"Zu viele Jugendliche verlassen im Ruhrgebiet die Schule ohne einen Abschluss", kritisiert Dr. Jürgen Holtkamp vom Caritasverband für das Bistum Essen.
In Gelsenkirchen beispielsweise stieg die Quote im zweiten Jahr in Folge von 10,8 Prozent (2012) auf 13,1 Prozent (2014) und gehört damit bundesweit zu den Schlusslichtern. Auch in Essen verließen deutlich mehr Jugendliche ohne Abschluss die Hauptschule: Waren es hier 2013
7,4 Prozent, stieg die Zahl 2014 auf 10,2 Prozent. Ebenfalls eine Steigerung verzeichnet Bochum (2013: 5,3 Prozent / 2014 7,2 Prozent). Erfreulich gesunken ist die Zahl in Bottrop von 5,3 Prozent auf 3,6 Prozent - und damit dem niedrigsten Wert der Städte im Ruhrbistum. Mit Bottrop, Mülheim und Oberhausen liegen immerhin drei Städte unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt.
Caritas fordert bessere Koordinierung von Hilfsangeboten
Kinderarmut, Abbau von Hilfen beim Übergang von Schule und Beruf, unterfinanzierte Ganztagsschulen: Die Gründe für die teils sehr hohen Quoten im Ruhrgebiet sind vielschichtig. "Dort, wo Schulsozialarbeit, frühe Hilfen, Berufsberatung und Elternarbeit gut ineinandergreifen, gibt es tendenziell weniger Abbrecher", erklärt Holtkamp die lokalen Unterschiede. Die örtliche Zusammenarbeit von Politik, Schule, Arbeitsamt und Wirtschaft sei entscheidend. "Ohne den politischen Willen zur Kooperation wird sich die Situation nicht ändern."
"Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel", kritisiert Holtkamp. Wer die Schule ohne Abschluss verlasse, habe deutlich weniger Chancen auf einen Ausbildungsplatz und somit fast zwangsläufig eine schlechte berufliche Perspektive. Die Caritas fordert den Ausbau der Schulsozialarbeit und der frühen Hilfen: "Wir müssen noch besser werden bei den sprach- und heilpädagogischen Förderungen in den Kindertageseinrichtungen und Grundschulen, und wir müssen noch mehr spezielle Angebote für Eltern entwickeln", so Holtkamp.
Für die Studie hat der Deutsche Caritasverband Daten von 400 kreisfreien Städten und Kreisen aus dem Jahr 2014 ausgewertet. Ausführliche Infos und Daten finden Sie unter: www.caritas.de/bildungschancen (mik / DCV)