Auf Wunsch der beiden Erzbischöfe von Mossul, des chaldäischen und des syrisch-katholischen, wurden die verbliebenen Spendenmittel der Caritas im Ruhrbistum nun an Flüchtlingen ausgegeben, denen alles geraubt wurde. Sharirzid Thomas, langjähriger Dolmetscher der Caritas im Ruhrbistum und der Journalist Jan Jessen waren für die Caritas vor wenigen Tagen in Kurdistan und der Ninive-Ebene. Dort verteilten sie an vertriebene Familien aus Mossul, die nur mit den Kleidern am Leib kamen, je 100 Dollar. Insgesamt konnten so etwa 370 Familien in Dohuk, Karakosch, Bartella und Ankawa unterstützt werden. "Dies ist zwar ein Tropfen auf den heißen Stein - aber besser als Nichts", meinte der chaldäische Ezbischof Nona dankbar.
Christen gehören zu den großen Verlierern der Krise im Irak. Vor rund zwei Wochen wurden sie aus Mossul vertrieben, einer Stadt, in der sie schon seit hunderten Jahren beheimatet waren. Vor dem Einmarsch der US-Amerikaner im Jahr 2003 lebten in Mossul weit über 30.000 Christen, danach sank ihre Zahl kontinuierlich. Den noch verbliebenen etwa 1200 Familien bot der Islamische Staat jetzt drei Alternativen: Konvertieren, eine hohe Steuer zahlen oder exekutiert werden. Fast alle Familien flohen, einige wenige konvertierten.
Viele Christen im Irak auf der Flucht aus Mossul ausgeraubt
Die Flüchtlinge sind teils in christlichen Kleinstädten in der mittlerweile von kurdischen Peshmerga-kontrollierten Ninive-Ebene gestrandet, teils in kurdischen Städten wie Erbil oder Dohuk. Viele wurden auf der Flucht ausgeraubt und besitzen nun gar nichts mehr, erzählt der chaldäische Erzbischof von Mossul, Amel Shamon Nona. Nonas Bischofssitz ist zum Hauptquartier des Islamischen Staates (IS) umfunktioniert worden, andere Bischofssitze wurden geplündert. Hunderttausende Menschen fliehen vor den anhaltenden Kämpfen im Irak. Die meisten von ihnen in die sicheren Kurdengebiete. Dort sind schon viele Syrer gestrandet. Es fehle an allem: Lebensmittel, Kühlaggregate, Wasserbehälter, Medikamente. Und ein Ende der Flüchtlingswelle ist nicht abzusehen, berichten Jessen und Thomas.
Täglich machen sich irakische Christen ins Ausland auf. Der Islamische Staat wird irgendwann verschwinden. Schon jetzt wenden sich die ersten sunnitischen Verbündeten von den Terroristen ab, angewidert von den drakonischen Verhaltensregeln, die die Gotteskrieger den Menschen auferlegen. Die Christen werden aber auch dann wohl nicht wieder zurückkehren. "Es gibt kein Vertrauen mehr", sagt Erzbischof Nona. Rückgängig zu machen sind auch die Zerstörungen im Irak nicht mehr. Die IS-Anhänger ebnen Friedhöfe ein und haben offenbar das St. Michaels-Kloster im Norden Mossuls gesprengt, ein Bauwerk aus dem siebten Jahrhundert. Dokumentiert ist die Sprengung des Grabmals des Propheten Jona und das Mausoleum von Seth, der sowohl von Christen wie von Moslems verehrt wird.
Erstes Gespräch mit den entführten Ordensschwestern
Während ihrer Reise trafen Jessen und Thomas in Dohuk auch die vor einigen Wochen entführten und wieder freigelassenen irakischen Ordensschwestern. Sie sprachen mit ihnen als Erste über ihre Geißelnahme. Die Schwestern kamen ohne Lösegeld frei, wurden gut behandelt und nicht misshandelt. Thomas und Jessen hatten den Eindruck, dass beide Schwestern durch ihr furchtloses Auftreten den IS-Kämpfern "lästig" wurden. So erzählten sie, dass es viele Versuche gab, sie zu überzeugen, zum Islam überzutreten, sie hätten dann immer die IS-Leute aufgefordert, zum Christentum überzutreten. Auch die drei ebenfalls entführten jungen Erwachsenen kamen frei. (Jan Jessen/Rudi Löffelsend)
Info für Spender/innen:
Empfänger: Caritasverband für das Bistum Essen e.V.
Stichwort: "Flüchtlinge Nordirak",
IBAN DE75 3606 0295 0000 0144 00
BIC GENODED1BBE oder Konto 14400 bei der Bank im Bistum Essen, BLZ: 36060295
PI 089 / 2014 - Essen, den 01.08.2014
Caritasverband für das Bistum Essen e.V.
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