Dies gilt besonders für das Ruhrgebiet von Duisburg im Westen bis zum Märkischen Kreis. 2015 hat in den Städten und Kreisen des Bistums Essen pro Monat nur jeder 40ste im Hartz-IV-System (2,5 Prozent) eine Arbeit gefunden oder eine Ausbildung begonnen. In der Arbeitslosenversicherung Lebende bekamen deutlich mehr Jobs (10,9 Prozent).
"Aus der Hartz-IV-Falle kommt kaum jemand raus. Besonders im Ruhrgebiet haben es die Menschen schwerer, wieder Fuß zu fassen", sagt Dr. Jürgen Holtkamp von der Caritas im Bistum Essen. "Gefordert werden die Hartz-IV-Empfänger genug, jetzt ist es wieder Zeit für das Fördern", kommentiert Holtkamp die Zahlen des Arbeitslosenreportes. Diese zeigen auch, dass die Arbeitssuche von Hartz IV-Empfängern fast viermal so lange dauert (348 Tage) wie bei den Arbeitslosen im Schutz der Arbeitslosenversicherung (102 Tage). Ein Trend der sich auch landesweit verfestigt.
"Langzeitarbeitslosigkeit ist gerade im Hartz-IV-System ein strukturelles Problem", so Holtkamp. "Arbeitslose, denen der konventionelle Arbeitsmarkt keine Perspektive bietet, dürfen nicht von Teilhabe ausgeschlossen werden. Für sie müssen längerfristige Angebote öffentlich geförderter Beschäftigung geschaffen werden." So könnten Arbeitgeber, die besonders benachteiligten Langzeitarbeitslosen reguläre, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze anbieten, einen Zuschuss zu den Lohnkosten erhalten. Finanziert werden könnte dies durch den "Passiv-Aktiv-Tausch", bei dem Transferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts langzeitarbeitsloser Personen in einen Lohnkostenzuschuss umgewandelt werden.
"Die Arbeitslosenversicherung verliert für viele Erwerbstätige ihre Schutzfunktion", mahnt Holtkamp, "sie darf nicht weiter erodieren, sondern muss so weiterentwickelt werden, dass sie die Personen erreicht, die ihren Schutz besonders nötig haben. Hier ist die Politik gefordert, vorgelagerte Sicherungssysteme zum Beispiel durch eine Neuregelung der Anwartschaftszeiten anders zu gestalten."
Die Caritas im Ruhrbistum hat die Daten für die Städte Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Bottrop, Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen, den märkischen Kreis und den Ennepe-Ruhr-Kreis ausgewertet.
Hintergrund:
Die Wohlfahrtsverbände in NRW (LAG NW) veröffentlichen mehrmals jährlich den "Arbeitslosenreport NRW". Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SBG II-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Ziel der regelmäßigen Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarkt-Berichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in NRW zu beleuchten. Alle Daten für die einzelnen Städte und Kreise sowie Hintergrundmaterial gibt es unter www.arbeitslosenreport-nrw.de. (ChG)