Älterwerden ist nichts für Feiglinge

Wenn Menschen mit einer geistigen Behinderung die 60 Jahre überschritten haben, stellen sich ihnen besondere Herausforderungen. Denn meist haben sie nur wenige Möglichkeiten, sich barrierefrei über altersbedingte Veränderungen und Krankheiten zu informieren, und somit häufig keine klaren Vorstellungen zu den Facetten des Älterwerdens. Auch die Mitarbeitenden der Behindertenhilfe stehen vor der Aufgabe, den Lebensabschnitt Alter - vor allem mit einer Demenzerkrankung - zu gestalten.  

Hier knüpft das Projekt "D_MENZ VERSTEHEN" der Caritas Gelsenkirchen an. Sein Ziel ist, die Beschäftigten in der Behindertenhilfe und Menschen mit geistiger Behinderung rund um das Themenfeld Biografie-Arbeit, Älterwerden und Demenz zu informieren und zu sensibilisieren. Denn je mehr Wissen besteht, umso besser kann ein Austausch darüber stattfinden. Im Dezember 2019 wurde das Projekt nach dreijähriger Laufzeit abgeschlossen. Beteiligt waren sechs Einrichtungen der Behindertenhilfe im Bistum Essen, gefördert wurde es vom Innovationsfonds der Caritas im Bistum Essen.

In den sechs Kooperationseinrichtungen sind die Auswirkungen des demografischen Wandels deutlich spürbar: fast 80 Prozent der Bewohner haben mit dem 45. Lebensjahr die Schwelle zum Alter erreicht oder überschritten. Frühes Altern bei geistiger Behinderung, aber auch etwa das Down-Syndrom führen zu einem hohen Risiko, an Demenz zu erkranken. Die Themen Alter und Demenz sind also in der Behindertenhilfe hoch aktuell, deshalb bot das Projekt "D_MENZ VERSTEHEN" den Mitarbeitenden Fortbildungsthemen zu Gerontologischem Basiswissen, Biografie-Arbeit, Diagnostik, Validation und Kommunikation sowie Alltags- und Milieugestaltung an.

Für die Zielgruppe Menschen mit geistiger Behinderung wurde der 16-teilige, barrierefreie Bildungskurs "Älterwerden ist nichts für Feiglinge" geplant und umgesetzt. In sechs Gruppen setzten sich je fünf bis sieben Teilnehmende mit sich selbst, altersbedingten Veränderungen und den Verhaltensweisen ihrer demenzkranken Mitmenschen auseinander.

Die kreativen und fachlich fundierten Methoden dieses Bildungskurses wurden anschließend so aufbereitet, dass Mitarbeitende der Behindertenhilfe auch nach Projektende einzelne Inhalte oder auch den ganzen Kurs in der eigenen Einrichtung besprechen und umsetzen können. In Planung ist ebenfalls eine Buchveröffentlichung zum Bildungskurs: Mitarbeitende der Behindertenhilfe und Interessierte erhalten hier Hintergrundwissen zu den Themen Biografiearbeit, Älterwerden und Demenz, eine umfangreiche Kursanleitung zu allen 16 Gruppentreffen und das dazugehörige Material um selbstständig Bildungsinhalte umzusetzen. Das Buch soll Mitte 2020 erscheinen.

(Luisa Borgmann)

Informationen und Ergebnisse zum Projekt "D_MENZ VERSTEHEN"