Vier von fünf Ganztagsangeboten in NRW werden von Trägern der Freien Wohlfahrtspflege geführt. Auch die Caritas im Ruhrbistum, die in 45 Schulen täglich rund 4.600 Kinder betreut, beteiligt sich an dieser Kampagne. Tenor: Ob ein Kind im Offenen Ganztag auf ausgebildete Fachkräfte, hochwertige Bildungsangebote und eine gute räumliche Ausstattung treffe, hänge in erster Linie von der Finanzkraft seines Heimatortes ab. "Wer in einer armen Kommune lebt, hat das Nachsehen", erklärt Martina Lorra, Referentin für Offenen Ganztag und Beratungsdienste im Caritasverband für das Bistum Essen.
Um in der Öffentlichkeit auf dieses Anliegen aufmerksam zu machen, schicken die Kinder der Grillo-Schule im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke am 30. Mai um 15 Uhr Helium-Ballons mit auf Briefkarten geschriebenen Wünschen an die Ganztagsschule auf die Reise. In Duisburg haben die Kinder aus fünf Grundschulen bereits Papier-T-Shirts mit ihren Wünschen bemalt und zu einem Foto-Shooting mitgebracht. In Gladbeck werden am 1. Juni rund 600 Kinder und Mitarbeitende der OGS auf dem Rathausplatz gegen die Mangelzustände des Offenen Ganztags demonstrieren.
In der OGS werden Kinder und Jugendliche bei den Hausaufgaben betreut, bekommen ein warmes Essen und können an Freizeit- und Ferienangeboten teilnehmen. Referentin Martina Lorra rechnet vor: "Die Kosten pro Kind für einen gut ausgestatteten Ganztags-Platz belaufen sich auf mindestens 3.000 Euro im Jahr. Das Land zahlt jedoch nur 994 Euro, die Kommunen müssen mindestens 435 Euro als Eigenanteil dazugeben, wobei die Elternbeiträge damit schon verrechnet werden können. Die hierdurch entstehende Lücke geht zu Lasten der Qualität, da die Träger Beträge in solcher Höhe nicht zuschießen können."
Besonders Ruhrgebietskommunen, die in der Haushaltssicherung seien, ständen hier vor großen Problemen. "Wenn eine Stadt nur den Mindestförderbetrag aufbringen kann, sind die Kinder dem Bildungsgefälle zwischen reichen und armen Kommunen ausgesetzt", so Lorra. "Um Bildung nicht an soziale Herkunft zu koppeln und den Kindern gleiche Chancen zu ermöglichen, erwarten wir von der NRW-Landesregierung eine deutliche Aufstockung ihrer Fördergelder."
Ansprechpartnerin Martina Lorra, Tel. 0201 81028 519, martina.lorra@caritas-essen.de