Lea Hübers und Michelle Petereit besuchen in ihrer Freizeit Elisabeth Stienen aus dem Vincenzhaus. Hubert Röser
"Ich komme gerne hier hin, um mit den Bewohnern zu spielen", sagt Lea Hübers, während sie aufmerksam die ausgelegten Plättchen beim Rummykub verfolgt. Gemeinsam mit ihrer ebenfalls 13-jährigen Freundin Michelle Petereit nimmt sie einmal im Monat aktiv an dem Projekt "Jung trifft Alt" teil. Derzeit sind es rund 30 Schülerinnen und Schüler, die sich nach dem Unterricht knapp zwei Stunden Zeit nehmen, um diese mit den Bewohnern zu verbringen - mal wird gemeinsam gespielt, mal wird sich unterhalten, mal ein gemeinsamer Spaziergang gemacht. "Gelacht wird auf jeden Fall immer", freut sich die 74-jährige Elisabeth Stienen über den Besuch, den sie von den beiden nun schon seit über einem Jahr monatlich erhält.
Hier entstehen echte Beziehungen
"Es gehört zum Konzept des Projekts, dass die Jugendlichen immer konkreten Menschen zugeordnet sind", erklärt Dr. Sabine Felbecker die Ausrichtung des Generationen verbindenden Besuchsdienstes, den sie vor 18 Jahren mit zwei anderen Religionslehrern ins Leben gerufen hat. "Dadurch entstehen echte Beziehungen zwischen den Gymnasiasten und den Senioren - und das ist ja das Ziel der ganzen Maßnahme." Jan Weber, Projektverantwortlicher vom "Sozialen Dienst" des Vincenzhauses, weiß sogar von Schülern, die im 5. Schuljahr erstmalig an der Aktion teilgenommen haben und auch nach dem Abitur hin und wieder mal vorbei kommen, um nach "ihren" Bewohnern zu schauen. Vielleicht ist diese Nachhaltigkeit auch ein besonders wichtiger Grund, warum "Jung trifft Alt" von der Stadt Oberhausen mit einem Preis für Bürgerschaftliches Engagement ausgezeichnet wurde.
Gemeinsame Gesprächsthemen
Rabea Janiak und Maren Katharina Naudszus: „Wir spüren, wie sehr sich die Menschen über unseren Besuch freuen!“Hubert Röser
Finden sich denn eigentlich Themen, über die Senioren und Schüler gemeinsam reden können? "Aber sicher", sagt Lore Hagemann, in deren Zimmer es sich gleich drei Jugendliche bequem gemacht haben: "Wir sprechen oft über die Schule: Wie war sie früher, wie ist sie heute. Was hat sich verändert?" Und so fand sie es spannend, als sie kürzlich vom Gymnasium zum Gegenbesuch eingeladen wurde und nach langer Zeit mal wieder die "Schulbank gedrückt" hat. "Es war interessant zu sehen, wie meine Drei sich in der Klasse verhalten …"
Dass sich die Schüler im Unterricht oft ganz anders geben als im Seniorenheim, ist auch Sabine Felbecker bereits aufgefallen: "Es scheint so, als würden hier ganz andere Kompetenzen entwickelt, die mit der Schule nichts zu tun haben." Dass mit den Besuchen aber auch Belastungen verbunden sind, wollen die Jugendlichen nicht verschweigen. Rabea Janiak: "Es ist schwer zu sehen, wie die alten Leute manchmal innerhalb weniger Wochen erheblich abbauen und immer schwächer werden. Doch oft habe ich dann ganz besonders das Gefühl, dass sie sich über unseren Besuch freuen …"
Caritas-Jahresthema Generationengerechtigkeit
"Mach dich stark für Generationengerechtigkeit" ist 2016 das Jahresthema der Caritas bundesweit. Die Caritas im Bistum Essen stellt in diesem Jahr Projekte und Aktivitäten in den Mittelpunkt, die zeigen, wie Generationen voneinander profitieren können. Sie will zeigen, welche Hilfen für Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen sie bietet und welche Konzepte sie für das Zusammenleben hat. Außerdem will sie als Arbeitgeberin den Lebensumständen ihrer Beschäftigten Rechnung tragen. (Hubert Röser)