Bochum-Stiepel (cde)
Ein Hauch von Lourdes verbreitete sich
am letzten Samstagmorgen bei der Seniorenwallfahrt auf dem Pilgerplatz des
Zisterzienserklosters in Bochum-Stiepel. Mehr als eintausend Pilgerinnen und
Pilger, teilweise in Rollstühlen oder mit Rollatoren, waren aus Einrichtungen
der Altenhilfe und der Behindertenhilfe aus dem gesamten Bistum Essen
angereist.
In einer über einen Kilometer langen
Reihe parkten – von der Polizei abgesichert – 62 Busse in der zweiten Spur der
Königsallee, die zum Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes in der kleinen
Wallfahrtskirche führt. Die Kirche ist zu klein, um die Massen der Pilger zu
fassen. Deshalb haben die Mönche ein großes Zelt aufstellen lassen und die
Kopie der wertvollen Pieta neben den Freialtar getragen.
„Es ist schon meine dritte Wallfahrt und ich freue mich wieder auf den
festlichen Gottesdienst und die Begegnung mit den anderen Pilgern“, erklärt
Eduard Krause. Zusammen mit 30 Mitbewohnern des Altenheimes St. Anna-Stift in
Altenbochum hatte sich der 92jährige mit seinem Rollstuhl bereits früh auf den
Weg gemacht, um einen guten Platz inmitten der Pilgermassen zu bekommen.
„Ohne die Hilfe engagierter professioneller Mitarbeiter aus den Einrichtungen
und unzähliger Ehrenamtlicher wäre eine solche Wallfahrt nicht zu stemmen
gewesen“, erklärt Prälat Dr. Martin Patzek, geistlicher Begleiter der Caritas
und Mitinitiator und bedankt sich bei den vielen Helfern und den etwa 50
Schülerinnen und Schülern der Altenpflegeausbildung im Bistum Essen. Sie
statteten die Senioren mit Regenponchos aus, hüllten sie gegen den kalten Wind
in warme Decken, reichten Wasser, kleine Obst und Süßigkeiten, um die Wartezeit
bis zum Beginn des Gottesdienstes zu verkürzen. Derweil spielte das
Bergbauorchester Essen in schmucker Knappentracht volkstümliche Weisen, die
einige der Pilger leise mit summten.
Pünktlich um 11.30 Uhr zog Caritasbischof Franz Vorrath zu den Klängen des
Liedes „Großer Gott, wir loben dich“ zum Freialtar. Rund 30 Priester und
Ordensleute aus dem gesamten Bistum begleiteten ihn. Sie spendeten im Laufe des
Gottesdienstes denjenigen Pilgern, die es wünschten, das Sakrament der
Krankensalbung. Die Seniorenwallfahrt stand, wie alle Pilgerfahrten dieses
Jahres in Stiepel, unter dem Motto „Zur Hoffnung berufen“. In seiner Predigt
legte Weihbischof Vorrath dieses Wort des Apostels Paulus aus dem Epheserbrief aus:
„Wir sind dazu berufen, anders zu leben. Uns ist in der Hoffnung auf das
erlösende Handeln Gottes eine Kraft geschenkt, die uns vor Hartherzigkeit und
Verbitterung ebenso bewahren kann wie vor Mutlosigkeit und Verzweiflung. Wer
aus der christlichen Hoffnung lebt, der kann über die Realität unseres
irdischen Lebens und damit über unsere Grenzen hinaussehen. Wir sind für die
Ewigkeit geschaffen. Wir dürfen mehr erhoffen als das Übliche, das in dieser
Welt Machbare. Durch die Auferstehung Jesu geht unser Blick weiter.“
Die diesjährige Seniorenwallfahrt, war bereits die fünfte Großveranstaltung
dieser Art. Im Jahr 2007 hatte der „Stiepeler Kreis“, eine Gruppe von
engagierten Christen und Verantwortlichen katholischer Einrichtungen der
Altenhilfe, die sich mit ethischen Fragen in der Pflege auseinandersetzt, die
Idee zu dieser Form des gemeinschaftlichen Glaubenserlebnisses.
Die Arbeitsgemeinschaft der Dienste und Einrichtungen der Altenhilfe (AGEA) im
Bistum Essen unterstützte die Initiative der Seniorenwallfahrt durch Mithilfe
bei der Planung und Logistik. „Wir tragen damit den Wünschen und Bedürfnissen
nach Spiritualität und Glaubensvollzug Rechnung, die wir in unseren caritativen
Diensten und Einrichtungen letzthin auch als unser herausragendes Profil
betrachten“, schreibt Vorsitzender Dieter Merten in seinem Grußwort im
Pilgerheft.
„Die Seniorenwallfahrt des Ruhrbistums
ist auch für uns Mönche immer ein Höhepunkt im Wallfahrtsjahr“, erklärte Pater
Markus Stark, designierter neuer Wallfahrtsrektor in Stiepel. Atmosphärisch
fühlte er sich an diesem Morgen an Lourdes erinnert und lädt bei dieser
Gelegenheit gleich zur Seniorenwallfahrt im nächsten Jahr nach Stiepel ein,
diese findet dann am 2. Juni statt. Im Anschluss an die Eucharistiefeier
reichten die Helfer den Teilnehmern eine kräftige Gulaschsuppe.
Während es beim Gottesdienst trocken blieb, sogar die Sonne gelegentlich schien,
kam nun der befürchtete Regen. Davon ließen sich die Pilger aber nicht
abschrecken und nutzten die Gelegenheit zum Austausch und Gespräch unterm
Festzelt. Zum Andenken an die Wallfahrt erhielten alle Pilger außerdem einen
Glasanhänger mit dem Bild der „Schmerzhaften Muttergottes“ von Stiepel.
(Manfred Kiseier)
Pressemitteilung
Presse-Info 100 / 2011 : Lourdes-Atmosphäre mitten im Ruhrgebiet
Erschienen am:
20.06.2011
Beschreibung