimums von Strukturen, schreibt der Aachener Diözesan-Caritasdirektor Stephan Jentgens in der neuen Ausgabe der Zeitschrift "caritas in NRW" (1/2023) zum Thema "Krisen meistern".
Jentgens verweist auf die Flüchtlingsbetreuung: Beim Beginn des russischen Angriffskrieges habe es - anders als in der Fluchtkrise 2015 - zumindest noch ein Minimum an Strukturen gegeben, um die Ankunft von Flüchtlingen zu bewältigen, so der Caritas-Direktor. Die Wohlfahrtsverbände "hatten Erfahrungen, kannten Fallstricke, die lauern". Blitzschnell erfassen zu können, was notwendig ist, liefere im Krisenfall den entscheidenden Vorsprung, um Menschen in Not situationsgerecht helfen zu können, sagt Jentgens. Er halte es für notwendig, mit Politik und Verwaltung auf allen Ebenen zu sprechen, wie eine Strukturförderung durch die öffentliche Hand aussehen kann.
Kritik übt die Caritas an oftmals bürokratischem Zugang zu staatlicher Hilfe, beispielsweise im Falle der Flutkatastrophe im Jahr 2021. "Hätten Mitarbeiter der Caritas oder anderer Verbände die Betroffenen nicht an die Hand genommen und hätten mit ihnen nicht die Anträge auf Fluthilfe ausgefüllt, ich will mir nicht ausmalen, wo wir in der Fluthilfe heute stünden", sagt Jentgens. Gerade Menschen ohne akademische Bildung oder mit sprachlichen Barrieren seien am Bildschirm oder auch im Gespräch mit kommunalen Gesprächspartnern überfordert.
Aus dem Bistum Essen
Im Bistumsteil würdigt der Essener Caritasverband Franz Vorrath, den emeritierten Weihbischof und langjähriger Bischofsvikar für die Caritas im Bistum Essen, der am 17. Oktober im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Vorrath sei ein wichtiger Fürsprecher armer und benachteiligter Menschen im Ruhrbistum gewesen. Darüber hinaus berichtet die aktuelle Ausgabe über das Duisburger Ferienprojekt "Familienhilfe sofort vor Ort". Hier können Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, ihre Sprachkompetenz spielerisch verbessern. Bereits zum elften Mal in Folge stellte der Caritasverband eins der sieben Sprachcamps, die das Jugendamt in Zusammenarbeit mit dem städtischen Jugendzentrum Duisburg-Wanheim in den Herbstferien anbietet. Weitere Themen sind die Winter-Solidaritätsaktion "Warme Ohren für Mülheim", ein Gespräch mit der Fluthilfekoordinatorin Petra Backhoff sowie das 50-jährige Bestehen der Arbeitsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung, das die Caritas in Gladbeck mit einem Festakt feierte. Auch für die Förderung von Dialog und Demokratie engagiert sich die Caritas - unter anderem als Veranstalter der Theateraufführung "Dunkle Mächte" am 2. November in Duisburg. Im Anschluss diskutierten die Gäste mit dem Ensemble des Westfälischen Landestheaters, der Autorin und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas über die Macht von Verschwörungstheorien.
Die Zeitschrift "caritas in NRW" erscheint viermal im Jahr, sie berichtet über die Arbeit der Caritas in Nordrhein-Westfalen und informiert über sozialpolitische Themen. Der Bezug ist kostenlos. Mehr
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