Mit "Strategien für Vielfalt und Demokratieförderung in Zeiten des Populismus" haben sich am Mittwoch, 2. April 2025, rund 70 Mitarbeitende der Integrationsagenturen und Servicestellen für Antidiskriminierung der Caritasverbände in NRW in Essen auseinandergesetzt. Anne Broden, Impulsgeberin für Teilhabe und soziale Gerechtigkeit, machte in ihrem Einführungsreferat anschaulich deutlich, dass Menschen häufig mehrfach diskriminiert werden - etwa bezogen auf Herkunft, Geschlecht, Religion, sozioökonomischen Status oder andere Merkmale. Denn nicht nur Menschen, sondern auch Institutionen und Strukturen diskriminieren bestimmte Personengruppen, so die Expertin für Rassismuskritik und Diversität. Broden sprach sich daher für eine kritische Fehlerkultur und Selbstreflexion aus. Ein zentraler Gedanke ihres Vortrags lautete: "Kein Mensch ist pauschal entweder machtvoll oder machtlos. Es ist möglich, individuelle Macht zu haben und zugleich einer minorisierten Gruppe anzugehören." Um Rassismus entgegenzuwirken, brauche es unter anderem "Chancengleichheit und Teilhabe für alle Menschen, ein modernes Einwanderungsgesetz sowie eine kritische Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Positionen". Broden lehrt an mehreren Universitäten und leitete 17 Jahre das Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW).
Sabine Kern vom Caritasverband für die Stadt Bonn leitete den Workshop zum Thema "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit".Caritas | Nicola van Bonn
In den sich anschließenden Workshops ging es um die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus und die Erarbeitung praktischer Handlungsmöglichkeiten. Im Mittelpunkt standen die Themen "diskriminierungsfreie Sprache", "Demokratiearbeit", "Alltagsrassismus" und "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit". Sabine Kern vom Ortscaritasverband Bonn gab Impulse, wie es gelingen kann, in Situationen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit angemessen zu reagieren. "Es geht darum, die erste Schrecksekunde zu überwinden, zu argumentieren und situationsgerecht zu handeln", so Kern. "Ausländer raus"-Gebrüll hätten sicherlich alle schon einmal in der U-Bahn, in der Kneipe oder auf öffentlichen Plätzen gehört. Eine passende Antwort zu finden, erfordere Mut. Dafür gebe es auch kein gültiges Rezept, denn jede Situation sei anders, so Kern. Nicht immer erreiche man mit Widerspruch eine Verhaltensänderung. Manchmal gelte es, zu deeskalieren, um sich und andere zu schützen. Und oft sei es eine Fehlannahme, dass außer einem selbst niemand an rassistischen Äußerungen und Handlungen Anstoß nehme. "Wenn einer das Schweigen bricht, trauen sich andere oft auch, etwas zu sagen." Fazit: Nichtstun ist keine Option.