Jugendzentrum Skopje/Makedonien (Archivbild) Caritas / Christoph Grätz
Hausaufgaben erledigen: für Schüler in Deutschland meist eine lästige Pflicht. Anders ist das für Valentino aus Skopje, Makedonien: "Ich bin froh darüber, dass ich hier für die Schule lernen kann", sagt der Zehnjährige und meint damit das Jugendzentrum in seinem Stadtviertel, das er nach dem Unterricht besucht. Das Zentrum liegt im Stadtteil Shutka der makedonischen Hauptstadt Skopje, im größten Roma-Viertel der Welt, und blickt in diesen Tagen auf sein 25-jähriges Bestehen zurück.
Jugendzentrum Skopje/Makedonien (Archivbild) Caritas / Christoph Grätz
Als erstes Jugendzentrum in ganz Makedonien war die Einrichtung im August 1993 mit Unterstützung der Caritas im Bistum Essen gegründet worden. "Bis heute ist es eine Perle der Sozialarbeit im Herkunftsland vieler Roma", berichtet Martin Stockmann, der als ehemaliger Projektleiter in der Auslandshilfe der Caritas im Ruhrbistum das Jugendzentrum in Skopje mit gegründet hat.
In Skopje war der Caritasverband für das Bistum Essen bereits seit 1991 aktiv. Damals hatte die Landesregierung NRW das "Reintegrationsprogramm Skopje für Roma aus NRW" gestartet. Die Caritas war daran mit einem eigenständigen sozialen Umfeldprogramm beteiligt mit dem Ziel, Fluchtursachen zu bekämpfen." Von neuer Flüchtlingspolitik und internationaler Sozialarbeit sei damals die Rede gewesen, berichtet Stockmann: Das Modellprojekt sollte neue Wege gehen und übertragbare Erfahrungen sammeln.
Johannes Rau und Wolfgang Clement bei der Eröffnung des Jugendzentrums Skopje/Makedonien (Archivbild) Caritas / Christoph Grätz
Shutka ist ein bitterarmer Stadtteil mit einer Arbeitslosenquote um die 80 Prozent. In zwei bestehenden Baracken wurde dort das Jugendzentrum eingerichtet. Von Anfang an lag der Schwerpunkt bei der Ausbildungsförderung. Bildungschancen sollten ein Stück mehr Gerechtigkeit herstellen. Es war keine Geringerer als der damalige NRW-Ministerpräsident Johannes Rau, der das Jugendzentrum anlässlich einer Rundreise durch vier Balkanländer in fünf Tagen im August 1993 einweihte. Mit dabei: Wolfgang Clement, damals Chef der Staatskanzlei. "Es war einer der heißesten Tage des Jahres und eine große Anstrengung, die Gäste und den mitreisenden Tross von Journalisten durch das Romaviertel zu führen", erinnert sich Caritas-Experte Stockmann. Es war aber auch der Start einer nun 25-jährigen Erfolgsgeschichte, die, so Stockmann, im Viertel spürbar etwas bewegt habe.
Das Jugendzentzrum Skopje (Archivbild) Caritas / Christoph Grätz
Noch bis Ende 1997 finanzierte die Landesregierung das Modellprojekt in Skopje. Danach gelang es, die Arbeit über verschiedene wechselnde Finanziers aufrecht zu halten. Heute ist das Jugendzentrum in Trägerschaft des "Zentrums für soziale Initiativen NADEZ". Nadez ist makedonisch und bedeutet Hoffnung. Das Jugendzentrum hat tatsächlich vielen Tausenden Kindern und Jugendlichen Hoffnung gegeben und Perspektiven für eine bessere Zukunft.
Und Nadez schlägt auch weiterhin eine Brücke zwischen Deutschland und Makedonien. Erst vor kurzem war Klara Ilieva, Präsidentin des Vereins, auf Vortragsreise in Essen. Schüler und Studenten aus Deutschland machen seit vielen Jahren regelmäßig Praktika in Skopje. Und Rückkehrer aus Deutschland erhalten wieder besondere Hilfe zum Neustart durch ein Projekt von NADEZ, dass die deutsche Botschaft in Skopje seit letztem Jahr finanziert.
Infos zum Patenschaftsprojekt Skopje:www.caritas-essen.de/aktuelles/presse/25-jahre-hilfe-fuer-abgelehnte-asylbewerber-vom-balkan-ea60ea45-2022-4060-a9cd-951ed4739dde
Rückfragen beantwortet Martin Stockmann, Tel. 0201/8 10 28-114; martin.stockmann@caritas-essen.de