Anlass war der 11. Studientag Pastoral & Caritas zu dem Caritas und Bischöfliches Generalvikariat im Bistum Essen in die zum Tagungshaus umgebauten Kirche St. Bernardus in Oberhausen eingeladen hatten.
Sozialraumanalyse als Instrument
Dr. Michael NoackCaritas / Christoph Grätz
Dr Michael Noack von der Hochschule Koblenz, erörterte aus wissenschaftlicher Perspektive das Fachkonzept der Sozialraumorientierung und ergänzte seine Ausführungen mit seinen praktischen Erfahrungen in der Grazer Jugendhilfe und als Quartiermanager in Oberlahnstein. Bei allen Aktivitäten seien der Wille und das Interesse der Betroffenen zu beachten, die selbst am besten wissen, was sie brauchen. Die Menschen müssten beteiligt werden, ihre persönlichen Stärken und die Ressourcen des Umfeldes müssten genutzt werden. Vernetzung sei dabei ein unbedingtes Muss. Praktisch wurde es dann, als Noack das Beispiel einer Sozialraumanalyse für ein Projekt in Lahnstein vorstellte. Eine Altenhilfeeinrichtung, die sich zum Stadtteil hin öffnen wollte, initiierte eine Sozialraumanalyse um dann geeignete Aktivitäten zu entwickeln. Mit einer Stadtteilbegehung wurden die Bereiche, Wohnen, Hilfen, Versorgung und Freizeit aus den Blickwinkeln verschiedener Bewohner untersucht und mittels Fotoprotokollen und direkten Zitaten beteiligter aller Altersgruppen des Stadtteils dargestellt. Das Ergebnis war eine fundierte Analyse des Stadtteils, aus der das Projektteam konkrete Aktivitäten entwickelt hat.
Janna KlompenCaritas / Christoph Grätz
Janna Klompen, wissenschaftliche Mitarbeiterin des ISSAB Instituts in Essen stellte eine besondere Art der Sozialraumanalyse am Beispiel des Eltingviertels in Essen vor. Bei einer Bürgerversammlung kam ein 60 qm großer begehbarer Stadtplan des Stadtviertels zum Einsatz. Die Gäste des Bürgertreffens konnten mit grünen und roten Fahnen Problemzonen und Orte kennzeichnen, an denen sie sich gerne aufhalten. Daraus entwickelten sich lebhafte Diskussionen und verschiedenste Aktionen wie eine Anwohnerbefragung, Aktivitäten zu Müllbeseitigung in Problemecken, Bürgersprechstunden, Kunst-, Kulturaktionen und ein Trödelmarkt.
Gute Beispiele im Bistum Essen
Auch im Bistum Essen gibt es gute Beispiele für sozialräumliche Arbeit. Dr. Michael Dörnemann, Leiter des Dezernates Pastoral, berichtete beispielhaft von drei Bistums-Projekten von insgesamt 21, die von den Menschen ausgehend gedacht und realisiert würden, die ansprechBar auf Schalke, ein Projekt im Essener Südostviertel und das Projekt "Lebensnah" im Duisburger Süden. Norbert Lepping, Referent für Missionarische Pastoral und Markus Zingel, Pastoralassistent in St. Lamberti, Gladbeck, präsentierten das Projekt "Fresh X". Mit Kursen werden hier Interessierte angeleitet, kirchliche Aktivitäten auch außerhalb des Kirchengebäudes zu realisieren. Ziel des Projektes ist es, Menschen in der Nähe bei Ihren Themen "abzuholen" und gemeinsam Gemeinde zu gestalten.
Für viele der 60 Teilnehmer/-innen, Praktiker aus der sozialen Arbeit vor Ort, waren die Erkenntnisse des 11. Studientages Pastoral & Caritas nicht überraschend. In der Feedbackrunde betonten die Teilnehmer/-innen, dass der sozialräumliche Blickwinkel noch entwicklungsfähig sei, aber auch von finanziellen und personellen Ressourcen abhänge. Bei der Öffnung in den Stadtteil und bei der Vernetzung - auch mit nicht kirchlichen Akteuren - würden schnell gemeinsame Themen sichtbar. (ChG)