"Wir haben unsere Inklusions-, Arbeits- und Wohnangebote in 2015 weiter ausgebaut", erklärt Vorstand Wolfgang Meyer. "Uns geht es um ein dauerhaftes, gutes Zusammenleben von Menschen ohne und mit Assistenzbedarf", ergänzt Vorstandsmitglied Gitta Bernshausen. "Das Ziel aller Akteure im Sozialwerk, ist die gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Nachbarschaft, im Quartier, im Sozialraum".
Bei der Präsentation des Jahresberichtes des Sozialwerkes St. Georg (vl): Gitta Bernshausen, Oliver Kapteina, ein Bewohner, und Wolfgang MeyerSozialwerk St. Georg
"Ein Wohnzimmer für alle"
Beispielhaft dafür steht das Projekt in Erle. Der offene Raum dient den Menschen für unterschiedliche lokale Aktivitäten: Sie spielen Theater, verwirklichen kreative Projekte und halten Versammlungen ab. Wie ein "Wohnzimmer für alle", bei dem es nicht darum geht, welchen Assistenzbedarf ein Mensch habe, sondern dass er sich als Bürger unter Bürgern im Quartier fühle." Erklärt Koordinator Marcel Brand das Konzept. "Davon, wie ihr Leben im Quartier künftig aussehen soll, haben die Menschen im Sozialwerk in der Regel eine recht genaue Vorstellung. Teilhabe bedeutet aktiv mitzuwirken im Team, im Quartier."
Experten in eigener Sache
Das Assistenzkonzept "Qualität des Lebens" verleiht Menschen mit Assistenzbedarf eine Stimme und macht sie zu aktiven Gestaltern ihres Lebensweges "Grundlage unserer Arbeit ist, dass uns Menschen mit Assistenzbedarf als Experten in eigener Sache selbst mitteilen, wie sie sich ihre zukünftige Entwicklung vorstellen", erklärt Bernshausen. In diese Linie passt auch das Programm "Train the Trainer". Dabei werden Menschen mit Assistenzbedarf erstmals dazu qualifiziert, als Dozenten ihr Wissen und ihre Erfahrungen über Aspekte von psychischen Erkrankungen und deren Genesungsverlauf weiterzugeben". Bernshausen: "Denn wer wäre ein besserer Experte zum Thema psychische Erkrankung als ein Betroffener selbst?"
"A wie achtsam"
Das Sozialwerk bietet derzeit rund 90 jungen Flüchtlingen in Gelsenkirchen, Ascheberg oder Schmallenberg. Wohnraum und Assistenz. "Als Teil der Caritas ist das Sozialwerk St. Georg dem christlichen Menschenbild verpflichtet, das unser Leitbild bestimmt. Dazu gehört auch ein achtsamer Umgang miteinander und die Ablehnung jedweder Form von Gewalt", sagt Bernshausen. Der Aufruf "A wie achtsam" betonte 2015 diese Position gegenüber Flüchtlingen. Dort heißt es: "Gemeinsam einstehen für eine weltoffene Gesellschaft. Anders sein achten. Stark sein für Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit. Wir heißen Menschen auf der Flucht willkommen".
"Menschen die Chance geben, wertschöpfend tätig zu sein"
Die Tochtergesellschaft INTZeit-Arbeit gGmbH hat 2015 Menschen mit Assistenzbedarf im Handwerker- oder Elektroservice, in Gastronomie oder Einzelhandel vermittelt. "Hier arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam auf Augenhöhe", so Wolfgang Meyer. "Die INTZeit-Arbeit gGmbH gehört mit mittlerweile 107 Mitarbeitenden - Schwerbehinderten-Quote: 44 Prozent - zu den größten Integrationsunter-nehmen in NRW". In Verbindung mit den Angeboten in den Tagesstätten und den beiden "WfbM" ("Werkstätten für behinderte Menschen") mit ihren 89 Außenarbeitsplätzen (Ende 2015, Vorjahr: 68) "haben alle Menschen im Sozialwerk St. Georg die Chance, wertschöpfend tätig zu sein", so Meyer. Ende 2015 waren damit auf Außenarbeitsplätzen und in Integrationsprojekten 42 Prozent mehr Menschen mit Assistenzbedarf tätig als 2014.
"So viel ambulante Assistenz wie möglich"
"Die Verzahnung dieser Arbeitsangebote mit verschiedenen Wohnmöglichkeiten leistet wertvolle Unterstützung bei unserem Ziel, die individuelle ‚Qualität des Lebens‘ in den Quartieren zu verbessern", berichtet Meyer. Gemäß der Devise "So viel ambulante Assistenz wie möglich" ist der ambulante Bereich in 2015 um weitere sieben Prozent auf 1.414 Klientinnen und Klienten gewachsen. Somit hat sich das Verhältnis ambulant zu stationär weiter zugunsten der ambulanten Assistenz verschoben, die Ende 2015 bereits 41 Prozent der Assistenzverhältnisse einnahm. "Ein wichtiges Ziel ist für uns stets, die Menschen zu befähigen, immer weniger Unterstützung in Anspruch zu nehmen und sie so nach und nach in autonomere Lebensbezüge zu entlassen", so Meyer. Mit gutem Erfolg. Dies sei in den vergangenen Jahren konstant in rund 150 Fällen gelungen.
Für die Zukunft gut aufgestellt
Weitere Kennzahlen des Geschäftsjahres 2015 belegen eine Steigerung der Umsatzerlöse aus rund 4.800 Assistenzverhältnissen um rund drei Prozent auf 130,9 Millionen Euro und der Gesamterträge auf rund 144,1 Millionen Euro bei einem Personalaufwand für rund 2.600 Mitarbeitende von rund 105 Millionen Euro. (Sozialwerk St. Georg)