Georg Pohl, der Schulleiter des katholischen Berufskollegs des Sozial- und Gesundheitswesens, Johannes-Kessels-Akademie geht zum Schuljahresende in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Matthias Schwark, seit 1993 Lehrer am katholischen Berufskolleg.
Pohl leitet den Schulbetrieb des katholischen Kollegs am Standort Gladbeck seit 1993. Nach seinem Diplom in Katholischer Theologie widmete er sich als Referent im Katechetischen Institut des Bistums Essen verstärkt der Fort- und Weiterbildung. Währenddessen absolvierte er das I. und II. Staatsexamen in den Fächern Katholische Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaft.
In seine Amtszeit fielen das 50-jährige Bestehen der Johannes-Kessels-Akademie 2016 und verschiedene wichtige Änderungen und Erweiterungen des Berufskollegs wie die Erweiterung der Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen in den Fachrichtungen Kinderpflege und Sozialassistenz, die Fachoberschule und das Berufliche Gymnasium kombiniert mit der Erzieher/-innenausbildung.
Pohl übernahm den Schulbetrieb der Fachschule für Sozialpädagogik in Gladbeck mit rund 100 Schülerinnen und Schülern. Heute lernen hier etwa 400 junge Menschen in den genannten Bildungsgängen. Pohl ist engagierter Christ und zusätzlich zum Schuldienst als Berater in der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung tätig.
Eine Abschiedsfeier, die eigentlich jetzt zum Schuljahresende bereits in Planung war, ist durch die stark einschränkenden Auflagen während der Corona-Pandemie leider unmöglich geworden. Sie soll aber selbstverständlich nachgeholt werden, sobald die Situation es zulässt.
Im Interview blickt der leidenschaftliche Pädagoge zurück auf seine fast 30 Jahre Schulleitung und gibt seine Empfehlungen für die Zukunft.
Herr Pohl, 30 Jahre Schuldienst sind eine große Leistung, sind Sie immer noch Pädagoge aus Leidenschaft? Was waren Ihre Beweggründe, sich gerade der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern zu widmen?
Mir hat die Arbeit mit Menschen und besonders die Begegnung und Begleitung von jungen Menschen immer sehr viel Freude gemacht. Erzieherinnen und Erzieher haben in unserer Gesellschaft den Auftrag, Kinder und Jugendliche zu betreuen und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Junge Frauen und Männer auf diesen verantwortungsvollen Beruf vorzubereiten, ist für mich immer eine besondere Herausforderung und Chance gewesen, fachliche und personale Kompetenzen zu vermitteln.
Sie haben die Schule mit rund 100 Schülerinnen und Schülern übernommen. Heute zählt die Schule rund 400 Lernende. Was trieb Sie und Ihr Team zu dieser enormen Entwicklung an?
Der Beginn meiner Tätigkeit fiel in eine Zeit, in der das Berufsschulsystem sich enorm veränderte und erweiterte durch die Kombination von allgemeinbildenden und beruflichen Abschlüssen. Gleichzeitig veränderte sich der Bedarf an Fachkräften im sozialpädagogischen und pflegerischen Bereich. Caritas und Kirche waren sehr daran interessiert, die Menschen, die in ihren Einrichtungen des sozial- und Gesundheitswesens tätig werden wollten, bereits in der Ausbildung zu begleiten. Gleichzeitig war es ein zutiefst caritatives Anliegen, Menschen eine gute Ausbildung verbunden mit christlich-ethischer Wertorientierung anzubieten.
Außerdem war sehr schnell klar, dass die Schule im Einzugsbereich von großen Schulsystemen in Gladbeck und benachbarten Städten nur überleben kann, wenn sie ein differenziertes Ausbildungsprogramm anzubieten hat.
Die Schule ist eine "Caritasschule". Sie sind der Caritas seit jeher verbunden. Gelingt es auch im Kolleg-Alltag, den Schülerinnen und Schülern etwas von der Idee Caritas zu vermitteln?
Grundlegend für unsere schulische Arbeit war immer, dass Schülerinnen und Schüler mit ihren persönlichen Ausgangsvoraussetzungen, mit ihren Bedürfnissen, Ängsten, persönlichen Problemen und Anliegen im Mittelpunkt stehen. Wir nehmen Rücksicht aufeinander, helfen bei sozialen und psychischen Notlagen. Auch wenn eine leistungsbezogene, fachliche Ausbildung gewährt werden soll, wird nie vergessen, dass es um heranwachsende Menschen geht, die ein förderliches Umfeld brauchen. Es ist immer eine schöne Erfahrung gewesen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule diesen Blick haben.
Schule lebt auch von Netzwerken und guten Kontakten. Welche Erfahrungen konnten Sie machen?
Unsere Schule hat sehr viele Kontakte und Kooperationen mit kommunalen Einrichtungen und mit allen Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege in einem weiten Umkreis von Gladbeck. Ich habe viele positive Kontakte knüpfen dürfen, wenn es um Schule und Ausbildung ging. Es gab keine konfessionellen Begrenzungen, wenn es z.B. um Praktikumsplätze von Schülerinnen und Schülern ging. In der Stadt Gladbeck sind wir als Schule in freier Trägerschaft in sehr guter Art und Weise in die Schullandschaft eingebunden und werden in unterschiedlichster Weise unterstützt.
Herr Pohl, gab es in Ihren 28 Jahren Schulleitung Highlights, an die Sie sich besonders gerne erinnern?
Besondere Freude haben mir Projekte und Schulfeste gemacht, bei denen es auf dem ganzen Schulgelände sehr lebhaft zuging. So hatten wir zum 40-jährigen Schuljubiläum viele Kindergärten eingeladen. Alle Schülerinnen und Schüler, alle Kolleginnen und Kollegen haben mit Kindern gespielt, gesungen, gemalt. Es war eine entspannte, fröhliche, anregende und lebendige Atmosphäre. Ebenso gab es viele, sehr intensive Unterrichtsstunden, in denen Schülerinnen und Schülern mit mir über ihre zentralen Lebensfragen, persönliche Erfahrungen und Einstellungen gesprochen haben. Das waren Stunden, in denen eine dichte Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, sich gegenseitig zu respektieren und aufeinander zu hören, vorhanden waren. Dafür bin ich sehr dankbar.
Matthias Schwark übernimmt die Schulleitung der Johannes-Kessels-Akaemie in Gladbeck von Georg Pohl.Johannes-Kessels-Akademie
Matthias Schwark, Ihr langjähriger Kollege an der Schule, wird Ihre Nachfolge antreten. Vor welchen Herausforderungen steht die Johanns-Kessels-Akademie? Was empfehlen Sie Ihrem Nachfolger?
Die Schule steht vor der ständigen Herausforderung, im Vergleich zu den umliegenden Schulen attraktiv und konkurrenzfähig zu bleiben. Das ist immer mit der Aufgabe verbunden, schulische und außerunterrichtliche Angebote zu verändern und zu erweitern. Dies kann sich z.B. darin äußern, dass neue Übergänge zwischen beruflicher Ausbildung und universitärem Studium bzw. Weiterbildung geschaffen werden sollten. Eine zentrale, bleibende Herausforderung besteht darin, unter Berücksichtigung der finanziellen und personellen Ressourcen als Schule in kirchlich-caritativer Trägerschaft die ständige Weiterentwicklung der Schule im Blick zu halten. Ich wünsche meinem Nachfolger bei dieser nicht einfachen Aufgabe Umsicht und Geduld, aber auch Hartnäckigkeit.
Vom Vorstand der Johannes-Kessels-Akademie werden Sie mit außerordentlich positiven Attributen beschrieben: Sie als "Vollblutpädagoge" und unermüdlicher Streiter und Kämpfer für die Schule. Wie ist am Ende Ihrer beruflichen Laufbahn Ihre Gemütslage? Was werden Sie mit Ihrer vielen freien Zeit anfangen?
Ich bin froh, die Verantwortung als Schulleiter abgeben zu können. Ich freue mich darauf, mehr Zeit mit meiner Frau, meiner Familie und meinen Freunden verbringen zu können. Ich kann ausgiebiger joggen, Radfahren, tanzen, verreisen, studieren, fotografieren…Ich werde weiterhin für andere Menschen da sein in der Beratung und anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Die Fragen stellte Christoph Grätz
Infos zur Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck