Essen. "Das Recht auf Arbeit ist ein Menschenrecht. Das gilt selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderungen", betont Martin Peis, Mitglied des Vorstands des Caritasverbandes für das Bistum Essen, anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember.
"Als Caritasverband setzen wir uns nachdrücklich für eine bessere Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben ein", so Peis. Dabei gehe es sowohl um mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt, als auch um das generelle Recht auf Arbeit. Denn außer in Nordrhein-Westfalen haben Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen in Deutschland keinen gesetzlichen Anspruch auf einen Werkstatt-Arbeitsplatz. Peis: "Jeder Mensch soll an der Arbeitswelt teilhaben dürfen - auch wenn er das sogenannte Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung nicht erbringen kann."
Arbeitsstätten sind nicht barrierefrei
Auch von einem inklusiven Arbeitsmarkt sei Deutschland noch weit entfernt, erklärt der Essener Diözesan-Caritasvorstand und verweist auf die zweite Überprüfung der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN BRK). Im Bericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte von August 2023 heißt es, dass weder die Strukturen beruflicher Bildung noch der Arbeitsstätten barrierefrei gestaltet seien und immer noch zu wenige Menschen mit Behinderung den Sprung von einer Werkstattbeschäftigung in den allgemeinen Arbeitsmarkt schafften. Seit Jahren liegt die Quote bei weniger als einem Prozent. Zwar habe die Bundesregierung Anreize für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung geschaffen, wie zum Beispiel einen Lohnkostenzuschuss für Arbeitgeber, doch werde diese Möglichkeit kaum genutzt. Stattdessen leisten viele Betriebe lieber eine Ausgleichszahlung, die sie von der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestquote von fünf Prozent Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung entbindet.
Inklusion erfordert mehr Job-Sharing und Teilzeit
"Für viele Arbeitgeber ist es leichter, eine Abgabe zu zahlen, als die Rahmenbedingungen von beruflicher Bildung und Arbeit so zu gestalten, dass Teilhabe möglich wird", benennt Hubertus Strippel, Referent für Behindertenhilfe und psychisch Kranke beim Caritasverband für das Bistum Essen, ein zentrales Problem. "Wir fordern daher, den in der UN BRK festgeschriebenen Anspruch auf Barrierefreiheit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt durchzusetzen." Doch allein rollstuhlgerechte Gebäude und technische Hilfsmittel, beispielsweise für Hör- oder Sehgeschädigte, reichten nicht aus, so Strippel. "Damit Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß fassen können, muss es mehr Möglichkeiten für Teilzeitbeschäftigung und Job-Sharing geben, gerade für Menschen, die aufgrund physischer oder psychischer Beeinträchtigung nur stundenweise arbeiten können. Zudem muss es bei Bedarf einen dauerhaften Anspruch auf Arbeitsassistenz geben, also die persönliche Begleitung von Menschen mit Behinderung an ihrem Arbeitsplatz." Bislang ist dies nur für die Zeit der Einarbeitung vorgesehen. All das könne helfen, mehr Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren, ist Strippel überzeugt.
Kooperation zwischen Caritas-Werkstätten und Betrieben
Gute Beispiele dafür liefern die bereits bestehenden Kooperationen zwischen Caritas-Werkstätten und Betrieben, die Menschen mit Behinderung einen externen Arbeitsplatz bieten. Diese bleiben Angestellte der Werkstätten, üben aber ihre Tätigkeit direkt vor Ort im Betrieb des Auftraggebers aus. Betriebsintegrierte Beschäftigung heißt das Konzept, das Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein der Menschen mit Behinderung sowie soziale Kontakte fördert. Auch die Betriebe profitieren von einer inklusiven und diversen Mitarbeiterschaft, die Werte wie Toleranz, Respekt und gegenseitige Rücksichtnahme lebt.
Die Eingliederungshilfe der Caritas im Bistum Essen:
Unter dem Dach der Caritas im Bistum Essen versammeln sich insgesamt 16 Träger der Eingliederungshilfe mit mehr als 3.000 stationären Plätzen in Wohngruppen und zahlreichen ambulanten Angeboten. In den Werkstätten zur beruflichen und sozialen Rehabilitation arbeiten rund 5.000 Menschen.