Immer wieder stellt sich Yagmur Boumazous die Frage, wie es sein kann, dass Menschen plötzlich ohne Wohnung, ohne Arbeit und ohne Krankenversicherung dastehen. Die Not und die Einsamkeit, der sie täglich in ihrer Arbeit im Tagesaufenthalt der Caritas Lüdenscheid begegnet, sind groß.
Boumazous (37) arbeitet teils ehrenamtlich, teils über Arbeitsgelegenheit in der Küche des Tagestreffs der Caritas Lüdenscheid und hilft in der Kleiderkammer aus. Gemeinsam mit Teamleiter Atilla Gültekin (41) und weiteren Haupt- und Ehrenamtlichen bietet sie Menschen ohne feste Bleibe einen Ort der Hilfe und Begegnung. Wer auf der Straße lebt, kann hier seine Wäsche waschen, duschen und in der Kleiderkammer neue Anziehsachen bekommen. Der Treff ist an die Beratungsstelle für Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen angeschlossen und öffnet montags bis donnerstags seine Türen.
Verbesserung der gesundheitlichen Situation
"Diese Anlaufstellen sind für Menschen ohne Wohnung ein wichtiger Anker, weil sie hier kostenlos Beratung, Hilfe und Ansprache bei seelischer Not bekommen. Viele leiden psychisch und körperlich unter den Folgen von Krankheit, Einsamkeit, Drogenmissbrauch und Gewalt, aber viele Betroffene haben keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung. Deshalb fordern wir für Menschen, die von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betroffen sind, eine Sicherstellung des Krankenversicherungsschutzes und damit die Möglichkeit, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen", sagt Angelika Wagner, Referentin für Sozialberatung und Wohnungslosenhilfe beim Caritasverband für das Bistum Essen.
Im Netzwerk der Caritas im Bistum Essen gibt es vielfältige Angebote für Menschen ohne feste Bleibe, die in der Regel auf die Mitarbeit Ehrenamtlicher, wie Yagmur Boumazous, angewiesen sind: Wohnungslosigkeit (caritas-essen.de).
Im aktuellen caritalks-Podcast erzählen Boumazous und Gültekin von ihrer Arbeit im Tagesaufenthalt. Sie berichten, welche Erlebnisse sie anrühren und welche Grundhaltung es für diese Arbeit braucht. "Manchmal ist es schwer auszuhalten, wenn Menschen keine Hilfe annehmen", sagt Boumazous. Und hin und wieder gebe es auch brenzlige Situationen und Konflikte, mit denen man professionell umgehen müsse. Es sei wichtig, nicht alles, was gesagt werde, persönlich zu nehmen, so Boumazous. "Ich habe hier definitiv gelernt, nicht nachtragend zu sein", erklärt die Ehrenamtliche, die trotz aller Schwierigkeiten gerne im Tagestreff mithilft. Denn "mit dieser Arbeit bin ich auch selber irgendwie gewachsen", sagt sie stolz. Der Podcast "caritalks" ist auf www.caritas.ruhr, auf podigee sowie sämtlichen gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.
Der Tag der Wohnungslosen
Der Tag der Wohnungslosen ist ein bundesweiter Aktionstag, der jährlich am 11. September begangen wird. Er soll auf die bestehende Wohnungsnot aufmerksam machen und helfen, die Wohnungslosigkeit zu beenden. Laut der Zahlen des Wohnungslosenberichts der Bundesregierung für 2022 sind rund 263.000 Menschen ohne Wohnung.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W), zu der auch die Caritas gehört, stellt diesen Tag in diesem Jahr unter das Motto "WOHNUNG_LOS: Gemeinsam mehr erreichen". Er soll die grundlegende Bedeutung von Bündnissen, Netzwerken und Kooperationen innerhalb und außerhalb der Wohnungsnotfallhilfe hervorheben. Außerdem soll der Tag Menschen bewusst machen, wie sie sich lokal einbringen können, um Menschen ohne feste Bleibe zu helfen.
Infos zur Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.: Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (bagw.de)