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Caritas öffnet Türen

Portrait von Stefanie Siebelhoff, lächelnd, vor grauem Hintergrund

Caritas öffnet Türen

„Caritas öffnet Türen“ – Verantwortung und Perspektiven aus Sicht der Caritasdirektorin Stefanie Siebelhoff Mehr zum Thema mit Link zur Seite: 'Caritas öffnet Türen'

Pflege

Innovative Konzepte in der Altenpflege

Die Gesundheits- und Altenhilfe steht vor großen Herausforderungen. Nicht zuletzt durch den Renteneintritt vieler Babyboomer rückt das Thema "Versorgungssicherheit" in den Fokus. Welche Möglichkeiten sich in der Altenhilfe bieten, um die Versorgung sicherzustellen, haben rund 70 Expertinnen und Experten am 21. Januar beim "Forum Pflege" des Caritasverbandes für das Bistum Essen diskutiert. 

Von einer mutmachenden Initiative, dem Fachkräftemangel zu begegnen, berichteten Stefanie Krones, Direktorin des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn, und Claudia Brockers, Abteilungsleiterin für den Bereich "Ambulante Pflege". Ihnen ist es gelungen, ausländische Auszubildende für den Pflegeberuf zu gewinnen und ihnen in Deutschland eine neue Heimat und Perspektive zu bieten. Im Rahmen des Projektes werden derzeit an sieben Standorten 38 Pflegefachkräfte ausgebildet. 

Integration ausländischer Auszubildender

Portrait von Stefanie KronesStefanie Krones, Direktorin des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn, warb beim Forum Pflege engagiert für die Gewinnung und Integration ausländischer Azubis.Christoph Grätz | Caritas Essen

Vermittelt über eine Sprachschule hätten sie zunächst mit 22 jungen Menschen aus Marokko jeweils fünfminütige Online-Bewerbungsgespräche geführt und "obwohl wir ursprünglich nur zehn Ausbildungsplätze vergeben wollten, war sofort klar, dass wir keinen zurücklassen würden", so Krones. Die hohe Motivation der Bewerberinnen und Bewerber habe sie überzeugt. Mit Arbeitsvisa, die der Caritasverband zuvor beantragt hatte, kamen 2021 schließlich die ersten 18 Auszubildenden aus Marokko nach Deutschland, von denen bereits neun im vergangenen Jahr erfolgreich ihr Examen bestanden haben. 

Dass die frisch examinierten Pflegekräfte bei der Caritas auch ihren ersten Arbeitsvertrag unterschrieben haben, wertet Krones als Ergebnis erfolgreicher Beziehungsarbeit: "Wir sind mit der Haltung ‚Wir übernehmen Verantwortung für Anderleutskinder!‘ daran gegangen." An sieben Standorten habe die Caritas möblierte Wohngemeinschaften eingerichtet und die jungen Menschen während ihrer Ausbildungszeit eng begleitet. Denn schließlich fehle ihnen in Deutschland das familiäre Netz, das sie auffange und bei Problemen weiterhelfen könne. "Zum Beispiel haben wir einmal einen Auszubildenden mit Blinddarmschmerzen ins Krankenhaus gefahren. Zum Glück rechtzeitig - er musste operiert werden", erzählte Krones. 

Die Auszubildenden aus Marokko hätten überzeugt - Vermieter, Kollegen und Leitungskräfte ebenso wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenheime. Besonders hob die Caritasdirektorin hervor, wie liebevoll die Auszubildenden mit alten Menschen umgingen, denn in Marokko werde Seniorinnen und Senioren aufgrund ihrer Lebenserfahrung mit Hochachtung begegnet. Mittlerweile hat der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn seine Fühler auch nach Indien ausgestreckt und dort weitere fünf Auszubildende gewinnen können. Für eine Phase der Eingewöhnung machen die Neuankömmlinge erst ein Freiwilliges Soziales Jahr oder auch ein mehrmonatiges Praktikum. Währenddessen haben die jungen Menschen Zeit, erste Kontakte zu knüpfen, die fremde Kultur kennenzulernen und ihr Sprachniveau zu verbessern, bevor die eigentliche Ausbildung startet.

Krones und Brockers ziehen eine positive Bilanz: "Das ist eine tolle Chance, unsere Unternehmenskultur zu bereichern! Mitten im Westerwald entsteht auf einmal eine internationale Gemeinschaft." 

Vergütung nach Zeit anstatt nach Leistungskatalog

Mit einem anderen Modellprojekt hat der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn im vergangenen Jahr sogar den Pflegepreis Rheinland-Pfalz gewonnen: Bei "Pflege ganz aktiv - Neue Wege in der ambulanten Pflege" wird nicht nach Leistung, sondern nach Zeit abgerechnet. Fachleute halten das Konzept Zeitvergütung in der ambulanten Pflege für zukunftsweisend, weil es sowohl die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte steigert als sich auch positiv auf die Situation der pflegebedürftigen Menschen auswirkt. Im Vordergrund steht, dass die Pflegekraft nicht nur eine vereinbarte Leistung abarbeitet, sondern tut, was aus Sicht des Patienten gerade notwendig ist. "Unsere gut ausgebildeten Fachkräfte können auf die individuelle Situation der pflegebedürftigen Menschen eingehen, Netzwerke der Hilfe in Familie und Nachbarschaft knüpfen, präventiv und rehabilitativ arbeiten, damit pflegebedürftige Menschen möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen können", beschrieb Brockers eine umfassende Art von Pflege, die den Menschen ganzheitlich in den Blick nehme. Mit der AOK-Pflegekasse habe man einen durchschnittlichen Stundensatz von 65 Euro errechnet, der sich an dem gesetzlich vorgeschriebenen Anteil von Fach- und Hilfskräften in der ambulanten Pflege orientiere.

"Was ist das für eine volkswirtschaftliche Verschwendung, unsere Pflegefachkräfte so gut auszubilden und sie dann nicht das machen zu lassen, was sie gelernt haben? Wieviel Berufszufriedenheit und Berufsstolz könnten wir zurückholen?", so der Appell von Brockers. Eine projektbegleitende Befragung des medizinischen Dienstes habe gezeigt, dass die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden signifikant gestiegen sei. Das strahle positiv nach außen: Erstmals habe sie auch wieder Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen erhalten. Die Pflegeexpertin hofft überdies auf eine wissenschaftliche Evaluation des Projekts. "Das Konzept ‚Zeitvergütung‘ kann Millionen Euros im Pflegesystem einsparen", ist Brockers überzeugt, weil die pflegebedürftigen Menschen länger im häuslichen Umfeld blieben und erst später oder gar nicht in die stationäre Pflege wechseln müssten. Auch der Caritasverband im Bistum Essen plant in Anlehnung an dieses Modellprojekt mit einigen ambulanten Diensten, das Konzept "Zeitvergütung" zu erproben. Anfragen an die verhandelnden Kranken- und Pflegekassen wurden bereits gestellt.

Springerpool aus dem eigenen Einrichtungsverbund

Welche Vorteile ein Springerpool im eigenen Einrichtungsverbund stationärer Altenpflege bringt, berichteten die Pflegedirektorin der Caritas Altenwohn- und Pflegegesellschaft Wiesbaden, Nadine Morlock, und ihre Trainee Katrin John. Der Wiesbadener Verbund besteht aus zehn Altenpflegeeinrichtungen, einem Hospiz, vier Sozialstationen, Essen auf Rädern an 16 Standorten mit 840 Mitarbeitenden sowie rund 1.800 Klienten, Kunden und Bewohnenden. Immer wieder müssen Ausfälle durch Krankheiten, Urlaub und Elternzeit kompensiert werden. Die Lösung der Wiesbadener: ein eigener Springerpool.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Mitarbeitenden müssen nicht mehr so häufig kurzfristig für erkrankte Kollegen einspringen, weil dafür dauerhaft die im Springerpool beschäftigten Pflegekräfte zur Verfügung stehen. Auch diese profitieren von fest vereinbarten Dienstzeiten, innerhalb derer sie Vertretungen übernehmen. Mit einem 25-prozentigen Gehaltszuschlag ist der Springerdienst auch finanziell attraktiv, selbst wenn die Beschäftigten oft längere Wegstrecken von mehr als 50 Kilometern in Kauf nehmen müssen.

Durch die eigenen Springer habe die Caritas das Engagement von Zeitarbeit wesentlich reduzieren und Geld sparen können, wenn auch die durch den eigenen Springerpool entstehenden Kosten derzeit nicht refinanziert werden, berichtete Morlock. Trotzdem möchte die Pflegedirektorin diesen Weg weitergehen. "Zeitarbeit im Haus bedeutet immer Qualitätsverlust. Es fehlt die Identifikation mit der Haltung, für die wir als Caritas stehen." Der größte Zugewinn jedoch seien die verlässlichen Dienstpläne. Das trage langfristig zur Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterbindung bei.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Pflege

Künstliche Intelligenz (KI) wird die ambulante und stationäre Langzeitpflege in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Ihr birgt erhebliche Potenziale zur Entlastung von Pflegekräften, zur Verbesserung der Versorgungsqualität und zur effizienteren Steuerung von Prozessen. Gleichzeitig ergeben sich daraus neue rechtliche, ethische und organisatorische Herausforderungen, auf die sich Einrichtungen frühzeitig vorbereiten müssen. Pflege und Digitalisierungsexperte Sebastian Geis vom Caritasverband für das Bistum Essen bewertet die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von KI im Pflegealltag.

Potenziale intelligenter Systeme in der Pflegepraxis. In der ambulanten Pflege können KI-gestützte Tourenplanungen dazu beitragen, die Einsatzzeiten zu optimieren und die Fahrge zu reduzieren. Digitale Assistenzsysteme ermöglichen eine präzisere Einschätzung des Pflegebedarfs, beispielsweise durch Spracherkennung bei der Pflegedokumentation oder durch die automatische Analyse von Vitaldaten bei chronisch kranken Menschen.

In stationären Einrichtungen kommen zunehmend sensorbasierte Systeme zum Einsatz, beispielsweise zur Sturzerkennung oder Schlafanalyse. KI kann dabei helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und die Erstellung individueller Pflegepläne datenbasiert zu unterstützen. Intelligente Anwendungen eröffnen zudem neue Möglichkeiten in der Kommunikation, insbesondere mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen.

Herausforderungen: Ethik, Regulierung und Organisationskultur

Der Einsatz von KI im pflegerischen Kontext ist jedoch nicht risikofrei. Die ethische Vertretbarkeit und die Wahrung der Würde der Pflegebedürftigen haben höchste Priorität. Systeme dürfen keine menschlichen Entscheidungen ersetzen, sondern müssen Pflegekräfte unterstützend begleiten. Der AI-Act der Europäischen Union stellt hierzu verbindliche Leitlinien auf.

Pflegeeinrichtungen werden künftig dazu verpflichtet sein, den Einsatz von KI systematisch zu prüfen. Dazu gehören eine dokumentierte Risikobewertung, die Offenlegung des Einsatzzwecks sowie eine transparente und für die Betroffenen verständliche Information.

Die Rolle des Diözesan-Caritasverbandes Essen im Transformationsprozess

Der Diözesan-Caritasverband für das Bistum Essen hat sich zum Ziel gesetzt, seine Träger bei der verantwortungsvollen Einführung und Nutzung von KI-Technologien in der Pflege gezielt zu unterstützen. Im Rahmen seines sozialpolitischen Mandats bringt sich der Verband in fachliche und politische Diskurse rund um den Einsatz von KI im Sozial- und Gesundheitswesen ein. Ziel ist es, die Erfahrungen und Perspektiven aus der Pflegepraxis einzubringen, um eine konstruktive Mitwirkung an der Gestaltung von Rahmenbedingungen zu erreichen, die eine menschenwürdige, gerechte und praxisnahe Nutzung von KI ermöglichen.

Fazit

KI in der Pflege ist kein abstraktes Zukunftsthema mehr, sondern längst Teil der Gegenwart. Um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, sind klare ethische Maßstäbe, technische Sorgfalt und ein gemeinsames Verständnis von Verantwortung unerlässlich. Die Träger der ambulanten Dienste und stationären Pflegeeinrichtungen sollten diese Entwicklung aktiv mitgestalten - stets mit dem Ziel, die Pflege menschlich zu stärken und nicht durch Technik zu ersetzen.

Zur Person

Sebastian Geis, Fachreferent beim Caritasverband für das Bistum Essen beim Forum PflegeSebastian Geis, Fachreferent beim Caritasverband für das Bistum Essen beim Forum PflegeCaritas / Christoph Grätz

Sebastian Geis ist ausgebildeter Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Pflegewissenschaftler. Im Rahmen seiner Tätigkeit beim Diözesan-Caritasverband für das Bistum Essen war er über mehrere Jahre hinweg im Projekt "Digitalisierung in der Pflege" tätig. Dort begleitete er die Entwicklung und Einführung digitaler Anwendungen in ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen und unterstützte Träger bei strategischen und praktischen Fragestellungen rund um den Technologieeinsatz.

 

Kann eine Rechenformel den Weg aus dem Personalmangel weisen?

Wie kann ein mathematisches Modell dazu beitragen, dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen? Dieser Frage widmet sich die 106. Episode des caritalks-Podcasts unter dem Titel: "Pflege in der Krise: Kann eine Rechenformel den Weg aus dem Personalmangel weisen?"

Jetzt reinhören in die caritalks Episode 106

In dieser caritalks-Episode spricht Christoph Grätz mit seinem Kollegen Frank Krursel, Fachreferent beim Caritasverband für das Bistum Essen, über die sogenannte Personalbemessung (PeBem) - ein zentrales Instrument zur Ermittlung des tatsächlichen Personalbedarfs in Altenpflegeeinrichtungen. Die Personalbemessung basiert auf einem wissenschaftlich ermittelten Algorithmus, entwickelt von Professor Heinz Rothgang und seinem Team an der Universität Bremen.

Passgenauer Personaleinsatz

Episodenkachel zur Podcastfolge 106 der Reihe caritalks. Zu sehen ist Frank Krursel, Fachreferent beim Caritasverband für das Bistum Essen vor einem lebhaften Hintergrund. Er ist der Gesprächspartner in dieser Podcastepisode.

Krursel erklärt, wie PeBem die Grundlage für eine passgenaue und zukunftssichere Personalausstattung in der stationären Altenhilfe schaffen soll - differenziert nach Pflegehilfskräften, Assistenzkräften und Pflegefachkräften. Dabei geht es nicht nur um Zahlen: Die Umsetzung stellt Träger und Einrichtungen auch vor strukturelle, personelle und pädagogische Herausforderungen. Insbesondere die Nachqualifizierung von Hilfskräften rückt in den Fokus. Der größte Personalmehrbedarf liegt laut Studie im Bereich der Assistenzkräfte - mit einem Plus von 69 Prozent. Diese differenzierte Betrachtung zeigt, wie wichtig es ist, Personalstrukturen gezielt weiterzuentwickeln; die Personalbemessung ist dabei ein Instrument.

Ein zentrales Ergebnis der Rothgang-Studie zeigt: Viele pflegerische Maßnahmen bleiben aufgrund unzureichender Personalausstattung auf der Strecke. Die Wissenschaftler*innen empfehlen, Pflegefachkräfte stärker auf komplexe Aufgaben zu konzentrieren, während Routineaufgaben durch qualifizierte Assistenzkräfte übernommen werden sollen.

Krursel berichtet im Gespräch, wie der Caritasverband Altenheime bei der Einführung der Personalbemessung unterstützt - und warum es auch Vorbehalte gegenüber dem Modell gibt, etwa in Bezug auf Verantwortungsfragen im Team. Der gesetzliche Fahrplan sieht vor, dass die Personalbemessung bis Ende 2025 bundesweit eingeführt wird. Krursel appelliert an Einrichtungen, jetzt die verfügbaren Informations- und Schulungsangebote zu nutzen.

Weiterführende Links:

• Beispielberechnung für ein Altenheim mit 74 Bewohner*innen unterschiedlicher Pflegegrade

• Infos vom Pflegenetzwerk Deutschland zur Personalbemessung  

• Eine kritische Auseinandersetzung mit der PeBem der Pflegekammer NRW

 

Experte mahnt Quantensprung an technischer Innovation in der Pflege an

"Künstliche Intelligenz bietet Chancen, die Wohlfahrtsverbände erst noch für ihre Dienstleistungen entdecken müssen. Ohne einen Quantensprung an technischer Innovation werden wir die Herausforderungen, die durch die Pflege der geburtenstarken Jahrgänge auf uns zukommen, nicht bewältigen können", sagt Martin Schnellhammer. Mit dieser These eröffnete der Pflegeexperte am Dienstag, 8. Juli, im Caritas-Haus in Essen eine Fachveranstaltung zum Thema "Pflege", an der rund 60 Mitarbeitende katholischer Pflegeeinrichtungen und -dienste aus dem Bistum Essen teilnahmen. Schnellhammer ist Geschäftsbereichsleiter des "Living Lab Wohnen und Pflege" an der Hochschule Osnabrück und gilt als Experte für KI sowie technische und digitale Lösungen in der Pflege. Christoph Grätz sprach mit ihm am Rande der Tagung. 

Herr Schnellhammer, was genau ist gemeint, wenn wir von KI, Robotik und digitalen Tools in der Pflege reden?
Martin Schnellhammer: Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe hoffnungsvoller Entwicklungsansätze von Digitalisierung und Robotik in der Pflege. KI steht dabei zum Beispiel für den intelligenten Hausnotruf. Dieser analysiert die Bewegungen der Patientinnen und Patienten und reagiert auf bestimmte Abweichungen mit spezifischen Alarmen. Bei der Robotik denken wir an Unterstützungsarme, die Menschen mit Beeinträchtigung zum Beispiel Getränke anreichen. Viel weiter in der Entwicklung sind Exoskelette, die Pflegende beim Heben und Tragen unterstützen und Rückenbeschwerden vorbeugen. Sehr verbreitet sind mittlerweile Dokumentationssysteme, einschließlich Spracherkennung und Mobile Office. 

Wie können diese Technologien zur Verbesserung der Lebensqualität von Pflegebedürftigen beitragen und die Qualität der Pflege verbessern?
Martin Schnellhammer: Zunächst erwarten wir etwa vom intelligenten Hausnotruf mehr Sicherheit, weil er lückenlos Gefahren erkennen kann, und vor allem die pflegenden Angehörigen entlasten kann. Wenn sie entlastet werden, können sie sich mehr auf Unterstützung und Zuwendung konzentrieren. Sich weniger Sorgen machen müssen, bedeutet auch, mehr Lebensqualität für die Pflegenden. 

Herr Schnellhammer, Sie schlagen vor, vorhandene Pflegeinformationen mit Hilfe von KI und digitalen Hilfsmitteln in strukturierte Datensätze umzuwandeln. Wie funktioniert das?
Martin Schnellhammer: Ein PDF hat zunächst den großen Vorteil, dass es sehr präzise Informationen, etwa einen Arztbericht, enthalten kann und dass es überall verfügbar ist, wo ein Internetzugang besteht. Die Pflegenden haben also von überall Zugriff und können die Informationen auch mit allen Berechtigten teilen. Der Nachteil ist, dass ich das PDF immer lesen muss. Strukturierte Daten hingegen stehen in vordefinierten Formaten zur Verfügung, die leicht in der EDV verarbeitet werden können, in der Regel Datenbanken. Ein Beispiel: Wenn ich die Patientenadressen in einer Datenbank habe, kann ich die Gewichtsveränderung eines Menschen über Monate abfragen. Ein Gewichtsverlust wird zum Beispiel mit einer Tumorerkrankung oder einem schlecht angepassten Gebiss in Verbindung gebracht - ein wertvoller Hinweis für die Pflegeplanung. 

Welche Bereiche der Pflege können vereinfacht, verschlankt oder verbessert werden? Haben Sie ein Beispiel für uns?
Martin Schnellhammer: Ich denke, wir werden in den nächsten Jahren eine deutliche Vereinfachung in Pflegeplanung und Dokumentation sehen. Aber auch die Telepflege wird kommen. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten muss und kann weitgehend digital abgewickelt werden. 

Können wir mit Hilfe von KI, intelligentem Hausnotruf und speziell gesteuerten Lagerungsmatratzen die Herausforderungen in der Pflege lösen?
Martin Schnellhammer: Das allein wird nicht reichen. Aber wenn wir uns in den Pflegeheimen Dreiviertel der nächtlichen Lagerungsrunden sparen können, weil wir über Sensoren sehen, dass sich der Patient ausreichend bewegt, ist das ein wahrnehmbarer Effekt. Das Entscheidende wird aber sein, dass die Prozesse unterstützt werden. KI kann zum Beispiel die Angehörigen sehr gut bei Pflegeproblemen beraten und den Pflegekräften sagen, wo sich ein Hilfebedarf entwickeln wird, schon bevor ein Problem wahrnehmbar ist. 

Viel wird auch mit Pflege- und Servicerobotern experimentiert. In welchen Bereichen der Pflege halten Sie Robotik für eine gute Lösung, wo ist sie nicht angebracht?
Martin Schnellhammer: Ich bin skeptisch, was die schnelle Entwicklung in der Robotik betrifft. Roboter arbeiten gut und zuverlässig in streng abgegrenzten, oft eingezäunten Bereichen und verrichten immer gleichbleibende Aufgaben. Wesentlicher Kern der Pflege ist aber ein Interaktionsprozess mit ständig sich ändernden Rahmenbedingungen. Also das genaue Gegenteil. Der bekannte "Pepper" ist über einen bestimmten "Spaßfaktor" noch nicht hinausgekommen. 

Welche Potenziale sehen Sie in der Nutzung digitaler Tools für die Organisation von Pflege-Teams? Welche Planungs- und Organisationsaufgaben können diese Hilfsmittel übernehmen?
Martin Schnellhammer: Organisationstools für die Dienst- und Tourenplan liefern bei Störungen, etwa der Krankmeldung eines Mitarbeiters, wertvolle Informationen und Lösungsvorschläge. Nicht selten fängt die Pflegedienstleitung bei der Sozialstation panisch an zu telefonieren, wenn eine Pflegekraft ausfällt. Wenn Mitarbeitende Zugriff auf diese Organisationstools haben, können sie selbst Lösungen entwickeln, weil sie im Team die unversorgten Patienten in der Regel selbst am besten verteilen können. Sie kennen die Menschen am besten und können so auch Maßnahmen verschieben oder ausfallen lassen: "Bei Herrn Meyer ist heute die Tochter zu Besuch, die übernimmt gerne die kleine Pflege, das Duschen verschieben auf morgen - ich rufe an, dann müssen wir nicht hin."

Gibt es aus Ihrer Sicht ethische Grenzen für den Einsatz von Digitalisierung und Robotik? 
Martin Schnellhammer: Gerade in der Caritasfamilie müssen Sie sich natürlich ständig auch mit ethischen Herausforderungen auseinandersetzen. Grundsätzlich müssen zwei Kriterien gelten: Der Nutzen muss die Risiken deutlich übersteigen und niemand darf durch die Einführung eines bestimmten Prozesses benachteiligt werden. Dabei müssen wir ein breites Spektrum im Auge behalten: Die Patienten, die Angehörigen, die Pflegenden und die Gesellschaft, letztere auch mit Blick auf die kommenden Generationen. 

Was sind Ihre Wünsche an politisch Verantwortliche, um die Pflege aus der Talsohle in eine bessere Zukunft zu führen?
Martin Schnellhammer: Zunächst muss die Politik mehr Vertrauen in die Kompetenz der Pflegenden und der Einrichtungen entwickeln. Und wir müssen uns von den bürokratischen Vorgaben verabschieden. Meines Wissens war im Frühjahr noch keine der längst möglichen "Digitalen Pflegeanwendungen" gelistet. Da müssen wir viel schneller werden. Ein Blick nach Skandinavien oder in das Baltikum würde uns sehr helfen. Telepflege ist dort längst Standard. 

Ihre Empfehlungen für die Caritas: Womit anfangen? Wo weitermachen?
Martin Schnellhammer: Regelmäßig in Workshops die Einrichtungen und die Mitarbeitenden mit den Möglichkeiten vertraut machen und entlang der Nöte der Menschen Lösungen erarbeiten.  

Die Fragen stellte Christoph Grätz.

 

Modellprojekt: Pflegefachkräfte aus Indien

Ein Zwischenstand aus der Praxis

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels in der Pflege werden internationale Lösungen immer relevanter - auch für die Einrichtungen im Bistum Essen. Ein Altenheim in Gelsenkirchen, das Haus Marienfried, hat sich deshalb entschieden, Pflegefachkräfte aus Indien anzuwerben, mit Hilfe von André Massoli, Geschäftsführer eines auf die Anwerbung internationaler Pflegekräfte spezialisierten Unternehmens. Fachlich begleitet wird das Modellprojekt von Frank Krursel, Referent des Caritasverbandes für das Bistum Essen stationäre Altenhilfe und Pflege.

Über die konkreten Schritte und bisherigen Erfahrungen berichtete Kooperationspartner Massoli am 15. August 2025 im Rahmen des Forums Altenpflege des Diözesan-Caritasverbandes. Seine Firma steht laut eigener Aussage für eine Vermittlung mit "Herz und Haltung - persönlich, fair, christlich, sozial".

"Angesichts des wachsenden Pflegenotstands in Deutschland wird die Gewinnung internationaler Fachkräfte zunehmend zu einer realistischen Option für die Gesundheits- und Altenhilfe. Wenn ambulante Pflegedienste oder Wohnbereiche in der Langzeitpflege schließen müssen, weil Personal fehlt, braucht es nicht nur gute Absichten, sondern auch praktikable Wege", betont Krursel. Der bürokratische Aufwand bei der Anwerbung internationaler Fachkräfte sei erheblich - daher sei die Zusammenarbeit mit erfahrenen Vermittlern wie Massoli unerlässlich.

Eine Investition in die Zukunft

Die Anwerbung von drei Pflegefachkräften aus Indien läuft zurzeit (September 2025). Das Verfahren erfolgt in enger Abstimmung mit den Bewerberinnen und Bewerbern, deren Familien sowie den Ausbildungseinrichtungen vor Ort. Videokonferenzen ermöglichen ein erstes Kennenlernen zwischen den indischen Fachkräften und den künftigen Arbeitgebern in Deutschland. Im November 2025 fangen die ersten zwei Fachkräfte im Haus Marienfried an eine dritte dann wahrscheinlich Anfang 2026.

"Eine lohnende Investition", so Krursel, "denn die erfolgreiche Vermittlung schafft berufliche Perspektiven für die Fachkräfte aus dem Ausland und ermöglicht den Einrichtungen hierzulande eine langfristige Planung." Frank Krursel ist Mitglied des Projektteams und steht als Ansprechperson für fachliche und organisatorische Rückfragen zur Verfügung.

Hintergrund: Forum Altenpflege des Diözesan-Caritasverbandes Essen

Das Projekt wurde im Rahmen des Forums Altenpflege der Abteilung Senioren, Gesundheit & Soziales vorgestellt, das regelmäßig vom Diözesan-Caritasverband Essen veranstaltet wird. In diesem Rahmen diskutieren Fach- und Leitungskräfte zentrale Herausforderungen der Altenhilfe, aktuelle Entwicklungen in der Gesetzgebung sowie Zukunftsperspektiven für ambulante und stationäre Angebote. (Frank Krursel)

 

Essener Delegation von Pflegeexpert*innen wirbt in Berlin für Pflegehotel und vereinfachte Anwerbung ausländischer Fachkräfte

Gruppenaufnahme aus dem Berliner Reichstag: zwei Delegationen der Caritas im Bistum Essen besuchten Mitglieder des Deutschen Bundestages Expert*innen der diözesanen Arbeitsgemeinschaften der Alten- und der Jugendhilfe beim Besuch von Bundestagsabgeordneten in Berlin. Caritas

Am 10. Oktober 2024 besuchte eine Delegation der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Altenhilfe im Bistum Essen (AGEA) den Bundestagsabgeordneten Stefan Nacke (CDU) in Berlin um auf zentrale pflegepolitische Herausforderungen aufmerksam zu machen.

Ein Schwerpunkt des Gesprächs lag auf dem bislang zu wenig beachteten Konzept des Pflegehotels. Diese Versorgungsform richtet sich insbesondere an Menschen mit kurzfristigem, aber erheblichem Unterstützungsbedarf nach medizinischen Ereignissen wie etwa einem Sturz oder einem leichten Schlaganfall. Häufig erfüllen diese Personengruppen nicht die Voraussetzungen für einen Pflegegrad, benötigen jedoch für eine Übergangszeit eine intensivere Versorgung, um ihre Rehabilitation zu fördern und den Verbleib in den eigenen vier Wänden zu sichern.

Thema Pflegehotel

Obwohl das Pflegehotel-Konzept seit über 15 Jahren von Fachleuten als sinnvolle Ergänzung zur Langzeitpflege gefordert wird, existiert es bislang nur vereinzelt. Pflegehotels bieten vor allem älteren Menschen nach operativen Eingriffen, Menschen mit Pflegegrad 1 oder 2 nach einem Schlaganfall sowie jüngeren Personen mit temporärem Pflegebedarf die Möglichkeit, dauerhafte Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zu reduzieren. Dadurch sollen (Wieder-)Aufnahmen in Krankenhäusern vermieden und pflegende Angehörige entlastet werden - mit besonderem Fokus auf deren Verbleib im Erwerbsleben.

Thema ausländische Fachkräfte

Ein weiteres zentrales Thema des Gespräches war die schleppende Anerkennung ausländischer Fachkräfte in der Gesundheits- und Altenhilfe. Trotz intensiver Bemühungen stehen die Einrichtungen weiterhin vor erheblichen bürokratischen Hürden bei der Integration ausländischer Pflegefachkräfte. Diskutiert wurden insbesondere Ansätze wie die sogenannte Kompetenzvermutung, die davon ausgeht, dass auch Pflegekräfte aus dem Ausland grundsätzlich die fachliche Kompetenz besitzen, ihren Beruf auszuüben, bei anerkannter Qualifikation oder im laufenden Anerkennungsverfahren. Außerdem wurde darüber gesprochen, dass es einer vereinfachten, transparenten und einheitlichen Anerkennungspraxis für ausländische Pflegefachkräfte in Deutschland bedarf, um bürokratische Hürden zu minimieren und so den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. 

In diesem Zusammenhang wurde auch die Digitalisierung der Anerkennungsverfahren in den zuständigen Behörden thematisiert. Analoge Prozesse, uneinheitliche Standards und mangelnde Rückmeldungen führen aktuell zu monatelangen Wartezeiten mit negativen Folgen für die Versorgungssicherheit. Die Delegation der Arbeitsgemeinschaft der Einrichtungen und Dienste der Altenhilfe im Bistum Essen (AGEA) betonte die Dringlichkeit struktureller Reformen, die den Fachkräftezuzug erleichtern und die Verfahren sowohl für Antragsteller als auch für die Einrichtungen praktikabler gestalten.

Der Besuch fand im Rahmen der Klausurtagung der AGEA statt und unterstreicht die gemeinsame Verantwortung, pflegepolitische Anliegen auf Bundesebene sichtbar zu machen und Lösungen voranzutreiben. An diesem Besuch der Bundestagsabgeordneten nahm auch eine Delegation der diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe (AGkE) im Bistum Essen teil, die jugendpolitische Themen mit den Abgeordneten diskutierten. (Frank Krursel)

Flucht- und Migration

„Caritas öffnet Türen“

Als Spitzenverband unterstützen wir unsere Mitgliedseinrichtungen dabei, ihre Arbeit kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ein zentrales Instrument sind unsere Fortbildungen, Fachtagungen und Fachausschüsse, die Wissen vermitteln, aktuelle Entwicklungen aufgreifen und vor allem Räume für Austausch und Vernetzung schaffen.

Die Teilnehmenden schätzen besonders die Mischung aus fundierten Fachvorträgen, praxisnahen Workshops, aktuellen Informationen zu Gremien- und Netzwerkarbeit sowie die Möglichkeit, sich mit Kolleg*innen mit ähnlichen Fragestellungen fachlich auszutauschen. Dies geschieht regelmäßig in unseren Fachausschusssitzungen, zum Beispiel in der DiAG Soziale Teilhabe, sowie im Rahmen von Caritas NRW durch gemeinsame Fachtagungen.

Beispiel: Resonanz der Fachtagung "Strategien für Vielfalt und Demokratieförderung in Zeiten des Populismus"
Die Fachtagung mit 42 Teilnehmenden wurde ausgesprochen positiv aufgenommen:

  • 95 % der Teilnehmenden gaben an, dass ihre Erwartungen erfüllt wurden.
  • Besonders hervorgehoben wurden die offene und kollegiale Atmosphäre, die gute Vorbereitung sowie der fachlich starke Beitrag von Frau Broden.
  • Auch das Forum für Austausch und Vernetzung wurde vielfach als größter Mehrwert beschrieben.
    Impulse für die Zukunft

Die Rückmeldungen zeigen zudem klar, welche Themen künftig stärker in den Fokus rücken sollten. Gewünscht wurden u. a.

  • Vertiefung zu Diskriminierungsformen (z. B. antimuslimischer Rassismus, diskriminierende Sprache)
  • Resilienz und Selbstfürsorge - Ermutigung und Schutz vor Überlastung
  • Demokratie und Partizipation (z. B. Betzavta-Ansätze, Umgang mit Islamismus)
  • Praktische Methoden für den Alltag - etwa für interkulturelle Trainings oder Workshopgestaltung
  • Inklusion und Barrierefreiheit (Mobilität, Hörbeeinträchtigungen)

Ausblick
Auf dieser Basis werden wir unsere Fortbildungsarbeit gezielt weiterentwickeln. Neben klassischen Fachtagungen prüfen wir, vermehrt Fortbildungsreihen, praxisorientierte Methodenworkshops und Formate für spezifische Zielgruppen (z. B. Integrationsagenturen) anzubieten. Damit greifen wir die Bedarfe der Praxis direkt auf und tragen zur nachhaltigen Professionalisierung und Stärkung unserer Mitgliedseinrichtungen bei. (Dara Franjic und Waldemar Hartmann)

 

Migrationspolitische Informations- und Lobbyarbeit

Der Caritasverband für das Bistum Essen hat sich im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl 2025, während der anschließenden Koalitionsverhandlungen sowie zum Amtsantritt der Bundesregierung unter der Kanzlerschaft von Friedrich Merz öffentlichkeitswirksam zu migrationspolitischen Fragestellungen positioniert.

Forderungen nach einer Verschärfung des Asyl- und Aufenthaltsrechts

 Nach dem Messerangriff in Aschaffenburg am 29. Januar 2025 und den daraufhin von der CDU erhobenen Forderungen nach einer Verschärfung des Asyl- und Aufenthaltsrechts warnte der Verband vor Aktionismus in der Migrationspolitik und mahnte, den Wahlkampf nicht auf dem Rücken von Migrantinnen auszutragen (https://www.caritas-essen.de/aktuelles/presse/caritas-direktorin-warnt-vor-aktionismus-in-der-migrationspolitik-12c5531f-db40-4271-9e60-2640945d4b). Diese Position erklärte und bekräftigte der Essener Diözesan-Caritasverband (DiCV) in einem vertraulichen Gespräch mit einem CDU-Bundestagsabgeordneten. Gemäß dem Caritas-Leitprinzip "Not sehen und handeln" kenne caritatives Engagement keine staatsbürgerlichen oder statusbezogenen Grenzen, insbesondere keine, die politischem Kalkül entspringen, so der Tenor.

Appell für Flüchtlingsschutz und Menschenrechte

 Als Reaktion darauf, dass einer der beiden von der CDU/CSU-Fraktion am 29. Januar 2025 im Bundestag eingebrachten Entschließungsanträge (der sogenannte "Fünf-Punkte-Plan") unter anderem mit den Stimmen der AfD angenommen wurde, sowie auf die generelle rhetorische und inhaltliche Annäherung beider Parteien in der Migrationspolitik, hat sich der DiCV Essen einem Appell von 145 Bundes- und Landesorganisationen für Flüchtlingsschutz und Menschenrechte angeschlossen. Der Appell "Einstehen für die menschenrechtliche Brandmauer" wurde am 3. Februar der anlässlich des 37. Parteitags der CDU veröffentlicht.

Sozialpolitischer Forderungskatalog Migration und Integration

Gleichzeitig und im Verbund haben die fünf NRW-DiCV sich noch einmal im Zuge der Koalitionsverhandlungen zwischen der Union und der SPD zu Wort gemeldet und einen sozialpolitischen Forderungskatalog veröffentlicht, der sich im Bereich Migration und Integration unter anderem für eine auskömmliche Finanzierung der behördenunabhängigen Asylverfahrensberatung ausspricht. Zum Amtsantritt von Kanzler Friedrich Merz hat der DiCV gemeinsam mit einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis aus 293 Organisationen und Verbänden eine verantwortungsvolle Migrations- und Asylpolitik eingefordert und einen entsprechenden Appell mitgezeichnet. Darin heißt es: "Unsere Gesellschaft gewinnt ihre Stärke aus Offenheit, Vielfalt und der Überzeugung, dass allen Menschen gleiche Rechte zukommen."

"Newsletter Flucht" informiert über neue Entwicklungen in Politik, Recht und Wissenschaft

Der Caritasverband für das Bistum Essen veröffentlicht seit Jahresbeginn den vollständig überarbeiteten "Newsletter Flucht" mit Informationen zu Flucht, Flüchtlingsschutz und Asyl. Jede Ausgabe behandelt vier zentrale Themen - von aktuellen Entwicklungen über rechtliche, politische und wissenschaftliche Hintergründe bis hin zu fachlichen Einschätzungen. Typische Inhalte umfassen einschlägige Gesetzesänderungen, politische Entwicklungen und wissenschaftliche Studien. Zudem informiert der Newsletter über Aktivitäten und Entwicklungen des Caritasverbands für das Bistum Essen im Bereich Flucht. Die Fokussierung auf vier Schwerpunktthemen in einem kompakten Format soll eine übersichtliche Darstellung der derzeit wichtigsten Themen gewährleisten und so das Interesse der Leserschaft fördern.

Ziel des Newsletters ist es, die Leserschaft durch die Vermittlung praxisrelevanten Fachwissens in ihrer Beratungs- und Integrationsarbeit zu unterstützen. Er soll dazu beitragen, die komplexe und dynamische Informations- und Entwicklungslage im Bereich Flucht übersichtlich einzuordnen. Gleichzeitig soll er gezielt für Themen und Aspekte sensibilisieren, die andernfalls möglicherweise zu kurz kommen. Nicht zuletzt soll der Newsletter die Rolle des Caritasverbands für das Bistum Essen als verlässliche fachliche Anlaufstelle im Bereich Flucht festigen.

Der Newsletter erscheint in regelmäßigen Abständen, nach Möglichkeit monatlich, ohne feste zeitliche Vorgabe. Im Jahr 2025 ist der Newsletter bislang (Stand: 22.08.2025) viermal erschienen.
Er richtet sich in erster Linie an Mitarbeitende und Führungskräfte der Caritasverbände im Bistum Essen, die in den Bereichen Flucht, Integration und Migration tätig sind. Darüber hinaus können auch externe Interessierte in den Verteiler aufgenommen werden. 

Anmeldungen sind per E-Mail an Waldemar Hartmann, Diözesan-Referent für Migration, Flucht und Integration, unter waldemar.hartmann@caritas-essen.de möglich. Lesende haben die Möglichkeit, Feedback oder Fragen einzubringen, und dadurch den Newsletter aktiv mitzugestalten.

Wie kann Integrationsarbeit gelingen?

Um die Wirksamkeit der fallbezogenen Beratung und Begleitung von geflüchteten und zugewanderten Menschen, insbesondere um die Methode "Case Management", ging es bei einem Fachtag der Migrationsdienste am 8. April 2025 im Haus des Essener Diözesan-Caritasverbandes. Rund 70 Fachleute aus den NRW-Caritasverbänden, der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE), den Jugendmigrationsdiensten (JMD) und dem Kommunalen Integrationsmanagement (KIM) diskutierten, begleitet von fachlichen Impulsen, inwiefern die unterschiedlichen Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene zielführend Integration ermöglichen.

Dr. Frank Johannes Hensel, Direktor des Caritasverbandes für das Erzbistum Köln, betonte in seinem Grußwort, dass es die Kompetenz und Arbeit der Migrationsdienste heute umso dringender brauche, um den zugewanderten und geflüchteten Menschen zu ihren Rechten zu verhelfen. Denn an gelungener Integrationsarbeit "macht sich die Zukunftsfähigkeit dieser Gesellschaft fest". Desintegration spiele den Kräften in die Hände, die eine Abschottungspolitik verfolgen. "Wir haben mit völkischem Nationalismus nichts zu tun", bekräftigte Hensel die Position der Deutschen 

Prof. Dr. Matthias Müller vom Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung der Hochschule Neubrandenburg verwies auf die vielfältigen rechtlichen, politischen und ökonomischen Spannungsfelder, die eine wirksame fallbezogene Arbeit in den Migrationsdiensten erschwerten. So diskutiere die Politik über Migration derzeit primär unter dem Aspekt der inneren Sicherheit, unter anderem wirtschaftliche Gesichtspunkte gerieten dabei aus dem Blick. Denn wie Studien zeigten, benötige Deutschland dringend Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften, zum Beispiel in der Pflege. Wenn aber Zuwanderung nur noch als Gefahr für die innere Sicherheit wahrgenommen werde, leide zwangsläufig die Integrationsarbeit, so Müller. "Nicht die Menschen, die Verhältnisse müssen sich ändern", sagte der Experte, damit den zugewanderten und geflüchteten Menschen aus fachlicher Sicht bestmöglich geholfen werden könne.

Beim anschließenden Podium nahmen neben Expertinnen und Experten der Migrationsdienste aus Caritasverbänden und Kommunen auch Vertreterinnen und Vertreter der nordrhein-westfälischen Landespolitik teil: Erik Freedman vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration in NRW sowie die Abgeordneten Gönül Eğlence (Die Grünen) und Peter Blumenrath (CDU), beide Mitglied im Integrationsausschuss im Landtag NRW, diskutierten mit. Dabei wurde deutlich, dass im Bereich der Migrations- und Integrationsarbeit sehr unterschiedliche Kommunikationskulturen und Strukturen aufeinanderstoßen, was die Abstimmung auf der lokalen Ebene zum Teil erschwert. So bemängelten die Vertreterinnen und Vertreter der freien Wohlfahrtsverbände beispielsweise, dass mit dem KIM eine kommunale Doppelstruktur aufgebaut worden sei, ohne die seit Jahrzehnten vorhandene Expertise der beratenden Praktiker*innen zu nutzen. Dabei sollten die kommunalen Stellen ursprünglich ausschließlich koordinierende und steuernde Funktionen übernehmen, anstatt selbst operativ zu arbeiten. Gefordert wurden Klarheit und eine deutliche Abgrenzung von Aufgaben.

Mitarbeitende der Verbände kritisierten, dass sich eine politische Akzentsetzung zu Gunsten der Wirtschaft und zum Nachteil des sozialen Sektors abzeichne. Einige Rednerinnen und Redner wünschten sich, nicht mehr getrieben zu sein von Finanzierungsnöten und der ständigen Unsicherheit über den Fortbestand der eigenen Stellen.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Sichtweisen und Perspektiven versicherten sich die Teilnehmenden ihrer Bereitschaft im Gespräch zu bleiben, sei man sich doch in dem gemeinsamen Ziel einig, Zugewanderten die Integration, insbesondere in den Arbeitsmarkt, zu erleichtern, nicht zuletzt als Bereicherung für die Wirtschaft und die Gesellschaft.

Der Fachtag wurde von den NRW-Diözesancaritasverbänden in Kooperation mit dem Deutschen Caritasverband (DCV) und der Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit Nordrhein-Westfalen e. V. (LAG KJS NRW) veranstaltet.

Rassismus hat viele Facetten

Mit "Strategien für Vielfalt und Demokratieförderung in Zeiten des Populismus" haben sich am Mittwoch, 2. April 2025, rund 70 Mitarbeitende der Integrationsagenturen und Servicestellen für Antidiskriminierung der Caritasverbände in NRW in Essen auseinandergesetzt.

Diskriminierung, ein komplexes Phänomen

Anne Broden, Impulsgeberin für Teilhabe und soziale Gerechtigkeit, machte in ihrem Einführungsreferat anschaulich deutlich, dass Menschen häufig mehrfach diskriminiert werden - etwa bezogen auf Herkunft, Geschlecht, Religion, sozioökonomischen Status oder andere Merkmale. Denn nicht nur Menschen, sondern auch Institutionen und Strukturen diskriminieren bestimmte Personengruppen, so die Expertin für Rassismuskritik und Diversität. Broden sprach sich daher für eine kritische Fehlerkultur und Selbstreflexion aus. Ein zentraler Gedanke ihres Vortrags lautete: "Kein Mensch ist pauschal entweder machtvoll oder machtlos. Es ist möglich, individuelle Macht zu haben und zugleich einer minorisierten Gruppe anzugehören." Um Rassismus entgegenzuwirken, brauche es unter anderem "Chancengleichheit und Teilhabe für alle Menschen, ein modernes Einwanderungsgesetz sowie eine kritische Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Positionen". Broden lehrt an mehreren Universitäten und leitete 17 Jahre das Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW).

"Wenn einer das Schweigen bricht, trauen sich oft auch andere, etwas zu sagen." 

In den sich anschließenden Workshops ging es um die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus und die Erarbeitung praktischer Handlungsmöglichkeiten. Im Mittelpunkt standen die Themen "diskriminierungsfreie Sprache", "Demokratiearbeit", "Alltagsrassismus" und "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit". Sabine Kern vom Ortscaritasverband Bonn gab Impulse, wie es gelingen kann, in Situationen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit angemessen zu reagieren. "Es geht darum, die erste Schrecksekunde zu überwinden, zu argumentieren und situationsgerecht zu handeln", so Kern. "Ausländer raus"-Gebrüll hätten sicherlich alle schon einmal in der U-Bahn, in der Kneipe oder auf öffentlichen Plätzen gehört. Eine passende Antwort zu finden, erfordere Mut. Dafür gebe es auch kein gültiges Rezept, denn jede Situation sei anders, so Kern. Nicht immer erreiche man mit Widerspruch eine Verhaltensänderung. Manchmal gelte es, zu deeskalieren, um sich und andere zu schützen. Und oft sei es eine Fehlannahme, dass außer einem selbst niemand an rassistischen Äußerungen und Handlungen Anstoß nehme. "Wenn einer das Schweigen bricht, trauen sich andere oft auch, etwas zu sagen." Fazit: Nichtstun ist keine Option.

Beratung

Spitzenverbandliche Fachberatung für Kitas zum Umgang mit beeinträchtigten Kindern

Der Diözesan-Caritasverband Essen verstärkt seine spezialisierte Fachberatung, die Kindertageseinrichtungen bei Fragen zur Förderung und Betreuung von Kindern mit Behinderungen begleitet, Informationen bereitstellt und Kontakte zu den Kostenträgern unterhält. Fachreferentin Lisa Schubert ist für diese Aufgabe zuständig und berichtet im Gespräch mit ihrem Kollegen Christoph Grätz von den Aufgaben und Zielen dieser besonderen Beratung.

Lisa, du bist als spitzenverbandliche Fachberaterin für Kinder mit Beeinträchtigungen in Kitas tätig. Was genau umfasst deine Aufgabe?

 Lisa Schubert: Ich unterstütze Kita-Leitungen und Träger, wenn es um die Betreuung von Kindern mit einem besonderen    Unterstützungsbedarf geht. Das kann zum Beispiel eine Fragestellung zur Verhaltensentwicklung sein, die Einschätzung, ob zusätzliche Unterstützung notwendig ist, aber auch Finanzierungsfragen, Raumgestaltung und Konzepte in Zusammenarbeit mit den Träger-eigenen Fachberatungen. Ich fungiere dabei als Schnittstelle zwischen Kita, Träger und den Kostenträgern, berate in konkreten Fällen und unterstütze auch bei Anträgen oder bei der Einordnung gesetzlicher Rahmenbedingungen. Ich bin Multiplikatorin für Informationen an unsere Träger und gleichzeitig nehme ich Stellung zu Fragen, die aus der Praxis an mich herangetragen werden, zum Beispiel bezüglich der Kostenträger. 

Inklusion soll bedeuten, dass Kinder mit und ohne Behinderung gleichbehandelt werden. Warum braucht es dann trotzdem eine spezialisierte Fachberatung?

 Lisa Schubert: In der Realität haben Kinder mit Beeinträchtigungen ganz individuelle Bedarfe. Sie benötigen oftmals zusätzliche Hilfen. Der Förderbedarf wird durch die Kostenträger festgestellt - erst dann können zum Beispiel zusätzliche Fachkräfte eingestellt oder Gruppen verkleinert werden. Dabei entstehen viele Fragen und auch Unsicherheiten, bei deren Klärung ich unterstütze. Hier nutzen wir auch unser Netzwerk auf Caritas NRW-Ebene. Es geht nicht darum, Unterschiede zu machen - sondern darum, Teilhabe zu ermöglichen.

Um welche Arten von Beeinträchtigungen handelt es sich?

 Lisa Schubert: Das Spektrum ist sehr breit. Es geht nicht nur um körperliche Beeinträchtigungen, sondern auch um seelische, geistige oder psychische. Zum Beispiel, wenn ein Kind Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion hat, kann das auf eine noch nicht ausgeprägte sozial-emotionale Kompetenz hindeuten. In solchen Fällen kann eine ärztliche Diagnose die Grundlage für eine gezielte Förderung sein.

Was bedeutet das für die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas?

 Lisa Schubert: Es ist eine große Herausforderung. Viele Teams stoßen an Grenzen, wenn sie mit Verhaltensauffälligkeiten oder komplexen Bedarfen konfrontiert werden, weil es an fachlicher Fortbildung und Begleitung fehlt. Die Voraussetzung für Unterstützung ist zudem eine anerkannte Diagnose. Das ist grundsätzlich gut und richtig, manchmal aber auch eine Hürde im System, weil es ein langer Weg bis dahin ist. So lange bleiben die Kinder ohne Unterstützung, obwohl sie diese dringend bräuchten. Nicht vergessen darf man dabei, dass jede Diagnose auch gleichzeitig ein Stigma bedeutet. Das kann sich auch negativ auf den weiteren Lebensweg des Kindes auswirken. In dieser Gemengelage biete ich fachliche Beratung an.

Kannst du ein Beispiel aus deiner Arbeit nennen?

 Lisa Schubert: Eine Kita-Leitung fragte kürzlich, ob sie bei einem Vorfall eine Meldung nach § 47 SGB VIII (das betrifft besondere Vorkommnisse in Kitas) machen müsse aufgrund eines grenzverletzten Verhaltens. Solche Fragen sind häufig. Ich helfe dann, die gesetzlichen Vorgaben einzuordnen, Zuständigkeiten zu klären und gebe auch Empfehlungen für den Umgang mit Behörden oder Fachdiensten. Weiterhin berate ich Kita-Leitungen bezüglich der Umsetzung von Leistungen, Abrechnungsthemen, inklusiver Haltung, konzeptioneller Arbeit, Qualitätsprüfungen, Förder- und Teilhabeplänen, Arbeitshilfen und Leitfäden in der Betreuung von Kindern mit Behinderung. Ich stelle auch beispielsweise Informationen über Veränderungen zur Verfügung. Gerne möchte ich auch einen Austausch der Träger untereinander etablieren. 

Du baust also nicht nur Fachwissen auf, sondern auch ein Netzwerk?

 Lisa Schubert: Genau. Der Austausch mit den Trägern und Kita-Leitungen ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Im November planen wir eine gemeinsame Veranstaltung, bei der wir informieren, wie sich diese spitzenverbandliche Fachberatung von der allgemeinen Fachberatung unterscheidet, und fragen nach, was die Träger konkret brauchen. Mein Ziel ist es, Wissen zu bündeln und eine passgenaue Beratungsstruktur aufzubauen. Dieser Austausch ist für mich wichtig, weil ich unseren Verband sowohl gegenüber den jeweiligen Kostenträgern als auch in der gemeinsamen Kommission, in Gremien, Arbeitskreisen und Ad-hoc Gruppen für Kinder mit Behinderung vertrete. So kann ich individuell und entsprechend der aktuellen Bedarfe beraten. Die Fachberatung für Kinder mit Behinderung ist zudem mit allen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrt vernetzt. 

Welche Rolle spielt die Finanzierung in diesem Beratungsfeld?

 Lisa Schubert: Seit 2020 gibt es Veränderung in der Finanzierung der spitzenverbandlichen Fachberatung. Die Träger erhalten einen pauschalen Betrag pro Kind mit Behinderung - darin enthalten ist ein kleiner Anteil für die spitzenverbandliche Fachberatung, die an uns weitergeleitet werden muss. Unsere spitzenverbandliche Fachberatung ist eine Vorhalteleistung. Mein Ziel ist es, als Multiplikatorin aktuelle Informationen verständlich aufzubereiten und zugänglich zu machen.

Kannst Du angeben, wie viele Kinder im Bistum Essen betroffen sind?

 Lisa Schubert: Genaue Zahlen liegen noch nicht vor, aber ich schätze, dass in jeder Kita zwischen drei und acht Kinder mit Beeinträchtigungen betreut werden. Ein Teil der Aufbauarbeit besteht darin, hier mehr Transparenz zu schaffen und die Bedarfe zu erfassen.

Was würdest du dir von der Politik für diesen Bereich wünschen?

 Lisa Schubert: Ich wünsche mir ein vereinfachtes System mit weniger Hürden für Kitas und Familien. Inklusion gelingt nur, wenn wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen - personell, strukturell und finanziell. Ganz zentral ist auch die Haltung: Wie begegnen wir Kindern mit Behinderung? Hier braucht es gesellschaftliche Offenheit und ein Umdenken auf vielen Ebenen.

Dein Engagement klingt nach Zuversicht und Gestaltungswillen.

 Lisa Schubert: Ja, auf jeden Fall. Wir bauen gerade etwas Neues auf, das lebt vom Dialog mit der Praxis. Ich freue mich sehr auf den Austausch bei der kommenden Konferenz im November - wir wollen dort gemeinsam schauen: Was brauchen unsere Kitas konkret vor Ort? Wo können wir unterstützen? Das alles ist nicht statisch, sondern entwickelt sich weiter - gemeinsam mit unseren Einrichtungen, Trägern und Kooperationspartnern.

Fazit:
Die spitzenverbandliche Fachberatung für Kinder mit Beeinträchtigungen ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr individueller Förderung und besserer Unterstützung in den Kitas. Lisa Schubert steht den Einrichtungen mit Fachwissen, Erfahrung und Offenheit zur Seite. Ihr Appell an die Träger: Nutzen Sie das Angebot - und gestalten Sie mit uns gemeinsam eine inklusive Kita-Landschaft.

Zur Person Lisa Schubert
Die ausgebildete Sozialpädagogin hat Management von Sozial- und Gesundheitsbetrieben. studiert. Sie verfügt über eine fundierte Erfahrung in den Bereichen Jugendhilfe und Eingliederungshilfe. Für den Caritasverband im Bistum Essen ist sie seit Februar 2025 tätig und verantwortet neben der Fachberatung noch die Bereiche ambulante und stationäre Jugendhilfe sowie Adoption und Pflegekinder. Eine ihrer Hauptaufgaben besteht darin, Träger zu beraten und Veränderungsprozesse zu initiieren und zu begleiten. 

Das Projekt "Wissen was wirkt - Gemeinsam für Inklusion in Kitas " zum Aufbau einer tragfähigen Netzwerk- und Wissensstruktur für die spitzenverbandliche Fachberatung wird aus Mitteln der Glücksspirale finanziert.

 

Fachberatung für Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen gesichert

Mit Erfolg hat sich die Fachberatung "Schuldnerberatung" im Verbund mit den Kolleginnen und Kollegen der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen (LAG FW NRW) im vergangenen Jahr gegen drohende Kürzungen im Landeshaushalt gewehrt und damit abwenden können, dass die einzelnen Beratungsstellen durch fachfremde Aufgaben in der Ausübung ihrer eigentlichen Beratungstätigkeit gehindert werden. Dazu beigetragen hat im Wesentlichen eine Großdemonstration am 13. September 2024 auf den Rheinwiesen in Düsseldorf, bei der mehr als 30.000 Mitarbeitende der Freien Wohlfahrtsverbände in NRW gegen Sozialkürzungen protestiert haben. Ergänzend hat die LAG FW NRW eine ausführliche Stellungnahme zum geplanten Landeshaushalt verfasst und sich zur starken Stimme der sozialen Dienste und Einrichtungen vor Ort gemacht. 

Zur Debatte stand, die Leistung von 463.400 Euro auf 176.600 Euro zu kürzen. Das hätte eine Reduktion um 62 Prozent bedeutet und in absoluten Zahlen 286.800 Euro weniger Mittel für die Fachberatung. Für die eigentliche Beratungstätigkeit vor Ort hätte das einen enormen Qualitätsverlust zur Folge gehabt. Denn die Fachberatung der Schuldnerberatung trägt unter anderem durch Qualifizierung und Fortbildung, Konzeptionsentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, die Arbeit der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung in Nordrhein-Westfalen zu sichern und weiterzuentwickeln. Ziel ist es, dass nicht jede der mehr als 200 anerkannten gemeinnützigen Beratungsstellen die neusten Entwicklungen zu relevanten Themen, wie zum Beispiel Insolvenzverordnung, EU-Verbraucherkreditlinie oder Anerkennungsrichtlinien für Verbraucherinsolvenzberatung, eigenständig verfolgen muss. Stattdessen erhalten sie Unterstützung durch die Fachberatung, beispielsweise durch Fortbildungen oder in Arbeitskreisen. Eine Reduzierung dieser Unterstützung hätte einen wesentlich größeren Arbeitsaufwand für die einzelnen Beratungsstellen bedeutet.

Aufgrund der massiven Lobbyarbeit der Fachberater*innen gegenüber Landesparlament und Ministerien konnte die drohende Kürzung komplett abgewendet werden, was gerade im Hinblick auf die Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie einen unverzichtbaren Erfolg darstellt. Denn der erste Referentenentwurf des Schuldnerberatungsdienstegesetzes (SchuBerDG) sieht vor, dass die darin beschriebenen Aufgaben bei den bestehenden Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen angedockt werden sollen. Hier entsteht also erneut Unterstützungs- und Beratungsbedarf. 

Darüber hinaus hat sich der Caritasverband im Bistum Essen (DiCV Essen) in einer Pressemitteilung anlässlich der Aktionswoche "Schuldnerberatung" am 28. Mai 2025 für eine bessere finanzielle Bildung junger Menschen ausgesprochen. Junge Menschen, die in der Lage sind, mit Geld umzugehen, seien weniger gefährdet, in eine Schuldenfalle zu geraten. Finanzbildung solle bestenfalls als Schulfach etabliert werden, so die Forderung des DiCV Essen.  

Verstärkung für den Kinderschutz im Offenen Ganztag

Die Einrichtung der Stelle der "Fachkraft Kinderschutz" für den Offenen Ganztag (OGS) der Caritas in NRW soll OGS-Einrichtungen unterstützen und deren Qualität der Bildung, Betreuung und Erziehung sichern. Der Fokus liegt dabei auf dem Kinderschutz. Die Stelle soll unter anderem dazu beitragen, dass Kinder auch unter schwierigen Bedingungen geschützt, beteiligt und ernst genommen werden. - ein sehr hoher Anspruch, der nur in enger Kooperation mit allen relevanten Akteuren erreicht werden kann. Die Fachkraft soll die OGS in Fragen des Kinderschutzes beraten, Qualifizierungen und Fortbildungen organisieren, Prozesse begleiten und bei der Erstellung von Schutzkonzepten unterstützen. 

Wie kam es zur Einrichtung der Stelle der Fachkraft Kinderschutz für die OGS?
Mit Inkrafttreten des Landeskinderschutzgesetzes NRW im April 2022 wurden auch die Primarschulen des Landes verpflichtet, ein Schutzkonzept gegen Gewalt zu erstellen und dieses mit den Offenen Ganztagsschulen (OGS) zu verzahnen. In diesem Sinne existiert nun gesetzlich ein ganzheitlicher Ansatz, der die Implementierung und Verzahnung von Kinderschutzkonzepten für den Vor- und auch Nachmittagsbereich der Offenen Ganztagsschule vorsieht. Danach sind auch die Träger der OGS gesetzlich dazu angehalten, die Entwicklung, Anwendung und Überprüfung von Kinderschutzkonzepten aktiv zu fördern. Diese Konzepte sollen mit den Schutzkonzepten der Primarschulen abgestimmt werden. Die Idee dieser gesetzlichen Vorgabe ist ein ganzheitlicher Ansatz, der die Verzahnung von Kinderschutzkonzepten des Schulbetriebes mit den Angeboten des Offenen Ganztages vorsieht. 

Auf welche Herausforderungen reagieren wir mit dieser neu eingerichteten Stelle?

Die neu eingerichtete Stelle der Fachkraft Kinderschutz reagiert auf die zunehmende Komplexität und Vielschichtigkeit im Bereich Kinderschutz. Gesellschaftliche Entwicklungen, wie soziale Ungleichheit, Migration, neue Familienformen, psychische Belastungen, Zeitdruck und die Zunahme von Gewalt im digitalen Raum, verschärfen die Herausforderungen für den Offenen Ganztag pädagogisch, strukturell und auf der personellen Ebene. Dabei ist eine zentrale Herausforderung die Verzahnung und interdisziplinäre Zusammenarbeit der vielen beteiligten Akteure und Institutionen, wie Jugendhilfe, Schule und Caritas. Die Fachkraft hat den Auftrag, alle OGS der Caritas in NRW dabei zu unterstützen. In ihrer Arbeit kooperiert die Caritas nicht nur mit anderen Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, sondern auch mit externen Institutionen, wie dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Präventionsnetzwerk PSG.NRW.

Für wen/was ist die Fachkraft Kinderschutz zuständig?
Ihr Auftrag ist die Beratung der Caritas-Fachkräfte in Einrichtungen der Offenen Ganztagsschule (OGS) in ganz Nordrhein-Westfalen und die Vernetzung und Koordinierung mit anderen Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege in NRW. Sie soll die Einrichtungen aktiv bei der Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten sowie Präventionsmaßnahmen unterstützen, um sichere Lern- und Lebensräume für Kinder zu schaffen. Die Fachkraft ist zuständig für die fachliche Beratung und Begleitung bei allen Fragen rund um den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Offenen Ganztag - insbesondere bei Verdachtsfällen auf Kindeswohlgefährdung. Darüber hinaus soll sie Hilfestellung bei der Dokumentation und der Erstellung von Berichten im Kontext des Kinderschutzes leisten. 

Bei welchen Aufgaben kann die Fachkraft Kinderschutz Hilfe leisten?
Die Fachkraft unterstützt Offene Ganztageseinrichtungen bei der Einschätzung möglicher Kindeswohlgefährdungen und sorgt für Verfahrenssicherheit durch strukturierte Begleitung im Hilfeprozess. Sie begleitet die Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit relevanten Institutionen, hier insbesondere von Jugendhilfe und Schule. Auch bei besonderen Herausforderungen wie kulturellen Unterschieden oder psychischen Belastungen in Familien steht sie beratend zur Seite. Ihre Rolle ist dabei klar beratend und nicht entscheidend - sie übernimmt keine Fallverantwortung, sondern hilft Fachkräften und Trägern der Caritas-Einrichtungen in ganz NRW, fundierte und sichere Entscheidungen zu treffen, auf der Grundlage der gesetzlichen Vorgaben. 

Was können unsere Mitglieder erwarten?
Mitglieder der Caritas - ob Träger, Einrichtungen oder Fachkräfte - können von der Fachkraft Kinderschutz eine fundierte, praxisnahe und verlässliche Unterstützung erwarten, die sich sowohl auf konkrete Einzelfälle als auch auf strukturelle Fragen des Kinderschutzes bezieht und hilft dabei, das Kindeswohl zu sichern und zu fördern. Sie wird in ihrer praktischen Beratungstätigkeit, Träger, Mitarbeiter*innen für Themen der Kindeswohlgefährdung sensibilisieren, bei den Verfahren beraten, Handlungsempfehlungen konzipieren und regelmäßig zum Thema informieren. Dabei wird sie eng mit den Mitgliedern des Fachbereichs der fünf Diözesan-Caritasverbände in NRW zusammenarbeiten.

Schwangerschaftsberatung - So viel mehr als finanzielle Hilfe

Von den 6.000 ratsuchenden Frauen stellen nur rund 3.500 Anträge auf finanzielle Unterstützung. Dies zeigt eindrücklich wie sich die Schwangerschaftsberatung in den letzten Jahren weiterentwickelt hat - weg von der reinen Anlaufstelle für finanzielle Hilfen hin zu einem ganzheitlichen, psychosozialen Beratungsangebot für Frauen, Paare und Familien.

Eines ist jedoch unverändert: Im Mittelpunkt steht stets die veränderte Lebenssituation durch eine Schwangerschaft - unabhängig davon, wie diese endet. Denn jede Schwangerschaft, jede Geburt und auch jeder Verlust ist ein tiefgreifendes, lebensveränderndes Ereignis. Unsere Beraterinnen begleiten die Ratsuchenden mit viel Einfühlungsvermögen, Fachwissen und Erfahrung durch diese emotional oft sehr herausfordernden Lebensphasen.

Das Angebot der katholischen Schwangerschaftsberatung ist kostenlos, vertraulich und offen für alle - unabhängig von Religion oder Herkunft. Es umfasst unter anderem:

  • Psychosoziale Begleitung bei ambivalenten Gefühlen, familiären Konflikten oder Überforderung
  • Information und Aufklärung zu Mutterschutz, Elterngeld, Elternzeit, pränataler Diagnostik und vielem mehr
  • Beratung bei Konfliktschwangerschaften und Unterstützung in ethischen Entscheidungsprozessen. 
  • Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch bei der spirituellen Begleitung: Seelsorgerische Gespräche und Angebote zu Glaubens- und Lebensfragen schaffen Raum für Orientierung und inneres Wachstum - gerade in Zeiten großer Umbrüche.
  • Finanzielle und materielle Hilfe, z.B. durch Anträge bei der Bundesstiftung "Mutter und Kind" oder Sachleistungen
  • Nachsorge bei Fehl- oder Totgeburt, nach Schwangerschaftsabbruch oder bei Herausforderungen in der frühen Elternzeit
  • Unterstützung in besonderen Lebenslagen, etwa bei Gewalt, Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen
  • Vernetzung mit anderen Fachdiensten, Hebammen, Kliniken oder sozialen Einrichtungen

Die hohe Zahl an Beratungen zeigt: Schwangerschaftsberatung ist heute ein selbstverständlicher Bestandteil im Leben vieler Frauen geworden - als Informationsquelle, als emotionale Stütze und als Wegbegleitung in einer entscheidenden Lebensphase. Dabei geht es längst um weit mehr als finanzielle Hilfe - es geht um Halt, Perspektive und das Vertrauen in das eigene Leben. (Gabriele Pollaschek)

 

Weitere Themen / Projekte

CKD: Geistliche Gemeinschaft und gelebte Vernetzung im Bistum Essen

Seit Juli 2022 wachsen sie stetig weiter: die Begegnungsgottesdienste der Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD) im Bistum Essen. Die Idee dahinter ist ebenso einfach wie wirkungsvoll:

Mit den Begegnungsgottesdiensten will die ehrenamtliche Caritas im Bistum Essen Räume und Gelegenheiten zum Gespräch schaffen, Ehrenamt stärken und das Netzwerk der CKD-Gruppen im Ruhrbistum vertiefen.

Eine Gruppe Ehrenamtlicher der Caritas steht vor einer Kirche. Die Aufnahme entstand bei einem BegegnungsgottesdienstHier verbindet sich - ganz praktisch - Spirituelles mit Begegnung: Eine Gruppe Ehrenamtliche der Caritas nach einem Begegnungsgottesdienst.Caritas

Das Format folgt einem einfachen und bewährten Konzept: Eine Kirche im Bistum, eine CKD-Gruppe vor Ort als gastgebende Gemeinschaft, dazu ein Mitglied des ehrenamtlichen Diözesanvorstands - auf Wunsch auch mit Unterstützung in der Vorbereitung sowie der geistlichen Gestaltung des Gottesdienstes. Ergänzt wird jedes Treffen durch einen offenen Begegnungsteil, etwa bei einem Spaziergang mit einem Eis in der Hand, einer Stadtführung oder einer kleinen gemeinsamen Mahlzeit. So verbinden sich spirituelle Impulse mit alltagsnaher Gemeinschaft - offen für alle, ohne Anmeldung, herzlich und unkompliziert.

Alle vier bis fünf Monate ist die CKD im Bistum unterwegs, jedes Mal in einer anderen Stadt, stets mit großem Engagement der Gastgebergruppen. Die CKD-Gruppen empfangen ihre Gäste mit Herzlichkeit - oft inklusive liebevoll vorbereiteter Bewirtung.

Bereits dabei waren unter anderem:

  •  St. Ludgerus, Essen-Werden - mit Eis im Regen
  • MagMa (St. Maria Magdalena), Bochum-Wattenscheid
  • St. Mariä Geburt, Mülheim
  • St. Cyriakus, Bottrop - mit Stadtführung rund um die Kirche
  • St. Thomas Morus, Gelsenkirchen
  • St. Bernardus, Oberhausen

Die Liste weiterer Gastgeber wächst - und mit ihr die Gemeinschaft. Die Begegnungsgottesdienste zeigen: gelebte Spiritualität und Engagement im Ehrenamt gehen Hand in Hand. (Gabriele Pollaschek)

 

Engagement für die Klimawende – Fehlende Rückendeckung der Kostenträger

Der Diözesan-Caritasverband Essen unterstützt seine Mitglieder bei der Implementierung energieeffizienter Technologien, der energetischen Sanierung von Gebäuden und der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel.

Klimaschutzinvestitionen sind auch bei der Caritas das Gebot der Stunde - nicht zuletzt im Hinblick auf das ambitionierte Ziel der Deutschen Caritas, bis 2030 klimaneutral zu werden. Ein Projekt des Diözesan Caritasverbandes Essen begleitet Einrichtungen im eigenen Netzwerk bei der Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen. "Dieses Vorhaben erfordert ein Umdenken innerhalb der eigenen Strukturen sowie eine umfassende Beratung der Mitgliedseinrichtungen. Klimaschutz in der Sozialwirtschaft ist eine Querschnittsaufgabe - komplex und vielschichtig. Es gilt, den Energieverbrauch in den Einrichtungen zu senken, auf erneuerbare Energien umzusteigen und nachhaltige Mobilitätskonzepte zu fördern - und das bei gleichbleibend hoher Qualität der sozialen Dienstleistungen," sagt Sebastian Geis, Referent für Klimaschutz beim DiCV Essen. Er unterstützt insbesondere die Einrichtungen der Altenhilfe bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen, beispielsweise in den Bereichen Mobilität, Wäsche und Ernährung. 

Rechtslage mit Hürden 

Seine Kollegin, Bettina Gregor-Meyer begleitet flankierend Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebereich. Im Fokus stehen hier insbesondere der Ausbau von Photovoltaikanlagen und Maßnahmen zum Hitzeschutz in Altenheimen. "Allerdings erschwert die derzeitige Rechtslage Investitionen in den Klimaschutz erheblich: Die positiven Effekte durch eingesparte Betriebskosten finden im Leistungsrecht keine Anerkennung. Im Gegenteil: Kostenträger profitieren zwar von sinkenden Betriebskosten, verweigern jedoch gleichzeitig die finanzielle Anerkennung nachhaltiger Investitionen und entziehen diesen damit jede wirtschaftliche Grundlage," bemängelt Gregor-Meyer. 

Fazit

Die rasante Entwicklung neuer Technologien und die fortlaufenden Modifikationen gesetzlicher Vorgaben erfordern ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Der Essener Diözesancaritasverband hilft seinen Mitgliedern, sich kontinuierlich auf dem aktuellen Wissensstand zu halten und innovative Lösungsansätze umzusetzen. Als Verband ist er die Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft und seinen Mitgliedseinrichtungen. Gemeinsam werden effektive Strategien für den Klimaschutz entwickelt. Die angestrebte Klimaneutralität bis 2030 ist eine große Herausforderung, eröffnet aber auch die Chance, eine Vorreiterrolle im Klimaschutz der Sozialwirtschaft einzunehmen. (Bettina Gregor-Meyer, Sebastian Geis)

Das Themennetzwerk

Abteilungsleiter Martin Peis, Bettina Gregor-Meyer und Sebastian Geis vertreten die Interessen aller Träger von Einrichtungen der Altenhilfe im Bistum Essen in den unterschiedlichsten Gremien zum Klimaschutz. Dies sind die Kommission Pflegeversicherung, das Themennetzwerk "Klimaneutrale Caritas" des Deutschen Caritasverbandes (DCV), die AG Klimaschutz der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt Nordrhein-Westfalen (LAG FW NRW) und auf Ebene der Caritas-NRW über die Kooperationskreise Klimaschutz und Photovoltaik. Ziel dieser Netzwerkarbeit ist es, ordnungsrechtliche, umsatzsteuerliche und förderrechtliche Hürden zu überwinden. Die Gremien tagen in der Regel einmal monatlich. Der Kooperationskreis Photovoltaik vierteljährlich und bei Bedarf. Außerdem thematisieren sie den Klimaschutz in Fachgesprächen mit der Politik zB. im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie mit Abgeordneten des Land- und Bundestages. 

2024/25 wurden darüber hinaus auch Veranstaltungen zum Schwerpunkt Ernährung organisiert, um das Bewusstsein für nachhaltige Ernährung zu schärfen und deren Umsetzung im Alltag von Altenhilfeeinrichtungen zu fördern. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Bewusstseinsbildung. Die Klimaexpert*innen unterstützen die Träger bei der Entwicklung von Bildungsangeboten und Informationskampagnen, um das Verständnis für nachhaltiges Handeln zu fördern und einen kulturellen Wandel anzustoßen.

Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der sozialen Arbeit

Die Arbeitsweise der DiAG Soziale Teilhabe

Die DiAG Soziale Teilhabe war im Berichtszeitraum auf zwei Ebenen aktiv: auf Vorstandsebene und über die Fachausschüsse. Während die Fachausschüsse als zentrale Informations- und Austauschplattformen fungierten, nahm der DiAG-Vorstand Bedarfe aus den Ausschüssen auf, filterte zentrale Themen, analysierte Bedarfe und entwickelte Lösungsvorschläge - beispielsweise die Planung von Fachtagungen zu übergreifenden Themen wie Demokratieförderung oder "Gefährdung der Gemeinnützigkeit". Auch die Optimierung des DiAG-Formats wurde auf die Agenda gesetzt. Zusätzlich wurden Bedarfe regelmäßig in den Mitgliederversammlungen erfragt, um die Interessen der Träger sicherzustellen.

Fachausschüsse - Austausch und Qualitätssicherung

Die Fachausschüsse boten Fachkräften und Trägern die Möglichkeit, sich zu aktuellen Themen auszutauschen, Informationen zu teilen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Die Teilnehmenden schätzten diese Plattformen besonders für den fachlichen Austausch, die Vernetzung und praxisnahe Impulse.

Identifikation struktureller Hürden

Durch Umfragen, Austauschgespräche und Rückmeldeschleifen mit Fachkräften und Trägern konnten strukturelle Hürden identifiziert werden, wie etwa unklare Zuständigkeiten oder erschwerter Zugang zu Landesförderprogrammen.

Einfluss auf die sozialpolitische Arbeit

Die gewonnenen Erkenntnisse flossen direkt in die sozialpolitische Arbeit ein, etwa in Gespräche mit Ministerien, die Erstellung praxisnaher Handreichungen und den kontinuierlichen Austausch mit relevanten Akteuren auf Verbandsebene. Damit trug die DiAG 2024 maßgeblich zur Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der sozialen Arbeit in den Mitgliedseinrichtungen bei. (Dara Franjic)

Eure Meinung zählt!

Dass die ganz großen Themen auch die ganz Kleinen interessieren, das haben schon die jüngsten der 70 Teilnehmer*innen des achten Kinder- und Jugendkongresses am 13. September in der Fürstin-Franziska-Christine Stiftung in Essen Steele eindrücklich bewiesen. Kinder und Jugendlichen im Alter von 6 bis 20 Jahren diskutierten in Workshops über Themen wie Klimagefühle und Umweltschutz, Rechtsradikalismus, Rassismus, Kinderrechte, und den Umgang mit sozialen Medien. Die Kinder und Jugendlichen waren aus sieben Kinderheimen aus dem Netzwerk der Caritas im Bistum Essen an diesem Samstag nach Essen-Steele gekommen. 

Workshop-Szene: Ein Mann spricht mit zwei Jugendlichen auf dem Kinder und Jugendkongress Diskussionen im Workshop „Rechtsradikalismus im Alltag erkennen“Caritas / Christoph Grätz

"Ich will die anderen bei der Nutzung von Sozialen Medien auf Symbole und Emojis hinweisen, die einen rechtradikalen Hintergrund haben und mit ihnen über Alltagssituationen reden, wie man z.B. auf rechtsradikale Sprüche reagieren kann," sagt Felix, der den Workshop zum Thema rechte Positionen, Rechtsradikalismus und Rassismus gemeinsam mit dem Psychotherapeuten Fred geleitet hat. Der 19-jährige Felix, der momentan in einer Trainingswohnung wohnt, hat sich in der Schule intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, und ihm ist es ein Anliegen, die Kinder und Jugendlichen auf dem Kongress stark zu machen und für rechtsradikale Äußerungen und Symbole zu sensibilisieren. 

Eine gefrustete Generation? 

 "Ich möchte versuchen ein Bewusstsein zu schaffen und zum Faktencheck motivieren, insbesondere bei TikTok. Ich beobachte Frust und eine Überforderung in meiner Generation, angesichts der vielen existentiellen Fragen um die Zukunft wie Klimawandel, Armut, Sicherheit, Konflikte und Rente. Frust und Überforderung sind ein Nährboden für rechtsradikale Meinungen, die dann z.B. die Schuld für Missstände auf Minderheiten schieben.

 Die 18-jährie Malina sagt mit Hinblick auf die NRW-Kommunalwahlen, die am folgenden Tag stattfanden: "Rechtsradikal zu wählen, ist schlecht für die Gesellschaft, weil es eine sehr klare Ausgrenzung von Menschen bedeutet. Dabei sind wir doch alle Menschen, wir sind alle gleich und wir sollten alle zusammenhalten, damit wir gut zusammenleben können." 

Begeisterung für das Klimathema

 Emilio (17) aus Bottrop hat sich gemeinsam mit FSJlerin Merle vom Kinderheim der Franziska-Christine-Stiftung spontan bereit erklärt, den Workshop "Umweltschutz und Klimagefühle" zu leiten. Gefühle wie Angst, Wut, Schuld, Trauer, aber auch Hoffnung bestimmten unsere emotionale Beschäftigung mit diesem großen Thema, erklärt er. "Die Kinder und Jugendlichen haben Ihre Gefühle auf Karten geschrieben. Es waren nicht nur negative Gefühle wie Wut, auch Hoffnung war dabei. Der Zugang zum Klimathema über Emotionen ist persönlicher. Ich nehme von heute mit, dass man auch Kinder schon für das Thema begeistern kann."

Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen von hinten zu sehen bekommen von einem jungen Mann und einer jungen Frau Medaillen umgehängt. Goldmedaillen für die Klimaschützer*innenCaritas / Christoph Grätz

So haben sich Lucian (9) und Jerome (10) fest vorgenommen, auf ihren Müll zu achten. Jerome sagt: "Ich will darauf achten nicht mehr so viel wegzuschmeißen, das ist ja schlecht für die Umwelt. Man könnte die Sachen ja vielleicht auch noch gebrauchen. Ich finde es nicht gut, dass so viel Müll in die Meere kommt, die Tiere verschlucken das und können daran sterben." In einem Quiz am Ende des Workshops, konnten die sieben Teilnehmerinnen des ersten Durchgangs ihr Wissen testen. Am Ende erhielt jeder eine Medaille, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann stolz präsentierten.

Kinderrechte - ein Thema für die Mitbestimmung

 Im Workshop "Kinderrechte - jetzt erst recht!" beschäftigten sich die Teilnehmenden erstmal mit den internationalen Kinderrechten, wie Schutz in Kriegen und auf der Flucht, den Schutz vor Gewalt um das Recht auf Unterkunft, Fürsorge, Gesundheit, Gleichbehandlung und Privatsphäre. Ganz praktisch wurde es dann, als es um die Wahrung der Privatsphäre ging und darüber diskutiert wurde, wer einen Schlüssel zu welchen Räumen haben sollte. Schon die ganz jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben hier kräftig mitdiskutiert und Ihre Wünsche und Bedürfnisse angemeldet. Fachreferentin Lisa Schubert vom Caritasverband für das Bistum Essen fasst Ihre Eindrücke aus dem Workshop zusammen: "Für mich ist eine Frage ganz zentral: Wie können wir Kinder und Jugendliche noch mehr an der Politik beteiligen, die kommunal stattfindet?" 

Im Workshop zum Thema soziale Medien haben die Referent*innen die Kinder und Jugendlichen für einen wohl überlegten Umgang mit Sozialen Medien sensibilisiert. Es ging um kritischen Umgang mit Informationen bzw. Fakenews, und um die Möglichkeiten, die Kinder und Jugendliche haben, um auf Hatespeech und Mobbing zu reagieren. 

Ein wichtiges Thema - Beteiligung

 Gunnar Brock, Leiter des St. Barbara Kinderheimes der Caritas Duisburg begrüßte, dass dem Thema Partizipation inzwischen auch bei einem Großteil der Jungendhilfeträger und bei den Landschaftsverbänden (LWL und LVR) eine größere Bedeutung beigemessen wird zB. im Projekt "Gehört werden" von Jugend vertritt Jugend (JvJ). Die sei gesetzlicher Auftrag. 

 Er berichtete von der Veranstaltung "Dein Wort zählt" organisiert durch das Duisburger Jugendamt, Trägervertretern der Kinder- und Jugendhilfe, sowie von Jugendlichen aus der Jugendhilfe. Hier trafen sich auf Stadtebene ca. 60 Kinder und Jugendliche aus Maßnahmen der Jugendhilfe, um zu den Themen wie z.B. Feedback an das Jugendamt, Hilfeplanung und Kinderechte zu diskutieren. Brock: "Ein Modellprojekt nicht nur für das Ruhrgebiet! Hoffentlich! Der Kinder und Jugendkongress hatte - zwar anfangs noch unter anderem Namen - bereits vor acht Jahren angefangen, das Thema Mitbestimmung mit den Kindern- und Jugendlichen in unseren Heimen zu diskutieren. Wir haben erkannt, wie wichtig das Thema Beteiligung ist und welche Chancen drin bestehen." 

Impulse für die sozialpolitische Arbeit 

Lisa Schubert begrüßt die Kongressgäste: Eine Frau steht am Mikro an einem Rednerpult.Lisa Schubert begrüßt die KongressgästeCaritas / Christoph Grätz

Aber was passiert mit den Ergebnissen? Alle vier Workshops waren aufgerufen, ihre Ergebnisse zu dokumentieren und aufzuschreiben, was ihnen wichtig ist. "Diese Ergebnisse gehen nicht verloren, sondern sie werden gesammelt, aufbereitet und an die Leitungen der Kinderheime im Netzwerk der Caritas im Bistum Essen weitergegeben", erklärt Lisa Schubert. Sie zeigte sich beeindruckt von dem großartigen Engagement der 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. "Ich nehme hier wichtige Impulse für meine sozialpolitische Arbeit mit den Trägern und für die Auseinandersetzung in den politischen Gremien mit. Mir ist es wichtig, dass die Meinungen und Positionen der Kinder und Jugendlichen Gehör finden. " 

 Sie fasst die Stimmung der Beteiligten zusammen und resümiert: "Einige Kinder und Jugendlichen haben mir erzählt und dass sie neue Freundschaften geschlossen haben und ich erlebe sie als sehr neugierig und interessiert. Diese Veranstaltung ist wertvoll, denn die Themen sind wichtig und auch die Gewissheit für Kinder und Jugendliche, dass ihr Wort zählt und sie in ihren Kinderheimen aber eben auch in der Gesellschaft etwas beizutragen haben."


Info

Gruppenaufnahme von zwei Frauen und drei Männern im Freien Die Initiatorinnen des Kinder- und Jugendkongresses, (Pvl.) Jens Ruske: Pädagogische Leitung Kinderheim der Fürstin Franziska-Christine-Stiftung; Gunnar Brock: Leiter, St. Barbara Kinderheim Caritasverband Duisburg e.V.; Lisa Schubert: Diözesan-Referentin Kinder und Jugend beim Caritasverband für das Bistum Essen; Corinna Stanioch: Caritasverband Duisburg e.V., Bereichsleitung Jugend, Familie und Teilhabe und Leitung Schifferkinderheim Duisburg; Martin Roth: Stellvertretende Einrichtungsleitung Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Josef , GelsenkirchenCaritas / Christoph Grätz

Der 8. Kinder- und Jugendkongress wurde mit 950 Euro kofinanziert aus Mitteln der Caritas Stiftung im Bistum Essen. Der Kongress findet seit acht Jahren regelmäßig im September oder Spätsommer statt und wird veranstaltet von der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Erziehungshilfen AGkE im Bistum Essen.

 

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Füreineinder. Für hier. - Die "Neuerfindung" der Haussammlung

„Füreinander. Für hier.“ – Hilfe direkt um die Ecke - das ist das neue Motto der Caritas-Haussammlung. In der Botschaft „Füreinander. Für hier.“ spiegelt sich der Kern unseres caritativen Engagements: Es geht um Hilfe direkt vor Ort, in unserer Gemeinde, in unserer Nachbarschaft. Wir sind „füreinander“ da und helfen „hier“, direkt um die Ecke. Mehr dazu lesen Sie hier.
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