Müntefering (76) sprach am Donnerstagabend vor den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe im Bistum Essen (AGEA). Der Sozialdemokrat, der unter anderem ehrenamtlich bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und im Stiftungsbeirat des Hospiz- und Palliativverbandes aktiv ist, erörterte die Herausforderungen des demografischen Wandels. Dabei warb der ehemalige Spitzenpolitiker dafür, die Jungen nicht aus dem Blick zu verlieren, die heute 0- bis 20-Jährigen. "Bei aller Diskussion um Gerechtigkeit stehen immer die Erwerbstätigen und die nicht mehr Erwerbstätigen im Mittelpunkt. Wofür wir eintreten müssen, ist eine Generationen- und Gesellschaftsgerechtigkeit."
Stellen sich dem Demographischen Wandel (vl.): der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe im Bistum Essen (AGEA), Thomas Schubert, der Hauptreferent des Abends, Franz Müntefering und Generalvikar Klaus Pfeffer.Caritas / Christoph Grätz
Im Hinblick auf Pflege und Fachkräftemangel forderte er für die Mitarbeiter in Kitas, Grundschulen und in der Pflege eine genauso gute Bezahlung wie für "Menschen, die Schrauben in Autos drehen". Die Pflege sei ein hochqualifizierter Beruf. Pflegenden Angehörigen empfahl er: "Opfert Euch nicht auf, das ist nicht vernünftig, sondern holt euch professionelle Hilfe. Lasst Euch beraten und helfen." Schließlich trat er dafür ein, Angebote für Menschen mit Demenz und zur Begleitung von Sterbenden flächendeckend den Menschen zugänglich zu machen.
Auch zur Zuwanderung äußerte sich der Sozialpolitiker: "Es bleibt auch eine Win-win-Situation - selbst wenn es uns nicht gelingt, alle, die zu uns kommen, zu integrieren." Er sehe es als positive Entwicklungshilfe, wenn Menschen nach erfolgreicher Ausbildung in Deutschland in ihre Heimatländer zurückgingen. Mit optimistischen Tönen beendete er seinen etwa einstündigen Vortrag: "Wir können das hinkriegen. Aber es braucht Mut, Geld und politischen Willen."
"Mach Dir stark für Generationengerechtigkeit" - unter diesem Titel wirbt die Caritas bundesweit in diesem Jahr um mehr Verständnis zwischen Jung und Alt.Klaus Pfeffer, Generalvikar und Vorstandsvorsitzender der Caritas im Bistum Essen, betonte den gesellschaftlichen Auftrag der Caritas, mit ihren Einrichtungen und Diensten auch in der Altenhilfe präsent zu bleiben. Gerade in diesen Zeiten sei es wichtig, die Herausforderungen anzunehmen und sich politisch einzumischen. Petra Rüsen-Hartmann, Fundraising-Spezialistin aus Bochum, stellte ihre Überlegungen zu einem Fundraising-Konzept für die Altenhilfe vor und betonte, wie wichtig für das Fundraising die Kontaktpflege ist. "Vor allem müssen Menschen gewonnen werden, die andere mitziehen!" Nach ihrem Vortrag informierte der Vorstand der AGEA über Ansätze zur Verhinderung eines drohenden Fachkräftemangels in der Altenpflege.
Die AGEA bündelt die Interessen von 89 katholischen Altenhilfe-Einrichtungen zwischen Duisburg und Lüdenscheid. In den Seniorenheimen, Kurzzeit- und Tagespflegen und mit teilstationären Angeboten kümmert sich die Caritas um rund 12 000 ältere Menschen. Das Netzwerk der katholischen Altenhilfe unterstützt, berät, pflegt, betreut und begleitet alte Menschen und deren Angehörige. Außerdem vertritt die AGEA die vier Fachseminare für Altenpflege, in denen die Caritas jährlich rund 500 Altenpfleger/-innen aus- und fortbildet. Die Arbeitsgemeinschaft ist Teil der Caritas im Bistum Essen. Weitere Infos unter www.altenhilfe-im-ruhrbistum.de (ChG)