Sexualität gehört zum menschlichen Leben - unabhängig von Alter, Behinderung oder sozialem Hintergrund. Doch wie gehen soziale Einrichtungen mit diesem sensiblen Thema um? Die neue Ausgabe des Magazins "caritas in NRW" (2/2025) beleuchtet, wie katholische Einrichtungen der Altenhilfe, Behindertenhilfe und Jugendhilfe mit den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner und den Herausforderungen rund um Sexualität umgehen.
Anna Direktor und Susanne Sponsel, Pflege-Praktikerinnen beim Ludgeri-Stift in Essen (v.l.Caritas Essen | Christoph Grätz
Ältere Menschen in Pflegeheimen verzichten nicht auf ihr Bedürfnis nach Nähe und Partnerschaft. Einrichtungen stehen vor der Aufgabe, diesen Wunsch zu respektieren, während sie zugleich persönliche Grenzen von Mitbewohnenden und auch von Pflegekräften wahren müssen. Der Schutz vor Übergriffen steht an erster Stelle. So berichten Anna Direktor und Susanne Sponsel, zwei Pflege-Praktikerinnen vom Ludgeri-Stift in Essen, wie Senioreneinrichtungen mit Bedürfnissen nach Nähe, Zärtlichkeit und Sexualität bei Menschen mit Demenz oder Beeinträchtigungen umgehen. Begleitend zum Artikel ist das Gespräch mit den beiden Pflege-Expertinnen in Episode #101 der Podcast-Reihe caritalks zu hören.
Selbstbestimmung in der Behindertenhilfe: Abbau von Barrieren
Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Doch oft stehen ihnen strukturelle Hürden im Weg. Wie eine sie unterstützende Umgebung Beziehungen ermöglichen und Diskriminierung abbauen kann, schildert eine Reportage über das Vinzenz-Heim für Menschen mit Behinderung in Aachen. Dort gibt es ein "Kompetenzteam sexuelle Selbstbestimmung", das Weiterbildung, kollegiale Beratung und Fachaustausch anbietet, um Bewohnende in ihrer sexuellen Entwicklung zu unterstützen.
Christliche Werte als Orientierung für die Praxis
Viele Caritas-Einrichtungen engagieren sich für einen offenen und respektvollen Umgang mit Sexualität. Dabei stehen Würde, Nächstenliebe und Selbstbestimmung des Menschen im Mittelpunkt. Notwendig sind Fachlichkeit, klare Konzepte und eine Haltung beim Personal, die jedem Menschen gerecht wird.
Und die Kirche - so der Theologe und Biologe Ulrich Lüke - sollte verschiedene sexuelle Neigungen anerkennen und respektieren, einschließlich Homosexualität, Heterosexualität und Bisexualität. Dabei bedeute die bloße Existenz einer sexuellen Neigung oder Praxis nicht automatisch, dass sie als gut zu bewerten oder zu tolerieren sei. Lüke erinnert an ein Wort des heiligen Augustinus, der trotz seines früheren ausschweifenden Lebensstils eine Richtlinie für ethisches Verhalten im Bereich der Sexualität formulierte: "Liebe, und dann tu, was du willst!" Diese Maxime impliziert, dass wahre Liebe zum Mitmenschen zu einem angemessenen Verhalten führt, ohne dass detaillierte Verhaltensregeln nötig wären. Das könnte eine Faustformel für die Kirche sein, meint der Theologe und Seelsorger Lüke.
Pflege sicherstellen
Der Bistumsteil zeigt auf, welche Chancen die Anwerbung und Ausbildung junger Pflegefachkräfte aus dem Ausland bieten kann. Der Caritasverband Westerwald Rhein-Lahn hat damit bereits Erfahrungen gemacht und gab diese beim Forum "Pflege" in Essen weiter. Dort diskutierten auf Einladung des Caritasverbandes für das Bistum Essen rund 70 Expertinnen und Experten innovative Wege, die Versorgung alter Menschen auch in Zukunft sicherzustellen.
Der Alltag in einer Pflegefamilie
Darüber hinaus wird der stressige, aber auch erfüllende Alltag einer Pflegefamilie aus Oberhausen vorgestellt, die neben zwei eigenen Kindern auch die Verantwortung für drei Pflegekinder übernommen hat. Das Interview mit den Pflegeeltern Saskia und Benjamin Karkutt ist in ganzer Länge in Folge #98 des caritalks-Podcast zu hören. Die neue Ausgabe der Caritas in NRW ist ab sofort erhältlich und online unter www.caritas-nrw.de verfügbar.