Die Delegiertenversammlung des Diözesan-Caritasverbandes hat am Donnerstagabend nach einer kontroversen Diskussion eine organisatorische Neuausrichtung des Verbandes, die der Caritasrat angestoßen hatte, in ihren Zielsetzungen begrüßt. In einem einstimmigen Beschluss wurde dabei festgehalten, dass Vertreter der Mitarbeitenden und der Mitglieder des Verbandes in der weiteren Phase der konkreten Ausgestaltung intensiv beteiligt werden und künftig der Projektgruppe zur Zukunftsentwicklung des Verbandes angehören.
Im Vorfeld sowie im Verlauf der Delegiertenversammlung hatte es viele kritische Rückmeldungen zu den vorliegenden Ergebnissen für die geplanten organisatorischen Veränderungen gegeben. Eingefordert wurde vor allem eine breitere Beteiligung, um sicherzustellen, dass der Caritasverband seine vielfältigen Dienstleistungen für seine Mitgliedsverbände und -einrichtungen auch in Zukunft erfolgreich wahrnehmen kann.
Eine organisatorische Neuausrichtung hatte der Caritasrat nach dem Ausscheiden der damaligen Caritasdirektorin Sabine Depew im Jahre 2020 beschlossen. Ziel war es, vor einer regulären Nachbesetzung des Vorstandes zunächst die wirtschaftliche und organisatorische Situation des Verbandes kritisch zu analysieren. Hierzu wurde eine Projektgruppe zur Zukunftsentwicklung des Verbandes initiiert, die von einer Unternehmensberatung begleitet wurde. Die Mitglieder des Diözesan-Caritasverbandes wurden während der Analyse in einer größeren Zahl von Interviews beteiligt.
Im Herbst lagen dann die Ergebnisse vor, die eine agilere Struktur vorsehen und zugleich die Steuerung der Geschäftsstelle durch einen künftig zweiköpfigen Vorstand verstärken. In der Folge wird eine nachgeordnete Führungsebene verändert, eine bisherige Abteilung aufgelöst und die dortigen Mitarbeitenden direkt den zukünftigen zwei Vorständen zugeordnet. Mit zwei bisherigen leitenden Mitarbeitenden, für die es keine weitere Beschäftigung in der neuen Struktur gibt, werden derzeit Gespräche geführt, um eine sozial verträgliche Lösung zu finden. Kündigungen wurden bislang nicht ausgesprochen.
Die Delegiertenversammlung bestätigte die Entscheidung für das künftige Führungsmodell, so dass das laufende Bewerbungsverfahren fortgesetzt wird. Die Zeit bis zur Besetzung der beiden Vorstandsämter soll nun genutzt werden, um das künftige Organisationsmodell weiter zu entwickeln und die Bedarfe der Mitglieder sowie die Anliegen der Mitarbeitenden zu berücksichtigen.
Der Vorsitzende des Caritasrates, Generalvikar Klaus Pfeffer, zeigte sich erleichtert nach der weit über dreistündigen Debatte: "Wir haben kontrovers und leidenschaftlich debattiert und am Ende eine einvernehmliche Vereinbarung gefunden, um nun mit größerer Beteiligung die Neuausrichtung weiter zu entwickeln." Dies sei wichtig angesichts einer sehr "fragilen Situation" des Verbandes, der in den zurückliegenden Jahren durch mehrere Vorstandswechsel in ein unruhiges Fahrwasser geraten sei. Pfeffer dankte deshalb ausdrücklich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unter zeitweise schwierigen Bedingungen ihren Dienst tun. "Es muss uns gelingen, eine Struktur zu entwickeln, die für die nächsten Jahre Stabilität sichert", so Pfeffer.
Erst einmal aber steht dem Verband ein erneuter Wechsel an der Spitze bevor: Da der Interims-Caritasdirektor Matthias Schmitt zum Jahreswechsel in die Spitze des Kölner Diözesan-Caritasverbandes wechselt, übernimmt nun Hans-Georg Liegener als kommissarischer Vorstand die Leitung des Verbandes, bis die neuen Vorstandsämter regulär besetzt werden können. Mit Liegener konnte ein erfahrener Caritas-Mann aus dem Bistum Aachen gewonnen werden, der zudem Kompetenzen als Organisationsberater mitbringt. Schwerpunkt seiner Aufgabe wird es deshalb auch sein, den weiteren Prozess der Neuausrichtung zu begleiten.
Cordula Spangenberg