Gelsenkirchen
(cde)
„Jetzt kaufen
Sie aber auch hier ein“, appellierte Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank
Baranowski bei der Eröffnung des integrativen Supermarktes „carekauf“ vor drei
Jahren im Tossehof. Nun muss der Markt zum 14. April 2012 schließen. Die
Konzeption, mit einem integrativen Supermarkt als Nahversorger einen Beitrag
zur Versorgung eines Viertels zu leisten sowie auf dem Arbeitsmarkt
benachteiligten Menschen eine Chance zu geben, hält carekauf-Geschäftsführer
Christian Stockmann weiterhin für richtig. Er sieht sich durch die
erfolgreichen Märkte in Lippstadt und Unna bestätigt. „Unser Konzept ist
tragfähig, wenn die Rahmenbedingungen und der Standort stimmen“.
Die Stadt Gelsenkirchen hat in vielfältiger Hinsicht das Projekt unterstützt.
Trotz des Engagements aller Beteiligten ist es nicht möglich, den Supermarkt im
Tossehof betriebswirtschaftlich zu führen. Der Markt muss kostendeckend
arbeiten; das gelang im Jahr 2011 bei einem Umsatz von rund einer Million Euro
nicht mehr. Es gab ein Defizit in Höhe von 35.000 Euro, wohingegen in den
Vorjahren aufgrund der höheren Zuschüsse ein positives Ergebnis stand.
Die bisher ausgesetzten Mietzahlungen haben die Kosten jetzt
weiter erhöht. Durch die Erweiterung der Verkaufsflächen anderer Märkte an der
Wanner Straße wird sich der Druck durch die Konkurrenz weiter erhöhen und
Kaufkraft abziehen. Der Caritasverband Gelsenkirchen hat als Gesellschafter
„carekauf“ mit Liquiditätshilfen gestützt, weil man sich der Bedeutung eines
Supermarktes für die Stadtteilentwicklung im Tossehof bewusst ist. „Zu den
Hilfen gehört zum Beispiel eine Rangrücktrittserklärung über 100.000 Euro“,
sagt Caritasdirektor Peter Spannenkrebs. „Der Markt wäre auch künftig auf
Liquiditätszuschüsse angewiesen; und das können wir nicht länger bewältigen,
ohne dass andere Angebote und die Handlungsfähigkeit des Gelsenkirchener
Caritasverbandes darunter leiden – das ist nicht zu verantworten“.
Der integrative Supermarkt „carekauf“ wollte für die Menschen im Quartier, vor
allem für ältere oder nicht so mobile Mitbürger, ein Nahversorger sein. Einen
Discounter oder eine Supermarktkette konnte die Stadt Gelsenkirchen für das
Ladenlokal nicht finden. Mit der REWE-Gruppe hat die Caritas einen kompetenten
Partner gewonnen, um ein breites und umfangreiches Warensortiment anzubieten.
Der integrative Ansatz bot Menschen eine Chance auf Beschäftigung, die aus
unterschiedlichen Gründen auf dem so genannten ersten Arbeitsmarkt
benachteiligt sind.
Den sechs Mitarbeitern, darunter drei Menschen mit Behinderung wurde zum 30.
April 2012 gekündigt. Mit der Industrie- und Handelskammer werden derzeit
Gespräche geführt, um den beiden Auszubildenden den erfolgreichen Abschluss
ihrer Ausbildung zu ermöglichen.
„Der notwendige Umsatz ist aus einer Vielzahl von Gründen und trotz größter
Bemühungen bei der Werbung, beim Zuschnitt des Warensortiments und durch
Kundenbefragungen nicht zu erschließen“, sagt Peter Spannenkrebs. Diese
Einschätzung bestätigt auch ein aktuelles Gutachten der Kölner IBH Retail
Consultants, das die Caritas Gelsenkirchen in Auftrag gegeben hatte.
Rückfragen beantworten
Christian Stockmann, Geschäftsführer Caritas Nachbarschaftsladen
Tel.: 0209 95714620
und
Peter Spannenkrebs, Direktor Caritas Gelsenkirchen
Tel.: 0209 1580634
Pressemitteilung
Presse-Info 034 / 2012 : Der integrative Supermarkt der Caritas wird geschlossen
Erschienen am:
15.03.2012
Beschreibung