Die seit Jahren beklagte schlechte Ausstattung der Offenen Ganztagsschule in NRW rächt sich in Corona-Zeiten. "Wut und Frustration bei den Beschäftigten vor Ort" seien verständlich, schreibt der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig in der neuen Ausgabe der Zeitschrift "Caritas in NRW".
Schon vor der Pandemie sei der Bereich "chronisch unterfinanziert und personell am Limit gewesen", so Lüttig. Das System OGS, wie es 2003 aus der Taufe gehoben wurde, sei todkrank - und das nicht erst seit Corona.
Die Caritas kritisiert fehlende Standards bei Personalausstattung, Personalqualifikation und Gruppengröße. Derzeit werde ein OGS-Platz durchschnittlich mit 1770 Euro pro Jahr finanziert, die tatsächlichen Kosten lägen nach Berechnungen der Freien Wohlfahrtspflege bei rund 3400 Euro. Mit Corona müsse bei begrenzten personellen Ressourcen zusätzlich für Desinfektionen, Dokumentation von Gruppenzusammensetzungen, Vermeidung von Gruppendurchmischungen, veränderte Raumkonzepte und Anpassungen bei der Essensausgabe gesorgt werden.
Ein Beispiel aus Mülheim an der Ruhr: Weil berufliche Gründe der Eltern bei der Zuteilung eines OGS-Platzes bevorzugt werden müssen, hat die Stadt aus der Not heraus die Gruppenstärke von 25 auf 30 Kinder angehoben, um mehr Kinder aufnehmen und fördern zu können, obwohl das Personal nicht aufgestockt werden kann. Die Überbelegung ist für Kinder und Personal natürlich anstrengend, die Pandemie verschärft das Problem. Birte Braun, Ganztags-Leitung der Caritas in Mülheim-Styrum, einem Stadtteil mit vielen belasteten Familien, war trotzdem froh, den Ganztag im November während des zweiten Lockdowns überhaupt geöffnet halten zu können, wenn auch die Gruppen sich nicht mischen durften, Betreuerinnen in Quarantäne mussten und Angebote ausfielen: "Zumindest sind die Kinder bis vier Uhr aufgehoben. Wie erreichen wir sonst die Familien? Was passiert zu Hause?"
Auf den sechs Regionalseiten der Caritas im Bistum Essen informiert das aktuelle Heft der "Caritas in NRW" darüber, wie man die Probleme im Ruhrgebiet angeht, wo jedes dritte Kind in Armut lebt. Außerdem: Der Suchtselbsthilfeverband "Kreuzbund" stellt sich im Bistum Essen neu, vernetzt und digital auf. Fast 900 Menschen halten Kontakt zu ihren Selbsthilfegruppen gegen die Sucht. Ob Alkohol, Cannabis oder Spielhalle: Suchtkrankheit hat immer gemeinsame Ursachen, über die man in der Gruppe sprechen kann.
Rückfragen beantwortet: Cordula Spangenberg
Pressemitteilung
Düsseldorf/Essen
OGS: „Wut und Frustration bei den Beschäftigten“
Erschienen am:
12.01.2021
Herausgeber:
Caritasverband für das Bistum Essen
Stabsstelle Information & Kommunikation
Am Porscheplatz 1
45127 Essen
+49 201 810 28 - 126
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