Wie kann ein mathematisches Modell dazu beitragen, dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen? Dieser Frage widmet sich die neue Episode des caritalks-Podcasts unter dem Titel: "Pflege in der Krise: Kann eine Rechenformel den Weg aus dem Personalmangel weisen?"
Jetzt reinhören: Die neue Folge von caritalks ist auf allen gängigen Plattformen verfügbar oder über diesen Link: https://caritalks.podigee.io/106-caritalks-personalbemessung-in-der-pflege.
Frank Krursel, Offene, stationäre & palliative Versorgung; Schwerpunkt: Stationäre Altenhilfe & Pflege, palliative VersorgungCaritas Essen | Nicole Cronauge
In dieser caritalks-Episode spricht Christoph Grätz mit seinem Kollegen Frank Krursel, Fachreferent beim Caritasverband für das Bistum Essen, über die sogenannte Personalbemessung (PeBem) - ein zentrales Instrument zur Ermittlung des tatsächlichen Personalbedarfs in Altenpflegeeinrichtungen. Die Personalbemessung basiert auf einem wissenschaftlich ermittelten Algorithmus, entwickelt von Professor Heinz Rothgang und seinem Team an der Universität Bremen.
Passgenauer Personaleinsatz
Krursel erklärt, wie PeBem die Grundlage für eine passgenaue und zukunftssichere Personalausstattung in der stationären Altenhilfe schaffen soll - differenziert nach Pflegehilfskräften, Assistenzkräften und Pflegefachkräften. Dabei geht es nicht nur um Zahlen: Die Umsetzung stellt Träger und Einrichtungen auch vor strukturelle, personelle und pädagogische Herausforderungen. Insbesondere die Nachqualifizierung von Hilfskräften rückt in den Fokus. Der größte Personalmehrbedarf liegt laut Studie im Bereich der Assistenzkräfte - mit einem Plus von 69 Prozent. Diese differenzierte Betrachtung zeigt, wie wichtig es ist, Personalstrukturen gezielt weiterzuentwickeln; die Personalbemessung ist dabei ein Instrument.
Ein zentrales Ergebnis der Rothgang-Studie zeigt: Viele pflegerische Maßnahmen bleiben aufgrund unzureichender Personalausstattung auf der Strecke. Die Wissenschaftler*innen empfehlen, Pflegefachkräfte stärker auf komplexe Aufgaben zu konzentrieren, während Routineaufgaben durch qualifizierte Assistenzkräfte übernommen werden sollen.
Krursel berichtet im Gespräch, wie der Caritasverband Altenheime bei der Einführung der Personalbemessung unterstützt - und warum es auch Vorbehalte gegenüber dem Modell gibt, etwa in Bezug auf Verantwortungsfragen im Team. Der gesetzliche Fahrplan sieht vor, dass die Personalbemessung bis Ende 2025 bundesweit eingeführt wird. Krursel appelliert an Einrichtungen, jetzt die verfügbaren Informations- und Schulungsangebote zu nutzen.
Ein Beispiel aus der Praxis
Hier eine Berechnung für in Altenheim mit 74 Bewohner*innen:
- 0 davon mit Pflegegrad 1
- 20 haben Pflegegrad 2
- 28 Pflegegrad 3
- 20 Pflegegrad 4 und
- 6 Pflegegrad 5
Die PeBem-Berechnung zeigt folgenden Personalbedarf:
- Pflegehilfskräfte: 10,77
- Assistenzkräfte: 7,84
- Pflegefachkräfte: 13,65
(Quelle: https://carerockets.com/de/blog/personalbemessung-pflege-2023)
Weiterführende Links:
- Infos vom Pflegenetzwerk Deutschland zur Personalbemessung (PeBem): https://pflegenetzwerk-deutschland.de/schwerpunkte/arbeitsbedingungen/das-personalbemessungsverfahren-nach-prof-rothgang
- Eine kritische Auseinandersetzung mit der PeBem der Pflegekammer NRW: https://www.pflegekammer-nrw.de/pflegepersonalbemessung-gesetzliche-umsetzung-der-rothgang-studie-verunsichert-die-pflegepraxis-2/
- Informationen zur Zeitschrift Caritas in NRW: https://www.caritas-nrw.de/