Wie wichtig die Arbeit ist, zeigt, dass allein an den drei Standorten der Bahnhofsmission im Bistum Essen - in Duisburg, Essen und Bochum - der Dienst über 88-tausendmal von Reisenden und Menschen in Not in Anspruch genommen wurde (Zahlen von 2016). Diese Arbeit wäre ohne die Ehrenamtlichen, die hier täglich im Einsatz sind, nicht möglich. Was Menschen bewegt, sich bei der Bahnhofsmission zu engagieren, fragten wir eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bahnhofsmission Duisburg. Ein Interview mit Monika Mengoni.
Frau Mengoni, als Rentnerin könnten Sie doch auch Ihren Garten pflegen, sich um die Enkelkinder kümmern oder verreisen, warum engagieren Sie sich in der Bahnhofsmission?
Ich habe genügend Freizeit, die ich mit angenehmen Dingen verbringe. Bei meiner Verrentung mit 63 Jahren war mir aber auch klar, dass ich mir noch eine sinnvolle Aufgabe suche. Ich habe in meinem Leben viel Gutes erfahren und möchte daran andere Menschen teilhaben lassen, die vielleicht nicht in dieser glücklichen Situation sind. Und so habe ich im September 2015 mein Ehrenamt bei der Bahnhofsmission Duisburg aufgenommen.
Was bewegt Sie besonders, wenn Sie den Menschen in der Bahnhofsmission begegnen?
Die Menschen, die in die Bahnhofsmission kommen, brauchen Zuwendung. Dies kann eine nette Geste, ein aufmunterndes Wort oder eine kleine Stärkung sein. Mir ist der respektvolle Umgang mit meinen Mitmenschen wichtig. Ich habe Achtung vor meinen Mitmenschen und ihren Schicksalen. Die Arbeit bei der Bahnhofsmission ist für mich eine sinnstiftende Aufgabe. Außerdem empfinde ich eine große Dankbarkeit und möchte auch anderen Menschen Hoffnung geben. Im Frühjahr 2016 wurde bei mir Brustkrebs festgestellt. Ich habe mich aber nicht von der Diagnose unterkriegen lassen und nach Abschluss der Behandlung meinen Dienst in der Bahnhofsmission wieder aufgenommen. Meine Hoffnung auf Genesung hat sich erfüllt. Es geht mir wieder gut.
Was wünschen Sie sich für die Bahnhofsmission Duisburg?
Mehr Platz! Ich würde mir wünschen, dass die Bahnhofsmission mehr Räume hätte, um den Bedürfnissen der Besucher noch gerechter werden zu können. Oft frage ich mich auch bei Rundgängen im Bahnhof, warum die Bahnhofsmission nicht besser über die Ausschilderung im Bahnhof erkennbar ist.
Das Gespräch führte Christoph Grätz.
Anlässlich des Gedenktages feiert die Bahnhofsmission in Essen am 22. April ihr 120-jähriges Bestehen mit einem "Tag der offenen Tür". Im Bahnhof und in den Räumen des Dienstes gibt es Lose zu kaufen und eine Spendenaktion. Die Fotoausstellung "Bahnhofsmission damals und heute" gewährt Einblicke in die 120-jährige Geschichte der Kooperation von Caritas und Diakonie.
Info:
Bundesweit kümmern sich die Bahnhofsmissionen jährlich um mehr als zwei Millionen Menschen. Sie helfen jedem - sofort, gratis und ohne Vorbedingungen. Und das seit weit über hundert Jahren an derzeit mehr als hundert Orten in Deutschland. Die Hilfe ist unbürokratisch, vertraulich und mit anderen Hilfeangeboten in Städten und Regionen vernetzt.
Die Statistik der Bahnhofsmissionen ist umfangreich. Erfasst sind Alter, Geschlecht und Lebenslagen der unterstützten Personen sowie die Arten der Hilfe: Auskünfte, Aufenthalte in der Bahnhofsmission, materielle Hilfen, Bekleidungshilfen, Telefonate, seelsorgliche Gespräche, die Weitervermittlung an andere Hilfseinrichtungen, die Unterstützung von Reisenden bis hin zu Kriseninterventionen. Bahnhofsmissionen sind Einrichtungen der Evangelischen und Katholischen Kirche.